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FF Bad Segeberg: Gute Konzepte

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Die Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr Bad Segeberg sind so vielfältig wie ihr Einsatzgebiet. Um sie bewältigen zu können, hat die Feuerwehr für sich passende Konzepte entwickelt, für die sich regelmäßig andere Feuerwehren interessieren.


Erschienen in: FEUERWEHR Ausgabe 5/2021

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Bad Segeberg (SH), eine Stadt mit vielen K: Kreisstadt, Kurort, Kalkberg, Karl-May-Festspiele und Konzepte der Feuerwehr für heute und die Zukunft. Fangen wir mit einer Zukunftsmeldung an: Direkt neben dem bestehenden Feuerwehrhaus an der B 206 hat die Stadt ein großes Grundstück erworben, auf dem ein Neubau für die Freiwillige Feuerwehr entstehen soll. Mit ca. 15 Mio. Euro Investition wird hier nach aktuell gültigen Richtlinien ein moderner Zweckbau entstehen, der alle heutigen Anforderungen erfüllt. Ein Umbau der bisherigen Wache mit ihren neun Stellplätzen hatte sich als unwirtschaftlich erwiesen. Das 1980 erstellte Gebäude genügt den heutigen Richtlinien nicht mehr und ist zudem noch zu klein. Daher ist auch bereits ein zweiter Standort angemietet worden.

Gut aufgestellt

Fuhrpark der FF Bad Segeberg
Umfangreich: Der Fuhrpark der FF Bad Segeberg weist einige Besonderheiten auf. Foto: Michael Krause

Die 90 aktiven Mitglieder– davon 15 Frauen – der im Jahre 1873 gegründeten Wehr sind in 15 Einsatzgruppen mit 35 PA-Trägern und -Trägerinnen eingeteilt. Sie rücken jährlich nahezu 250-mal zu Einsätzen in Stadt und Kreis aus. Dafür ist die Segeberger Wehr in puncto Technik, Ausrüstung und Personal gut bis sehr gut aufgestellt. Allein die durchschnittliche Tagesbereitschaft von 35 Kräften verdeutlicht die tendenzielle Schlagkraft der Wehr. Ihre vielseitigen Aufgaben machen sich beim Blick auf die Einsatzschwerpunkte bemerkbar: verkehrsreiche Landstraßen im Umfeld, die BAB20/21, die Ämter Trave-Land und Leezen, zahlreiche Industriebetriebe, Kliniken, ein großes Möbelhaus, die Karl-May-Festspiele sowie das Stadtgebiet, Bahntrassen und weitläufige Wälder. Außerdem gilt es, Zusatzaufgaben in den Bereichen Gefahrgut, Waldbrand und Kreisfeuerwehrbereitschaft zu erfüllen.

 

Starke Jugend 

Jugendfeuerwehr der FF Bad Segeberg bei einer Löschübung
Einsatzbereit: Die Jugendfeuerwehr demonstriert die Funktionalität des AB TSF-W. Foto: Michael Krause

Die Frage nach dem Feuerwehr-Nachwuchs lässt die Leiterin der Jugendabteilung Sara- Lisa Guth lächeln, denn ganze 25 Jungen und Mädchen sind mit Begeisterung und Motivation dabei. „Und das können wir gleich zeigen“, verspricht sie. Mit einem 2-C-Löschangriff aus dem Absetzbehälter TSF-W vom Mini-WLF zeigt die Truppe spontan, was sie gelernt hat. Die Kombination des kleinen Wechselladerfahrzeugs (WLF 1) mit dem AB-TSF-W ist ideal für die Jugendwehr. Denn abgesattelt kommen auch die kleinsten Nachwuchskräfte problemlos an alle Ausrüstungsgegenstände und Geräte.

Eine besondere Wehr

Wehrführer Mark Zielinski und sein Team mit dem hauptamtlichen Gerätewart Sebastian Rix und Pressesprecher Dennis Schubring zeigen uns alles, was mit der Feuerwehr zu tun hat. Angefangen im Haus mit Versammlungsraum (und bereitgestelltem Frühstück für uns und die Mannschaft, die an diesem Tag– unter Einhaltung der seinerzeit gültigen Coronaregeln– extra für die Reportage gekommen war) über die Funkzentrale bis hin zu der zu dem Zeitpunkt leeren Fahrzeughalle, in der jeder Stellplatz mit der dazugehörigen Fahrzeugbezeichnung und einer Kurzinformation gekennzeichnet ist. Die Einsatzfahrzeuge selbst standen für die Fotoaufnahmen bereits draußen auf dem großen Platz, der demnächst Bauplatz für die neue Unterkunft der Wehr wird. Übrigens: Fertigstellung wird wohl im Jahr 2023 sein.

Mit viel Geduld und Verständnis für Sonderwünsche folgt das Team unseren Weisungen für Aufstellungen zu Fotomotiven. Um ein großes Gesamtbild mit allen Fahrzeugen umzusetzen, wird sogar der schon ausgemusterte GW-Nachschub mittels Batterieeinspeisung wiederbelebt, um uns als Aufnahmeplattform zu dienen. Gleichzeitig wird das Szenario eines Verkehrsunfalls mit Personenrettung mittels hydraulischem Rettungssatz und Abstützung aus/mit dem VRW (Vorausrüstwagen) vorbereitet. Zu unserer Frage nach dem Vorhandensein dieses VRW bei der FF Bad Segeberg erklärt Wehrführer Mark Zielinski: „Wir haben hier im Umkreis viele Bereiche der Land- und Bundesstraßen ohne Seitenstreifen. Das heißt, dass sich bei schweren Unfällen schnell ein Stau aufbaut, in dem eine Rettungsgasse nahezu unmöglich machbar ist. Mit dem „kleinen“ VRW haben wir dann die Möglichkeit, schnell an die Einsatzstelle zu kommen und die Rettung einzuleiten, bevor sich die großen Fahrzeuge vorgekämpft haben. Wir haben solche Situationen schon oft erlebt. Wenn eines Tages eine Neubeschaffung ansteht, brauchen wir hier wieder einen VRW.“

 

Besonders gute Konzepte

Die aufgebaute Einsatzstellenhygiene der FF Bad Segeberg
Hygienisch rein: Das Hygienekonzept der Wehr ist sehr umfangfreich. Foto: Michael Krause

Die Freiwillige Feuerwehr Bad Segeberg hat einige Konzepte, die besonders sind. Deswegen kommen immer wieder Wehren vorbei, die sich vor Ort informieren wollen. Heute setzen viele Wehren auf WLF-Konzepte und oft auf große drei- oder gar vierachsige Trägerfahrzeuge. In Bad Segeberg setzt man mit zwei Mini-WLF und entsprechenden Abrollbehältern genau auf das Gegenteil.

Auch die Drehleiter stellt eine Besonderheit dar. Denn sie ist mit einer Staffelkabine ausgeführt, um mehr Personal zur Einsatzstelle bringen zu können.

Ebenfalls nennenswert ist das Bad Segeberger Hygienekonzept, das die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse (HFUK) Nord als zukunftsorientiert betitelt hat. Entsprechend stolz blicken die Segeberger auf ihr Konzept. Die Fachleiterin Mareike Pottkamp baut die gesamte Bandbreite an Maßnahmen auf und führt diese bei gleichzeitiger Erklärung vor. Es gilt der Grundsatz „Schutz vor Schmutz“ in Bad Segeberg. Und damit ist nicht nur die oberflächliche Verschmutzung der Schutzkleidung nach Brandeinsätzen gemeint. Das Konzept geht viel weiter. Krebserregende Stoffe, giftige Substanzen, Keimbildung, dazu unbekannte Erreger aus Flüssigkeiten oder Gasen u. v. m. gefährden die Einsatzkräfte sowohl bei einem kleinen Einsatz als auch bei einem Großfeuer. Um dem entgegenzuwirken, hat man in Segeberg das beispielhafte Hygienekonzept entwickelt. Zu jedem Einsatz wird das WLF 2 mit AB-Logistik/Hygiene hinzugezogen. Die Kräfte legen ihre Kleidung in verschiedene bereitstehende Behälter ab, werden gereinigt und bekommen neue Kleidung an Ort und Stelle. Je nach Einsatzumfang fallen die Maßnahmen entsprechend aus. Beispielsweise kann zusätzlich ein Versorgungszelt aufgebaut werden, in dem Snacks und Getränke unter hygienischen Vorgaben ausgegeben werden.

Die Wehrführung bestätigt, dass diese Maßnahmen besonders gut greifen und alle sich darauf eingestellt haben. Dennoch arbeitet man immer wieder daran, noch etwas zu verbessern. Verbesserungen treten auch bei der Planung des neuen Feuerwehrhauses in allen Einzelheiten und nach neuesten Erkenntnissen zutage.

Das Hygienekonzept
Im Einzelnen sieht das Bad Segeberger Hygienekonzept folgende Schritte vor:

■ Grobreinigung an den Einsatzstellen mit Brause/Bürste etc.
■ Ablegen der Einsatzkleidung/Ausrüstung in gesonderte Behältnisse
■ Körperreinigung (Hygieneboard etc.)
■ Wechsel in bereitgelegte Ersatzkleidung (Trainingsanzug, Strümpfe, Schuhe)
■ separater Transport der verschmutzten Einsatzkleidung und Ausrüstung zur Reinigung auch
unter besonderen Vorgaben und fachgerechter Ausführung
■ weitere intensive Reinigung vor Nahrungsmittel-/Getränkeaufnahme
■ abschließende Körperreinigung (Duschen) im Feuerwehrhaus (Unterwäsche)

Gut beschriftete Fahrzeughalle der FF Bad Segeberg
Gut beschriftet: In der Fahrzeughalle hat jedes Einsatzfahrzeug gut erkennbar seinen Platz. Foto: Michael Krause

Die Kreisstadt Bad Segeberg

Vielen ist Bad Segeberg (ca. 80.000 Einwohner) durch die Karl-May-Festspielen mit prominenten Darstellern und durch ihren Kalkberg bekannt. 1134 wurde auf dem Gipsfelsenauf einer Höhe von ca. 120m die Siegesburg (daher Segeberg) erbaut. 1230 wurde das Stadtrecht verliehen. 1459 ging sie in den Besitz von Christian I. von Dänemark über. Durch den Gipsabbau hat der Gipfel heute nur noch eine Höhe von 91 m.

Durch die abfließene Sole mit 20 bis 25 % Salzgehalt, die für Solebäder genutzt wird, darf sich die Stadt seit 1924 „Bad“ nennen. Ein pompöses Kurhaus entstand am Steilufer des Sees, wo heute Klinik-Hochhäuser stehen. Der Kalkberg, durchzogen von Wanderwegen, bietet einen Aussichtspunkt, von dem man bei klarem Wetter die Kirchtürme Lübecks sieht. Die Kalkberghöhlen mit dem einzigartigen Segeberger Höhlenkäfer ermöglichen Asthmatikern die wirkungsvolle Kur in salzhaltiger, feuchter Luftzirkulation. Sehenswert sind auch das Alte Rathaus, das Theodor-Storm-Haus, die Marienkirche und die vier Seen in der Umgebung.

Michael Krause

 

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