DRK-Präsidentin Hasselfeldt: Ehrenamt gezielt fördern
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Gehen Deutschland die Helfer aus? Was kann man tun, um deren Arbeit zu würdigen, zu belohnen und Anreize zu schaffen?
Gehen Deutschland die Helfer aus? Was kann man tun, um deren Arbeit zu würdigen, zu belohnen und Anreize zu schaffen? DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt sprach darüber im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (17.02.2018).
Frage: Ohne Ehrenamtler geht es nicht. Wird deren Einsatz genug honoriert?
Gerda Hasselfeldt: Mir liegt sehr viel daran, das Ehrenamt weiter gezielt zu fördern und zu stärken. Es ist ein zentrales Fundament unserer Gesellschaft. Allein im Deutschen Roten Kreuz haben wir drei Millionen Fördermitglieder, die Zahl der Ehrenamtlichen ist erfreulicherweise seit 2010 von 395.000 auf 415.000 gewachsen – der demografischen Entwicklung zum Trotz. Ehrenamtler werden künftig verstärkt gebraucht in der Kinder- und Jugendarbeit, bei der Betreuung älterer Menschen oder der Integration von Flüchtlingen, auch beim Bevölkerungsschutz in Deutschland, wenn es Überschwemmungen oder ein großes Unglück gibt.
Frage: Sind neue Anreize nötig, um Helfer zu gewinnen?
Gerda Hasselfeldt: Ja, wir wünschen uns mehr Anreize für ehrenamtliches Engagement. Beitragen könnte dazu die Anrechnung langjährigen Engagements als Wartesemester für ein Studium oder die Einführung einer bundesweiten „Engagement-Karte“ analog zur Jugendleiter-Card. In vielen Bundesländern und Kommunen existieren bereits solche Ehrenamtskarten. Eine bundesweite Karte könnte die unterschiedlichen Angebote zusammenführen und dem Ganzen einen einheitlichen Rahmen geben, damit engagierte Menschen in Osnabrück, Garmisch oder Gera vergleichbare Chancen auf Anerkennung ihres Einsatzes haben.
Frage: Worum geht es genau?
Gerda Hasselfeldt: Dabei könnte es konkret um Vergünstigungen beim Besuch von Museen, Theatern, Kino, Schwimmbad, Sportveranstaltungen oder um Ermäßigungen im öffentlichen Nahverkehr oder einen Rabatt im Einzelhandel gehen. Eine solche bundesweite Ehrenamtskarte würde außerdem einen positiven Druck auf Länder und Kommunen ausüben, die ein solches Angebot bisher noch nicht haben. Es wäre ein Signal an alle, dass freiwilliges Engagement von der Gesellschaft auch anerkannt wird.
Frage: Fakt ist leider, dass Helfer bei Ihrer Arbeit angegriffen werden und Gaffer hemmungslos sind…
Gerda Hasselfeldt: Wer Rettungskräfte im Einsatz beschimpft oder gar angreift, gefährdet Menschenleben und gehört bestraft. Die Strafen für solche Übergriffe sind bereits verschärft worden. Die gesetzlichen Möglichkeiten dazu sollten auch voll ausgeschöpft werden. Wer Rettungskräfte behindert, macht sich zwar der Nötigung schuldig. Per Gesetz lässt sich jedoch nicht alles regeln. In den Köpfen der Menschen muss sich etwas ändern. Eine öffentliche Kampagne, die für mehr Respekt vor Helfern und Rettungskräften wirbt, wäre hier sicherlich hilfreich. Denn auch das Problem der Gaffer hat mit dem Siegeszug des Smartphone und der sozialen Netzwerke zugenommen. Auch hier gilt: Gaffer gefährden Menschenleben, weil es bei einem Noteinsatz auf jede Sekunde ankommt. Unfallopfer zu fotografieren und die Fotos dann in den sozialen Netzwerken hochzuladen, verletzt nicht nur die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen, sondern ist auch geschmacklos.
Red. mit DRK
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