Elektromobilität: Eine neue Herausforderung
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Durch einen Defekt oder Unfall können die für die Elektromobilität genutzten Lithium-Ionen-Akkus in Brand geraten. Herkömmliche Löschmethoden stoßen durch die Verbauung der Batteriepacks schnell an ihre Grenzen. Die FF Molfsee (Landkreis Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein) beschaffte Anfang 2023 eine Löschlanze.
Elektromobilität im Aufwind
Durch eine Vielzahl an Förderprogrammen nimmt die Elektromobilität bundesweit immer weiter zu. Die Anzahl an Neuzulassungen von Elektroautos ist in Deutschland von 63.000 Stück im Jahr 2019 bis auf rund 470.000 Stück im Jahr 2022 (Quelle: Statista) stetig gewachsen. Ein weiterer Anstieg wird auch für die kommenden Jahre prognostiziert. Es ist längst keine Seltenheit mehr, dass Elektroautos oder Plug-in Hybridautos durch die Straße fahren oder zum Laden an heimischen Wallboxen stehen. Auch in der Wirtschaft kommen immer mehr elektrifizierte Pkw, Lieferwagen und Busse zum Einsatz.
Risikoabwägung
Was geschieht, wenn es dann mal zu einem technischen Defekt oder sogar Unfall mit einem E-Fahrzeug kommt? Bundesweit stellen viele Feuerwehren Überlegungen zur Einsatztaktik und besten Vorgehensweise an. Das Risiko der Entzündung eines Elektrofahrzeuges wird nach Crashtests und Untersuchung verschiedenster Institutionen derzeit als sehr gering eingeschätzt, vergleichbar mit Benzin oder Diesel betriebenen Fahrzeugen. Doch Lithium-Ionen-Akkus können bei einem technischen Defekt im Fahrzeug oder einer Beschädigung, beispielsweise durch einen Unfall, schnell zu einem Problem werden. Es gilt, dieses unter Kontrolle zu bringen.
Löschen eines Lithium-Ionen-Akku-Brandes
Die bei einem Pkw mit Verbrennungsmotor genutzten herkömmlichen Löschmethoden zeigten zwar bei verschiedensten Tests Wirkung bei den offenen Flammen, doch der finale Löscherfolg bei brennenden Lithium-Ionen-Batterien konnte nicht erzielt werden. Die chemischen Reaktionen innerhalb der Batterie können beim herkömmlichen Löschen mit einem Strahlrohr nicht erreicht und ausgebremst werden, da die Batterien meist sehr gut verpackt sind.
Notwendige Kühlung der Lithium-Ionen-Akkus
Es sind letztendlich auch lange Kühlzeiten für die Akkus erforderlich, um ein erneutes Durchzünden durch einen „Thermal Runway“ zu verhindern. Erste Feuerwehren reagieren darauf und haben sich mit einem Container ausgestattet. In diesen werden die Elektroautos in ein Wasserbad gesetzt, um so die Batterie zu kühlen. Jedoch ist diese Methode sehr aufwendig und setzt viel spezielles und kostspieliges Material voraus.
Löschlanze beschafft
Einen anderen Weg wählte die Freiwilligen Feuerwehr Molfsee. Damit will sie ein Stück mehr Sicherheit für die eigene Gemeinde, aber auch die umliegenden Gemeinden, bieten. Die Molfseeer Feuerwehrleute verfügen inzwischen über eine sogenannte E-Löschlanze der Fa. Murer. Nach dem ersten herkömmlichen Ablöschen der offenen Flammen treiben sie diese beim noch heißen Elektrofahrzeug mit einem großen Hammer durch die Karosserie des Fahrzeuges direkt in den Batteriepack. Über Düsen an der Spitze der Löschlanze werden dann die Zellen der Batterie mit Wasser geflutet und kühlen sie sehr schnell runter. Dazu gab es Tests bei der DEKRA in Neumünster. Sie zeigten, dass diese Methode effektiv ist. Sie soll sogar mehr Wirkung haben als das Eintauchen des Fahrzeuges in einen mit Wasser gefüllten Container. Ein weiterer Vorteil ist, dass nicht nur Pkw mit der neuen Löschlanze gelöscht werden können. Auch Fahrzeuge wie Busse und Lieferwagen, die eigentlich zu groß sind, um in ein solches Wasserbad gehoben zu werden, können gekühlt werden.
Die erste Herstellerschulung erfolgte bereits Mitte Januar 2023. Bei weiteren internen Schulungen innerhalb der Wehr übten die Einsatzkräfte den Umgang mit dem neuen Gerät und das einsatztaktische Vorgehen damit. Die neue Elektro-Löschlanze ist seit Mitte Februar 2023 bei der Feuerwehr Molfsee einsatzbereit. Zur Indienststellung äußerte der Wehrführer der Feuerwehr Molfsee Michael Hamann: „Es ist auch für uns als Feuerwehr beruhigend, dass wir zukünftig auch für brennenden Elektrofahrzeugen sowohl in der eigenen Gemeinde als auch für unser Umland gut gerüstet sind.“
Peer Bo Kersig, FF Molfsee
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