Zeitreise: 70 Jahre FEUERWEHR
Mehr aktuelle Beiträge und Einsatzberichte finden Sie in:
FEUERWEHR | RETTEN – LÖSCHEN – BERGEN
Deutschlands große Feuerwehrzeitschrift
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2021 ist unser Jubiläumsjahr. Unter dem heutigen Namen „FEUERWEHR Retten ∙ Löschen ∙ Bergen“ besteht die Fachzeitschrift zwar erst seit 2003. Doch hervorgegangen ist sie aus „Unabhängige Brandschutzzeitschrift“ (seit 1990), ursprünglicher Name „Unser Brandschutz“, kurz: UB (ab 1951). Damit blickte sie 2021 auf 70 Jahre Geschichte zurück. Wir unternehmen eine Zeitreise durch 70 Jahre Fachzeitschrift und Feuerwehrgeschichte.
Erschienen in: FEUERWEHR Ausgabe 10/2021
Die erste Ausgabe von „Unser Brandschutz“ erschien im September 1951 in Ostberlin als Zeitschrift für das Brandschutzwesen der zwei Jahre zuvor gegründeten DDR. Nach der politischen Wende meisterte die Zeitschrift den Übergang in die Marktwirtschaft und etablierte sich auch bei Feuerwehren, Verbänden und Vereinen der alten Bundesländer. Sie war lange eingebettet in die Fachzeitschriftenfamilie der Huss-Medien GmbH in Berlin und gehört seit 2019 zum Forum Verlag Herkert in Merching bei Augsburg. Ein Rückblick zeigt, welche Themen die Feuerwehren im Laufe der Jahrzehnte bewegten und dementsprechend in der Fachzeitschrift behandelt wurden.
1951: Eine Fachzeitschrift für den Brandschutz
Einen Monat vor Erscheinen des ersten Hefts „Unser Brandschutz“ im September 1951 fanden die dritten Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Ost-Berlin statt. Die Berichterstattung nahm viel Raum in der Ausgabe ein, u. a. mit einer zweiseitigen Fotostrecke (in Schwarz-Weiß) über die Sicherung des Brandschutzes während der Veranstaltungen und in den Unterkünften der Gäste aus aller Welt – darunter mehrere Massenunterkünfte und Zeltlager.
Bereits in Heft 1 wurden auch die Programmatik und Ziele der „Zeitschrift für das gesamte Brandschutzwesen“, wie es in der Unterzeile hieß, deutlich: Der Leitartikel „Unser Brandschutz – ein Beitrag im Kampf für den Frieden“ rief zum Schutz der Volkswirtschaft auf und erklärte den vorbeugenden Brandschutz zur gesellschaftlichen Aufgabe. Feuerwehrleute wurden aufgefordert, mit neuen Methoden eine Massenbasis für die Brandverhütung in den Betrieben, in der Landwirtschaft, im Handel, in der Verwaltung und im Privatsektor zu schaffen. Dies auf der Grundlage der Brandschutzverordnung von 1949 und der ersten Durchführungsbestimmung dazu von 1950. Und zum Schutz der Ernte vor Brandgefahren wurden im ersten Heft Schulungsberichte zur Lagerung und zur Selbstentzündung von Erntegut veröffentlicht, u. a. die „6 Merksätze für den Bauern“.
Um den Mangel an Ausbildungsmaterial abzufedern und die Ausbildung in den Wehren auf ein einheitliches Niveau zu bringen, begann in Heft 1/1952 die erste Ausbildungsserie „Grundwissen des Feuerwehrmanns“ mit dem Thema „Geräte der Feuerwehren“. Die beliebte Ausbildungsreihe wurde in den Folgejahren um komplexe Themen wie das Brandverhalten von Bauteilen und Baustoffen oder die Elemente und Konstruktionen des baulichen Brandschutzes erweitert.
Die Autoren der Beiträge (später „UB-Korrespondenten“ genannt) kamen aus Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren, aus den Ausbildungseinrichtungen und der Hauptabteilung Feuerwehr als oberstem Führungsgremium im Innenministerium sowie aus Forschungseinrichtungen. Für den größten Leserkreis, die Freiwilligen Feuerwehrleute, berichteten sie in der Rubrik „Aus unserer Korrespondentenmappe“ über technische und organisatorische Neuerungen in ihren Wehren, Erfahrungen im vorbeugenden Brandschutz oder die Jugendarbeit. Viele Fachbeiträge wurden in den folgenden Jahren aus den Feuerwehrzeitschriften der Freundesländer, vor allem der Sowjetunion, aber auch der ČSSR, Polen und Ungarn übernommen.
Die Zeitschrift begleitete wichtige technische Neuerungen wie den Stapellauf des ersten Feuerlöschboots der DDR, der „Solidarität“, im Spätherbst 1951, die Entwicklung des ersten TLF 15 (2.500 l Löschwasser) für schwieriges Gelände in Jöhstadt im Erzgebirge und die Entwicklung der sog. Tiefsauger, die nach dem Prinzip der Wasserstrahlpumpe Saughöhen bis zu 25 m ermöglichten. Außerdem entwickelte sich die UB zu einer Plattform des Erfahrungsaustausches zur Taktik im Löscheinsatz. In jedem Heft waren Einsatzberichte und Einsatzauswertungen zu lesen.
Von Beginn an wurde auch auf die Berichterstattung über den Feuerwehrsport Wert gelegt. Dieser erfreute sich seit 1954 mit den Einzeldisziplinen „(Sturmleiter-)Hakenleitersteigen“, „100-m-Hindernisbahn“ und mit den Mannschaftsdisziplinen „Feuerwehrstafette“ und später „Löschangriff“ wachsender Beliebtheit. Dabei gingen auch Leichtathletikdisziplinen wie der 100- oder 200-m-Lauf, Kugelstoßen oder Weitsprung in die Besten ermittlung ein.
1961: „Unser Brandschutz“ wächst
Fast das ganze Jahr 1961 wurden „UB“-Leser/-innen mobilisiert, für die Zeitschrift zu werben. Attraktive Preise wie ein Motorrad (RT 125), ein Moped, Schmalfilmkameras, Trockenrasierapparate oder Fahrräder unterstützten den Fleiß der Werbenden. Erfolgsmeldungen wie die Werbung von 75 Abonnenten in zwei Wochen durch nur einen Leser belegen das. Ziel der Aktion waren die Verantwortlichen in den Betrieben, freiwilligen betrieblichen Feuerwehren sowie Verwaltungen der Gemeinden, Städte, Kreise und Bezirke. Neben der Gewinnung neuer Lesender sollte der Brandschutzgedanke unter dem Aspekt des Schutzes der Volkswirtschaft in die Leitungsetagen getragen werden. In fast jedem Heft gab es Artikel und Erfahrungsberichte zur Organisation der Feuerwehren und des Brandschutzes.
In jeder Ausgabe fanden sich Beiträge zum Brandschutz und zur Brandbekämpfung z. B. von Kohlenstaubbränden, in modernen Stahlbetonbauten, beim Schweißen, Schneiden und anderen thermischen Verfahren, an elektrischen Anlagen, in Holzbaracken etc. Weitere Themen betrafen den Schutz der Ernte und Wälder. Sonderdrucke waren z. B. die „Verfügung zur Auslösung von Waldbrandwarnstufen“, die „Brandschutzanordnung Nr. 5, Lagerung von Pflanzenstroh“ und (um das Fehlen von Zement für den Bau von Löschteichen zu verschleiern) eine „Bauanleitung für Löschwasserteiche aus Lehm (Ton)“.
1956 waren in den Bezirken der DDR die ersten Ausbildungskommandos gegründet worden. Sie sorgten für eine systematische und einheitliche Aus- und Fortbildung der Wehrleiter, Wirkungsbereichsleiter und anderer Führungskräfte. Anfangs fokussierte sich die Ausbildung auf die Brandbekämpfung und das Beherrschen der Technik und Ausrüstung, später mehr auf die Fortbildung im vorbeugenden Brandschutz.
Ein „Zentraler Arbeitskreis Forschung und Technik – Feuerlöschgeräte“ des Forschungsrats der DDR befasste sich z. B. mit dem Aufbau von Lösch- und Sonderfahrzeugen, der Weiterentwicklung der Geräte, Löschmittel und Löschverfahren und der Verbesserung der Handfeuerlöschgeräte.
Die UB berichtete darüber, dass 1961 das Feuerlöschgerätewerk Görlitz zur Leipziger Messe den ersten sog. Ganzstahl-Einachs-Feuerwehranhänger (ST) mit Standard-Aufbau vorstellte, einen Tragkraft spritzen anhänger TSA/8/ST. Der Grundaufbau wurde mit jeweils verändertem Innenausbau für alle folgenden Anhängertypen (Beleuchtungssatz-, Schlauchtransport-, Ventilatortransport anhänger etc.) verwendet. Die Feuerwehranhänger waren neben den Löschfahrzeugen weit verbreitet und sind noch heute in zahllosen Wehren, teils mit modifizierter Beladung oder für neue Zwecke umgerüstet, im Dienst.
1971: Den Fortschritt begleiten
Das Handwerkszeug der Feuerwehr erhielt 1971 eine neue Länge: Die bis dahin 15 m langen C-Schläuche der DDR wurden durch C-Druckschläuche von 20 m und 10 m ersetzt. Beide wurden im VEB Gummikombinat Waltershausen aus Chemiefasern gefertigt.
Mit „Taktik der Feuerwehr, Lehrgang 1“ begann im Heft 2 dieses Jahres der UBLehrgang zum taktischen Grundwissen des Feuerwehrmanns.
Auf der Grundlage der 1967 geschaffenen Systematik für Feuerwehrfahrzeuge, -geräte und -ausrüstungen wurde ab 1967 in unregelmäßigen Abständen auf den Umschlagseiten 3 und 4 eine Sammlung von „Typenblättern“ in A6-Karteikartenformat veröffentlicht. Mit der Typenblattsammlung erhielt die Leserschaft im Lauf der Jahre einen umfassenden Überblick über die Ausrüstung der Feuerwehren.
Zwischen 1966 und 1975 erschien die Zeitschrift vierteljährig in einer Ausgabe „A“ (ohne „Wissenschaftlich-technischer Beilage“) und einer Ausgabe „B“ (mit „Wissenschaftlich- technischer Beilage“). Interessante Themen 1971 waren u. a. „Personen ströme in Gebäuden – Gesetzmäßigkeiten ihrer Bewegung“ oder „Gefahrenmomente und Sicherheitsmaßnahmen bei der Verarbeitung von Polyurethan- und Latex-Schaum in der Polstermöbelindustrie“.
Im Parteitagsjahr nahm der sog. (politische) „rote Faden“ – der im Schnitt etwa das erste Drittel der 34 Heftseiten füllte – mehr Raum ein. Mit der Aufdeckung von Mängeln und Reserven wurde versucht, Brandschutzverantwortlichen Lösungen für die allbekannte „Mangelwirtschaft“ anzubieten, ohne diese zu betonen. Die Lösungen waren aus heutiger Sicht oft sehr einfach, etwa die Verkürzung der Alarmierungszeiten durch die zentrale Ansteuerung der Sirenen (gleichzeitige Alarmierung der Feuerwehren mehrerer Ortsteile) oder durch die Installation von Telefonen in allen Gerätehäusern. Daneben gab es weitreichendere Entscheidungen wie die Sicherung von Betrieben mit hauptberuflichen Betriebsfeuerwehren.
Mitte des Jahres veröffentlichte die Zeitschrift einen Bericht zur generellen Einführung des Diensthabendensystems in allen Feuerwehren. Darin wurde beispielsweise definiert, dass der Einsatzradius im Ausrückebereich einer Feuerwache max. 3 km betragen darf. Die Alarmierungs- und Entfaltungsfrist wurde auf max. 20 min festgelegt.
Im dritten Jahr lief landesweit der 1968 von der Zeitschrift gestartete „Dreikampf der Feuerwehren“. Männer und Frauen aller Feuerwehren waren aufgerufen, daran teilzunehmen. Bis zu 40.000 Kameradinnen und Kameraden nahmen jährlich die Ausscheide in den Kreisen und Bezirken wahr, von denen sich die besten Teams für die von der Zeitschrift organisierten Landesmeisterschaften qualifizierten.
Eine ständige Rubrik berichtete regelmäßig zu wichtigen neuen Standards (TGL in der DDR), Brandschutzanordnungen (BAO), Arbeitsschutzanordnungen (ASAO) und für den Brandschutz wichtige Gesetze. Darüber hinaus wurden Regeln für die Bestenermittlung im Feuerwehrkampfsport publiziert. Die wichtigsten Dokumente erschienen in Form von Beilagen zum Heraustrennen.
Ab 1981: Länderübergreifende Anerkennung
1981 gingen drei moderne Feuerlöschboote 40 (FLB 40) (mit Hubsteiger, max. Arbeitshöhe 20 m über der Wasseroberfläche) in den Dienst. Die Yachtwerft Köpenick baute sie für Rostock (zwei Stück) und Wismar.
Neben dieser stellte UB im Bericht zur „Messe der Meister von morgen (MMM: eine staatlich geförderte Neuererbewegung)“ im Januar 1981 eine weitere technische Neuheit vor: Das in der DDR entwickelte Sprungpolster SPP 40 konnten vier Feuerwehrleute in 90 s mit dem Leichtschaum generator LSG 4/400 T (als Lüfteraggregat) in Stellung bringen. Es sollte Personen aus Sprunghöhen von bis zu 50 m auffangen.
Über ein bis heute aktuelles Thema berichtete UB 1981: die Arbeitsweise der Versorgungsbasen und Feuerwehrtechnischen Stützpunkte. Diese hatten Mitte der 1970er-Jahre die Schlauch-, Geräte- und Atemschutzgerätepflege für die Freiwilligen Feuerwehren in den Kreisen übernommen. Die Kameradinnen und Kameraden wurden so von zeit- und arbeitsaufwendigen Pflege-, Wartungs- und Prüfarbeiten entlastet und konnten sich auf die Ausbildung für den Einsatzdienst und auf die Brandschutzaufklärung der Bevölkerung konzentrieren.
Auf den dritten und vierten Umschlagseiten der zwölf Hefte des Jahres wurden abwechselnd die Karteiblätter/Merkblätter „Transport gefährlicher Güter“ sowie aufklärende Plakate/Zeichnungen zum Thema „Brandschutzgerechtes Verhalten in Wohnstätten“ veröffentlicht, die sehr gern in den Schaukästen an den Feuerwehrhäusern aufgehängt wurden.
Die Aufklärung zum „Brandschutzgerechten Verhalten in Wohnstätten“ fand sich in jedem Heft in Berichten über die Brandschutzgruppen, die speziell für die gesetzlich geregelten Brandschutzkontrollen in privaten Wohnstätten, landwirtschaftlichen und Handwerksbetrieben ausgebildet waren.
Unter der Überschrift „Alle Feuerwehren in einem System“ wurde die koordinierte Zusammenarbeit von Freiwilligen, betrieblichen und Berufsfeuerwehren in gemeinsamen Kommandostellen vorgestellt. Jede erhielt einen festen Ausrückebereich, die Fahrzeuge wurden von betrieblichen und Freiwilligen Feuerwehrleuten gemeinsam in Dienstschichten besetzt.
Zwei Drittel der Freiwilligen Feuerwehren waren nur mit Tragkraftspritzenanhängern (TSA TS 8) ausgerüstet. Ende 1980 begann UB die Serie „Technisch-taktische Einsatzmöglichkeiten der Lösch- und Tanklöschfahrzeuge bei der Brandbekämpfung“. Im ersten Teil wurde der effektive separate Einsatz des TSA mit den Mitteln der Gruppe zur Brandbekämpfung beschrieben. Fortsetzungen gaben Erläuterungen z. B. zum Zusammenwirken mehrerer TS 8, etwa für den Aufbau einer Wasserversorgung über lange Wegstrecke und zum Erzeugen von Netzmitteln, Mittel- und Schwerschaum.
Der Berliner Feuerwehrhistoriker Heinz Gläser analysiert: „‚Unser Brandschutz‘ entwickelte sich trotz staatlicher Zensur zu der ‚Fachzeitschrift des Brandschutzwesens‘ der DDR sowie auch zu einer international anerkannten Fachzeitschrift. Über neueste Ergebnisse in der Entwicklung der Feuerwehrtechnik und -taktik (der DDR und aus den sozialistischen Staaten) wurde zeitnah berichtet. Gute, aber auch negative Erfahrungen der Feuerwehren in der Bekämpfung von Bränden und Katastrophen wurden vorgestellt, wodurch landesweit ein Erfahrungsaustausch unter den Feuerwehren stattfinden konnte.“
Die UB wurde über den „Deutschen Buch ex- und -import“ auch in die Bundesrepublik geliefert.
Herausgebende Verlage |
1951 – 1954: Verlag für Polizeiliteratur 1955 – 1956: Verlag für Fachliteratur der Volkspolizei 1957 – Mitte 1965: Verlag des Ministeriums des Innern Mitte 1965 – 8/1990: Staatsverlag der DDR Ab 9/1990: Rudolf Haufe Verlag GmbH & Co., Freiburg/Berlin 11/1991 bis 11/1992: Verlag Technik GmbH, Berlin-München; Bereich Brandschutz 12/1992 bis 12/2018: Wolfgang Huss, München/Verlag Technik GmbH, Berlin – München Seit 1/2019: Forum Verlag Herkert GmbH, Merching bei Augsburg |
Ab 1991: Die Wende ist da
Mit dem Fall der „Mauer“ im November 1989 ging ein intensiver Ruck durch die (Feuerwehr-) Massen. Das beweist auch die Tatsache, dass sich plötzlich auch Kritiken in der „Unser Brandschutz“ fanden. Vorsichtig versuchte sich die Redaktion zu „outen“. „UB“ wechselte zum 1. Januar 1990 und zum 1. Oktober 1990 ihr äußeres Erscheinungsbild, verjüngte und verringerte mit der Wiedervereinigung ihre Redaktion erheblich.
1991 hätte die Zeitschrift im September auf 40 erfolgreiche Jahre zurückblicken können, doch weder die Redaktion noch die treue Leserschaft hatten die Muße. Ein Jahr nach der Wende war die Zeitschrift, die als einzige Brandschutzzeitschrift in der DDR die Monopolstellung innegehabt hatte, auf dem Weg in die Marktwirtschaft. Von den damit einhergehenden inhaltlichen und äußerlichen Veränderungen zeugen zwei Verlagswechsel, die Verkleinerung der Redaktion und die Namensänderung. Das Kürzel „UB“ hatte Bestand: aus „Unser Brandschutz“ wurde im Oktober 1990 die „Unabhängige Brandschutzzeitschrift“.
Mit dem Einigungsvertrag und dem ersten Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 war auch das Feuerwehrwesen im Umbruch. Die Zeitschrift begleitete den Prozess mit Berichten über die sich konsolidierenden Feuerwehrverbände. Der Versicherungsschutz und die Ausbildung zum Angleichen der Niveaus und zur Vereinheitlichung der Standards standen ebenso im Fokus.
Die neuen politischen Verhältnisse erleichterten auch Kontakte zu westdeutschen Firmen, sodass 1990 die erste Anzeige (Firma Vetter) im Heft erschien. Mit einer Sonderveröffentlichung zu Iveco in Heft 8/1990 intensivierte sich die Industriewerbung zur Gewinnung neuer Kunden in der ehemaligen DDR und entwickelte sich zu einer wichtigen Einnahmequelle.
Verstärkt wurden moderne Lösch- und Sonderfahrzeuge vorgestellt, da viele Feuerwehren überalterte DDR-Fahrzeugtechnik austauschen mussten. Und wegen der rasanten Zunahme von Einsätzen zu Verkehrsunfällen brachte die Zeitschrift verstärkt Beiträge zu modernen hydraulischen Rettungsgeräten und deren effektivem taktischen Einsatz. Zahlreiche Beiträge verfolgten den Aufbau neuer Landesfeuerwehrschulen und die Konsolidierung der renommierten Feuerwehrschule in Heyrothsberge (ST) sowie des Instituts der Feuerwehr (IdF). Im Heft 1/1991 begann mit dem Zündquellenkatalog eine Serie, die die Tradition zu mehrteiligen Beiträgen fortsetzte.
Der Prozess der Verbrüderung der Feuerwehren in Ost und West nahm seinen Anfang auf dem legendären 26. Deutschen Feuerwehrtag im Juni 1990 in Friedrichshafen am Bodensee. Zahlreiche Feuerwehrpatenschaften, die sich danach entwickelten, leisteten einen unschätzbaren Beitrag zum Übergang der örtlichen Feuerwehren in den neuen Bundesländern in die Trägerschaft der Kommunen. Im Oktober 1991 trafen sich 40 Jahre nach der Wiedergründung des Deutschen Feuerwehrbands (DFV) erstmals Feuerwehrvertreter aus allen Teilen Deutschlands in Fulda (HE) zur 39. Delegiertenversammlung des DFV.
Ab 2001: Lernen aus Katastrophen
2001 – das Jahr verbinden Feuerwehrangehörige weltweit mit den Terroranschlägen am 11. September in New York. Unter den 3.000 Menschen, die in den Trümmern des World Trade Centers starben, waren auch 343 Feuerwehrleute. Schätzungsweise bis zu 25.000 Frauen und Männer konnten sich eigenständig oder mit Hilfe der Feuerwehr und Polizei aus den einstürzenden Türmen retten. Durch den Terroranschlag wurde der Katastrophenschutz in Deutschland aus dem Dornröschenschlaf erweckt, in den er nach der Deutschen Einheit und dem Ende des Kalten Krieges gefallen war. Eine Analyse des DFV zeigte u. a., dass ein Großteil der Ausstattung des Katastrophenschutzes für die Dekontamination von Menschen und Gerät über 20 Jahre alt war, auch die Fahrzeugtechnik wie LF 16-TS bzw. SW 2000 war im Mittel bereits über ein Dutzend Jahre alt, doch Ersatzbeschaffungen lagen in weiter Ferne. UB beschäftigte sich vor allem in den letzten Ausgaben des Jahres 2001 mit dem Thema.
Die erste Ausgabe des Jahres berichtete über den Einsatz der Feuerwehren nach der Katastrophe im Tunnel der Standseilbahn von Kaprun, bei der 155 Menschen starben. Auch das Feuer im Gotthard-Tunnel im Oktober 2001 bewegte Feuerwehrleute, Brandschutz- und Rettungsexperten. Dort waren zwei mit PVC bzw. Autoreifen beladene Lkw kollidiert und standen schnell in Vollbrand, nachfolgende Pkw wurden in den Unfall verwickelt. Elf Menschen starben, zehn davon an dem giftigen Brandrauch. Die Einsatzkräfte fanden die Opfer teils nur wenige Meter von der Tür zum rettenden Schutzraum entfernt. Daraufhin wurden europaweit Sicherheitskonzepte für Tunnelbauten überarbeitet, sodass Tunnel nun sicherer sind.
Ein Jahr nach der Weltmesse Interschutz (der Rote Hahn im Juli 2000 in Augsburg) fanden Wärmebildkameras den Weg zu deutschen Feuerwehren. Einen Gesamtüberblick fanden Lesende ab der Doppelausgabe 7-8/2001 nur in unserer Zeitschrift.
2003 war ein Jahr der Veränderungen. Das Septemberheft erschien mit „aufgeräumtem“ Layout und letztmalig unter den Titel „Unabhängige Brandschutzzeitschrift“. Dann änderte sich der Name zu „FEUERWEHR Retten ∙ Löschen ∙ Bergen“. In dieser Zeit entstand auch diese Webseite www.feuerwehr-ub.de.
Nach der Übernahme der Zeitschrift „Der Feuerwehrkurier“ (Zeitschrift der norddeutschen Feuerwehrverbände) wurden die bereits von der Redaktion bearbeiteten Landesbeilagen des LFV Sachsen (seit 1993) und des LFV Brandenburg (1992–1998 und ab 2005) um die Landesbeilagen für Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern (ab 2002) sowie für den LFV Bremen (ab 2003) erweitert. Ab 2008 erschien auch eine Landesbeilage für den Thüringer Feuerwehr-Verband.
In der Rubrik „Der Feuerwehrhistoriker“ berichtete die Zeitschrift von 1991 bis 2004 über interessante Geschichtsthemen.
Verantwortliche Redakteure/Chefredakteure |
Werner Eissmann: 1951 bis Heft 9/1960
Hans Gaudl: Heft 10/1960 bist Heft 9/1961
Werner Eissmann: Heft 10/1961 bis Heft 2/1966
Helmut Wrublik: Heft 3/1966 bis Heft 12/1974
Gerhard Dietze: Heft 1/1975 bis Heft 2/1990
Udo Malik: Heft 3/1990 bis Heft 9/1990
Jörg Rickert: Heft 10/1990 bis 10/1992
Udo Malik: Heft 11/1992 bis 5/1996
Lothar Zinke: Heft 6/1996 bis 12/1997 sowie Heft 3/1998 bis 6/1998; Heft 10/1998 und Heft 4 bis 6/1999
Stefan Wagner: Heft 1 und 2/1998 sowie Heft 7 bis 9/1998
Holger Bahlmann: Heft 11/1998 bis 3/1999
Mathias Obst: Heft 7/1999 bis Heft 6/2016
Stefan Wagner: seit Heft 7/8-2016
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Für dieses Jahrzehnt bezeichnet Heinz Gläser FEUERWEHR als eine der meistgelesenen Fachzeitschriften in den neuen Bundesländern, die auch mehr und mehr ihre Leserschaft im Alt-Bundesgebiet finde. Er benennt folgende Gründe:
- „1) eine gute Kombination zwischen fachlicher Kompetenz der Beiträge gepaart mit der leicht lesbaren und
verständlichen Form eines Fachmagazins; - 2) die zeitliche Aktualität der Beiträge;
- 3) ein rasch aufgebauter Korrespondentenkreis mit der Fähigkeit zu professioneller Berichterstattung;
- 4) ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und
- 5) ,Feuerwehr‘ ist die Zeitschrift mit den meisten Landesbeilagen.“
Ab 2011: Erneuter Wandel
Im jüngsten FEUERWEHR-Jahrzehnt hat sich wieder einiges getan. Zum Jahreswechsel 2018/2019 übernahm der Forum Verlag Herkert die Zeitschrift – und mit ihr den Chefredakteur Stefan Wagner. In dieser Zeit rückten der Klimawandel und seine Folgen für die Feuerwehr in den Fokus, spätestens seit den schweren Waldbränden in Lübtheen (LK Ludwigslust-Parchim, MV) ab dem 30. Juni 2019. FEUERWEHR berichtet regelmäßig über die Thematik, z. B. über die DFV-Fachempfehlung „Pflichtenheft Waldbrand-TLF“ in Heft 5/2020 oder über die Forschung des Global Fire Monitoring Center Freiburg, das die Folgen von Feuer für Ökosysteme erforscht, in den Ausgaben 6 und 7-8/2020.
Seit dem Frühjahr 2020 hat die Corona-Pandemie die Welt im Griff. FEUERWEHR berichtet immer wieder über die zusätzlichen Aufgaben, strengen Hygieneauflagen und großen Herausforderungen, die für Feuerwehren damit einhergehen, etwa in einem eigenen Brennpunkt in Ausgabe 6/2020.
Sarah Altendorfer und Stefan Wagner
Quellen
Gläser, H.: „Wasser marsch in der DDR“
Gläser, H.: „Unser Brandschutz“, Fachvortrag zur Geschichte der Zeitschrift „Unser Brandschutz“
Diverse Ausgaben „Unser Brandschutz“, „Unabhängige Brandschutzzeitschrift“ und „Feuerwehr Retten ∙ Löschen ∙ Bergen“
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