Kinder in den Blaulichtorganisationen
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3. DGUV-Sicherheitsfachgespräch
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hatte Ende letzten Jahres bereits zum dritten Mal zum Sicherheitsfachgespräch in ihre Dresdner Akademie eingeladen. Die Nachwuchsgewinnung in den Blaulichtorganisationen stand dabei im Mittelpunkt der Referate und Diskussionen.
„Kinder und Jugendliche in der Feuerwehr und den Hilfeleistungsorganisationen“ – der Titel verdeutlichte bereits, dass das Thema Nachwuchs nicht nur die Feuerwehr sondern auch andere Hilfsorganisationen gleichermaßen beschäftigt. Viele unterschiedliche Aktionen der Mitgliedergewinnung laufen bereits auf kommunaler oder auf der Landesebene in den einzelnen Bundesländern. Dabei sind jedoch viele Fragen noch nicht endgültig oder zufriedenstellend beantwortet. Dazu zählen die Fragen nach den Anforderungen an die Betreuungspersonen, nach der Verantwortung und zu den Inhalten von pädagogischen Konzepten.
Gleich zu Beginn der Veranstaltung lenkte der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes Hartmut Ziebs mit seinem Impulsvortrag die Aufmerksamkeit jedoch auf ein weiteres, wichtiges Thema. Die Inklusion stelle manche Feuerwehren noch immer vor scheinbare Probleme, stellte Ziebs fest. Es gelte Wege zu finden, um junge Menschen mit Beeinträchtigungen im Dienstgeschehen der Feuerwehren zu integrieren.
Doch das genügt noch nicht, es muss auch für die Zeit nach der Jungendfeuerwehr gesorgt werden. Den Menschen mit Beeinträchtigungen müssen Wege offen stehen, damit sie aktiv an dem Leben in den Wehren teilhaben können. Dies sei beispielsweise in der Einsatzdokumentation, als Gerätewart oder als Fachberater möglich, so Ziebs weiter.
Dem schloss sich der „Leiter des Interministeriellen Arbeitsstabes für die Belange Behinderter Menschen“ Ministerialrat Torsten Einstmann in seinem Vortrag an. Er gab wertvolle Hinweise, die für das Gelingen einer erfolgreichen Inklusion notwendigerweise zu beachten sind. Dazu zählt die Barrierefreiheit im Gerätehaus genausso, wie die auf den Internetseiten.
Wie eine echte Erfolgsstory in der Jugendarbeit aussieht, zeigt die 50jährige Geschichte der Deutschen Jugendfeuerwehr. Der ehemalige Bundesjugendfeuerwehrwart Andreas Huhn konnte über stabile Mitgliedszahlen in der Deutschen Jugendfeuerwehr berichten, die nur dank der herausragenden Leistungen der ehrenamtlichen Jugendleiter, Betreuer und Förderer der über 18.000 Jugendgruppen erreicht wurden.
Weitere Referenten stellten dem Fachpublikum aus ganz Deutschland die Organisation der THW-Jugend vor, in der Kinder bundeseinheitlich ab 6 Jahren in „Minigruppen“ aufgenommen werden. Außerdem wurden das Modell der Bambini-Gruppen der Feuerwehren in Rheinland-Pfalz, in dem besonders die pädagogischen Inhalte interessant sind und das Jugendrotkreuz des DRK vorgestellt. Dabei wurde deutlich, dass in allen Organisationen großer Wert auf die frühzeitige, kindliche Vermittlung von Sicherheitsbewusstsein sowie auf das richtige Verhaltens in Notsituationen gelegt wird.
Die teilweise oder dauerhafte gemeinsame Dienstgestaltung der Kindergruppen der verschiedenen Organisationen der BOS kann besonders bei sehr kleinen Gruppen – etwa mit weniger als sechs Kindern – von Vorteil sein. Den Kindern sollte in jedem Fall die Möglichkeit gewährt werden, sich je nach Interessenlage ab eines gewissen Alters selbst für eine der Organisation entscheiden zu können. Dabei sollte auch einer Doppelmitgliedschaft – z. B. in der DLRG und in der Jugendfeuerwehr – nichts im Wege stehen. Auf keinen Fall darf es in den Kinder- und Jugendarbeit der BOS zu Konkurrenzdenken kommen.
Von besonderem Interesse für die Teilnehmer waren die Präsentationen zu Beispielen der Arbeit vor Ort zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Die Referenten aus den Unfallkassen und Berufsgenossenschaften legten ihre Erkenntnisse zu folgenden Themen dar:
+ maßgeschneiderte Präventionskonzepte,
+ Unfälle mit Jugendlichen im Ehrenamt,
+ Pflichten und Verantwortlichkeit von Betreuungspersonen,
+ Physiologie von Kindern und Jugendlichen,
+ Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung.
Fragen wie „Kann ich mit der Kindergruppe auch den Löschangriff nass durchführen?“ werden immer wieder an die Unfallkassen herangetragen und verdeutlichen den Bedarf an gut geschulten Betreuern und praxistauglichen Konzepten zur kindgerechten Dienstgestaltung. Auch der bei den Jugendfeuerwehren beliebte „Berufsfeuerwehrtag“ oder „24 h-Dienst“ wurde einer kritischen Betrachtung unterzogen. Dabei kann es schon vorkommen, das die Mädchen und Jungen in ihrem Eifer auch seher gefordert /überfordert werden und die Ruhephasen zu kurz ausfallen. Zehn „Einsätze“ in 24 h müssen nicht sein und bringen neben Überforderung auch große Unfallgefahren mit sich. Dabei ist außerdem darauf zu achten, das kein Einsatz im direkten Gefahrenbereich erfolgen darf. Auch das Anheben und Bewegen von Lasten muss erwachsenen Feuerwehrangehörigen vorbehalten bleiben.
Zur Verhütung von Unfällen wurde von den Fachreferenten sehr intensiv auf die psychischen wie auch physischen Abläufe in der Entwicklung der sechs bis 16 Jahre alten Mädchen und Jungen eingegangen. Dabei erschlossen sich Gefahren, die einem Erwachsenen im Normalfall verborgen bleiben. Bei der Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen muss dies stets beachtet werden
Um einen sicheren Weg in der Kinder- und Jugendarbeit gehen zu können, ist das „FUK Medienpaket 22 – Kinder in der Feuerwehr“ absolut empfehlenswert. Darin werden Tipps für Freizeitaktivitäten, wie auch für den Dienstablauf und Übungen gegeben.
Die breite Palette an Referenten aus verschiedenen Bereichen und Organisationen machte die zwei Tage in Dresden zu einer interessanten und angenehmen Weiterbildung, die sich zunehmender Resonanz im Fachpublikum erfreut. Der Dank gilt der DGUV, die für das Seminar keine Kosten bei den Teilnehmern erhebt.
Ramón Arnold
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