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Die SFS Geretsried

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Geretsried beherbergt eine von drei Staatlichen Feuerwehrschulen (SFS) Bayerns. Sie ist auf Katastrophenschutz, Integrierte Leitstelle und Psychosoziale Notfallversorgung spezialisiert. Jährlich werden ca. 6.200 Personen ausgebildet.


Erschienen in: FEUERWEHR Ausgabe 10/2020

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Die Stadt Geretsried mit rund 26.000 Einwohnern liegt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen im Regierungsbezirk Oberbayern. Sie beheimatet – auf dem Areal einer ehemaligen Katastrophenschutzschule – eine Staatliche Feuerwehrschule (SFS). Die SFS Geretsried wurde 1995 als dritte Staatliche Feuerwehrschule Bayerns eröffnet und kann somit in diesem Jahr auf 25 Jahre Geschichte zurückblicken. Die Ausbildungsstätte selbst ist sogar noch älter: Bereits am 20. April 1959 eröffnete dort die Landesausbildungsstätte für den Luftschutzhilfsdienst (LSHD), in der Führungskräfte ausgebildet wurden. Die Einrichtung des Katastrophenschutzes und seine Einheiten waren bis 1995 in Betrieb. Die Lehrgänge umfassten die Aus- und Fortbildung von Freiwilligen des örtlichen und des überörtlichen Luftschutzhilfsdienstes. Der Standort wurde zunächst vom Bayerischen Roten Kreuz betrieben. Am 1. Januar 1970 wurde die Einrichtung als einzige Katastrophenschutzschule Bayerns umorganisiert und als Einrichtung des Bundes von diesem auch finanziert. Zugleich war die Schule dem Bayerischen Innenministerium nachgeordnet und unterstand der fachlichen Aufsicht des damaligen Landesamts für Brand- und Katastrophenschutz. Gleichzeitig zog die Landesschule des Bundesverbands für den Selbstschutz auf dem Gelände ein. Mit der bundesweiten Neukonzeption des Katastrophenschutzes wurde die Einrichtung schließlich nach 36 Betriebsjahren aufgelöst. Der Freistaat Bayern übernahm die vorhandenen Gebäude und legte den Standort Geretsried als dritte Staatliche Feuerwehrschule fest.

Der Lehrgangskatalog umfasst aktuell ca. 50 verschiedene Angebote. Pro Jahr werden rund 180 unterschiedliche Sonder- und Führungslehrgänge durchgeführt. Zusammen mit den Standortschulungen in den Landkreisen und kreisfreien Städten kommt die SFS Geretsried jährlich auf über 6.200 Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Auf dem Gelände des Schulungszentrums bestehen auch Übernachtungs- und Freizeitmöglichkeiten.

Ausbildungsschwerpunkte

Neben der Aus- und Fortbildung von Leitungs- und Spezialkräften der Freiwilligen Feuerwehren mit Lehrgangsangeboten für Gruppen- oder Zugführer, Feuerwehr-Ausbilder, Führungskräfte im ABC-Einsatz oder Leiter einer Feuerwehr hat sich die Schule in den Bereichen Katastrophenschutz, Integrierte Leitstelle und Psychosoziale Notfallversorgung spezialisiert.

Leitstellen-Disponenten
Seit der Einführung der Integrierten Leitstellen (ILS) zur einheitlichen Annahme und Disposition des Notrufs 112 für Feuerwehr und Rettungsdienst in Bayern werden alle Disponenten für ihren späteren Einsatz an der SFS Geretsried aus- und fortgebildet. Bis jetzt wurden über 800 Disponenten auf ihre Arbeit mit modernsten Kommunikationsmitteln geschult. Hierzu stehen eine moderne Lehrleitstelle und eine einheitliche Software zur Verfügung, die bayernweit in den 26 Integrierten Leitstellen zum Einsatz kommt.

Katastrophenschutz-Führungskräfte
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Aus- und Fortbildung der Führungs- und Unterstützungskräfte im Katastrophenschutz. Einsatzkräfte mit besonderen Führungsdienstgraden der Feuerwehren, Angehörige der im Katastrophenschutz tätigen Hilfsorganisationen sowie das Personal der Kreisverwaltungsbehörden zählen zum Teilnehmerkreis. Wer heute eine Tätigkeit in einer der sog. Unterstützungsgruppen Örtliche Einsatzleitung (UGÖEL), als Organisatorischer Leiter (OrgL) – zusammen mit dem Leitenden Notarzt (LNA) die ranghöchste Führungskraft im Rettungswesen – als Örtlicher Einsatzleiter (ÖEL) oder in der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) wahrnimmt, besuchte zuerst einen entsprechenden Lehrgang in Geretsried.

Psychosoziale Notfallversorgung
Ein weiteres Themenfeld ist die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV). Neben einem Grund- und einem Aufbaulehrgang für die kameradschaftlichen Ansprechpartner*innen in den Feuerwehren (Peer-Konzept) werden auch psychosoziale Fachkräfte auf ihre Rolle als Fachberater PSNV für Feuerwehr-Einsatzkräfte vorbereitet.

Eine weitere Aufgabe der SFS Geretsried ist die Erstellung von Lehr- und Lernmaterial, insbesondere für die im Zuständigkeitsbereich der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg liegende Lernbar, eine Internetplattform mit Inhalten und Informationen zu allen Bereichen des Feuerwehrwesens. Hinzu kommen Standortschulungen und Sonderveranstaltungen, vorwiegend im Bereich Katastrophenschutz und Krisenmanagement, die das Kollegium des derzeit rund 50 Personen starken Lehrkörpers durch ganz Bayern führen.

Die Abteilungen

Die Schule gliedert sich in drei Lehrabteilungen, die Abteilung Zentrale Dienste und eine Reihe von Stabsstellen. In der Abteilung I Brandschutz, Technik und Umweltschutz werden ehrenamtliche Feuerwehr-Führungskräfte und Spezialkräfte, z. B. Ausbilder, auf ihre Aufgaben vorbereitet.

Die Abteilung II Katastrophenschutz, Krisenmanagement und Menschenführung/PSNV adressiert die Organisatorischen Leiter im Rettungswesen, Örtliche Einsatzleiter und die Angehörigen der Führungsgruppen Katastrophenschutz. Im Krisenmanagement kommen die Mitglieder von Arbeitsstäben auf Ebene der Ministerien oder der nukleare Katastrophenschutz hinzu.

Die Aus- und Fortbildung für Mitarbeiter in den Integrierten Leitstellen, für Fragen zur Information und Kommunikation (luK) sowie die Fachbereiche IT und Operative Aufgaben ILS sind in der Abteilung III zusammengefasst.

Die Abteilung Zentrale Dienste ist für die Bereiche Lehrgangs- und Teilnehmerverwaltung, Küche, Unterkunft und Raumpflege verantwortlich. Zudem werden hier die Haushaltsmittel bewirtschaftet.

Der Schulstab arbeitet dem Schulleiter bei besonderen Themen wie dem Berichtswesen oder der Qualitätssicherung zu. Weiter sind im Stab die Ausbildung für Nachwuchskräfte, die Öffentlichkeitsarbeit und die Personalführung für den technischen Service verortet. Dieser gliedert sich in die Servicebereiche Lehre, Fahrzeuge/Geräte, Hausmeister und Bau.

Seit Januar 2020 sind noch zwei weitere Organisationseinheiten hinzugekommen: Die Verfahrenskoordination Integrierte Leitstellen (VL ILS) und die Verfahrensunterstützung Digitalfunk (VU DF) arbeiten dem jeweils fachlich zuständigen Sachgebiet des Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration zu. Es geht um die Sicherstellung des Betriebs und um die Bündelung und Koordination der spezifischen Belange der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr. Im Bereich der Integrierten Leitstellen unterstützt die VL ILS bei Testverfahren eines adäquaten Einsatzleitsystems und bei der Sicherstellung von dessen Betrieb. Die räumliche und organisatorische Nähe zu den einschlägigen Lehrbereichen luK und ILS bringt zusätzliche Synergien.

Hohe Investitionen

Wie an den Schulstandorten Regensburg und Würzburg investiert der Freistaat Bayern auch Millionen in den Standort Geretsried. So werden Gebäude neu erbaut oder erweitert, der Fuhrpark und die Technik regelmäßig modernisiert und das Personal für Ausbildung und Service erhöht. In den nächsten Jahren sollen in mehreren Bauabschnitten die Gebäude für das gesamte Personal, Unterkünfte für die Lehrgangsteilnehmer*innen und vor allem die realitätsnahen Übungsmöglichkeiten im Außengelände ausgebaut werden.

Derzeit stehen für die Ausbildung ein moderner Fuhrpark von 48 Einsatzfahrzeugen und eine Vielzahl von unterschiedlichen Fahrzeugen zur Lagedarstellung zur Verfügung. Darunter beispielsweise die Kabine eines Hubschraubers vom Typ Sikorsky CH-53. In besonderen Ausnahmefällen wird die Staatliche Feuerwehrschule Geretsried auch für den operativen Einsatz angefordert. Dies war beispielsweise während der Hochwasserlagen 2013 und 2016 der Fall, als sie zur Koordination überörtlicher PSNV-B-Kräfte in der Funktion als Landeszentralstelle für PSNV herangezogen wurde. In den letzten Jahren entstand auf dem 7 ha großen Areal eine Stadt mit eigener Infrastruktur, in der sich nahezu jede Übungslage realisieren lässt. Eine großzügig geplante Fahrzeughalle mit einer funktionsfähigen Tankstelle, die gleichzeitig als Übungsobjekt dient, verschiedene Industrieanlagen, ein neu erbauter Ortskern mit Wohn- und Geschäftshäusern sowie weitflächige Straßenzüge mit Straßennamen bieten den übenden Einsatzkräften realitätsnahe Verhältnisse. Zu den Anlagen gehört sogar ein Gleisareal mit ausrangierten Schienenfahrzeugen. Darunter befinden sich Reisezug-, unterschiedliche Güterzugwaggons und eine Diesel-Lokomotive. In naher Zukunft soll auch ein multifunktionelles, mehrgeschossiges Übungshaus entstehen, wie es sich bereits an der SFS Würzburg findet.

Thomas Birkner
Bild: Staatliche Feuerwehrschule Geretsried

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