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Katastrophenschutzübung der Kreisfeuerwehrbereitschaft

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Eine Kreisfeuerwehrbereitschaft ist anders organisiert als übliche Berufs- und Freiwillige Feuerwehren. Ihre Einsatzorte sind immer außerhalb des eigenen Landkreises, ihre Züge setzen sich aus mehreren Ortsfeuerwehren zusammen. Im niedersächsischen Lüchow-Dannenberg zeigte die Kreisbereitschaft bei der groß angelegten Katastrophenschutzübung „Heißer Sandsack“ ihr Können. 

Bei Dauerregen (und somit unter realitätsnahen Bedingungen) übte die Kreisfeuerwehrbereitschaft in Lüchow-Dannenberg. Foto: Florian Schulz
Bei Dauerregen (und somit unter realitätsnahen Bedingungen) übte die Kreisfeuerwehrbereitschaft in Lüchow-Dannenberg. Foto: Florian Schulz

Achtung, heißer Sandsack!

Am 28. und 29. September 2024 übten Feuerwehren, THW und DRK unter Führung der Kreisfeuerwehr Lüchow-Dannenberg (NI) diese überörtliche Zusammenarbeit anhand verschiedener Szenarien. Die Großübung, die über 24 Stunden dauerte, lief unter dem Namen „Heißer Sandsack“ und brachte knapp 200 Feuerwehr-, DRK- und THW-Einsatzkräfte für das Training verschiedener Einsatzszenarien zusammen.

Was ist eine Kreisfeuerwehrbereitschaft (KFB)?
Die Einheiten der Kreisfeuerwehrbereitschaft (KFB) kommen zum Einsatz, wenn die lokalen Hilfsorganisationen an ihre Grenzen kommen bzw. ausgelastet sind. Sie setzen sich aus Fahrzeugen, Ausrüstung und Personal  mehrerer Gemeinden bzw. Samtgemeinden zusammen. Sie agieren ausschließlich überörtlich, meist außerhalb ihres eigenen Landkreises. Weil sich nicht nur die Bereitschaft als Ganze, sondern auch die einzelnen Züge aus mehreren Ortsfeuerwehren bilden, kann gewährleistet werden, dass im überörtlichen Einsatzfall auch die eigene Gemeinde weiterhin geschützt ist. Somit unterscheidet sich eine Kreisfeuerwehrbereitschaft grundlegend von „gewöhnlichen“ Feuerwehreinheiten.

Bei einer Kreisfeuerwehrbereitschaft arbeiten also Einsatzkräfte zusammen, die nicht durch wöchentlichen gemeinsamen Übungsdienst aufeinander eingespielt sind. Außerdem müssen sie mit anderen Katastrophenschutzeinheiten unter fremder Einsatzleitung zusammenarbeiten – das können Herausforderungen sein. Dafür bereiten sich die Bereitschaften regelmäßig vor – beispielsweise bei einer Großübung am Wochenende vom 28. und 29. September 2024 in Lüchow-Dannenberg (NI). Im Mittelpunkt stand die Übung eines Einsatzes in fremdem Gebiet.

Verfügungsraum mit Feldbetten
Die Feuerwehrkräfte übernachteten auf Feldbetten im Verfügungsraum, der vom DRK bereitgestellt wurde. Foto: Florian Schulz

Erster Einsatzauftrag

Zu Beginn ging es für die vier KFB-Züge nach Hitzacker an der Elbe. Der Bereitstellungsraum auf dem dortigen Parkplatz Bleichwiesen war Ankunftsort für die rund 50 Einsatzfahrzeuge, die hier im Viertelstunden-Takt ankamen.

Laut „Übungsdrehbuch“ sollte der Nordkreis Lüchow-Dannenberg von einem Jahrhunderthochwasser bedroht sein. Tatsächlich war die Elbe durch massive Regenfälle in Sachsen, Tschechien und Polen stark angestiegen, sodass dieses angenommene Ausgangsszenario auf äußerst realistische Einsatzbedingungen traf.

Die Übung stand unter der Leitung der Samtgemeinde Elbtalaue, der Auftrag der Kreisfeuerwehrbereitschaft lautete, deren Ortskräfte zu unterstützen und zum Teil abzulösen.

Arbeit mit Sandsäcken
Bei der Deichverteidigung kamen rund 2.000 Sandsäcke zum Einsatz. Foto: Florian Schulz

Deichsicherung

Um die Bürgerinnen und Bürger von Hitzacker vor der drohenden Flut zu schützen, mussten die Einsatzkräfte den Deich sichern. Dazu unterteilten sie ihn zunächst entlang der Elbuferstraße in mehrere Einsatzabschnitte:

  • Der Auftrag in Abschnitt Eins lautete, mit Sandsäcken den Deich zu verstärken. Eine solche Deichfuß-Sicherung sorgt dafür, dass ein Deich dem extremen Wasserdruck standhalten kann.
  • Das Szenario in Abschnitt Zwei sah mehrere undichte Stellen im Deich vor, die mit sogenannten „Quellkaden“ gesichert werden mussten. Hierbei handelt es sich um halbkreisförmige Konstruktionen aus Sandsäcken, die um die lokalen Austrittstellen herum gebaut werden.
  • In Abschnitt Drei ging es dann darum, eine „Aufkadung“ zu üben. Bei einer Aufkadung wird auf einem bestehenden Deichkamm ein Damm aus Sandsäcken aufgebaut, um den Deich insgesamt zu erhöhen.

Bei diesem ersten Teil der Übung verlegten die rund 100 Einsatzkräfte mehr als 2.000 Sandsäcke. Diese waren schon vor der Übung von Feuerwehrleuten der Samtgemeinde Lüchow im Wendland unter Anleitung von THW-Fachberatern befüllt worden.

Realistische Übungsatmosphäre

Nach dem Ende dieser Übungseinheit blieben die Feuerwehrkräfte vor Ort, denn das Szenario eines weiter entfernten Einsatzes sollte so realistisch wie möglich sein. Dafür sorgten nicht nur die zwar ungeplanten, aber passenden, anhaltend schwierigen Witterungsbedingungen mit Wind und heftigem Regen, sondern auch der Verpflegungszug, der ein warmes Abendessen bereithielt.

Anschließend suchten die Einsatzkräfte ihr Nachtlager in einem Verfügungsraum auf, der von Bereitschaftskräften des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Dannenberg im Katastrophenschutz-Zentrum vorbereitet worden war.

Bei der Waldbrandübung gehörte eine aufwändige Wasserversorgung zum Übungsszenario.Foto: Domenik Schulz
Bei der Waldbrandübung gehörte eine aufwändige Wasserversorgung zum Übungsszenario. Foto: Domenik Schulz

Zweiter Übungstag: Waldbrand

Nach wenigen Stunden Schlaf ging es am nächsten Tag ab 06.00 Uhr morgens weiter: Der Einsatzauftrag lautete nun, die Feuerwehren der Samtgemeinden Gartow und Lüchow (Wendland) beim Löschen eines Waldbrandes zu unterstützen und abzulösen. Laut Übungsszenario hatte der Wind im Raum Wirl in der Samtgemeinde Gartow gedreht und dazu geführt, dass ein Waldbrand, den die Ortskräfte bereits seit mehreren Stunden gelöscht hatten, außer Kontrolle geraten war. Als weitere Herausforderung war eine schwierige Wasserversorgung im Übungsgebiet vorgesehen: Zum einen führten nun Tanklöschfahrzeuge im Pendelverkehr das dringend erforderte Löschwasser zu, zum anderen wurden über große Entfernungen Förderwege im Wald verlegt. Das Feuer konnte über zwei Flanken angegriffen und schließlich gelöscht werden.

Arbeit im Team: Feuerwehrleute und Förster sprechen über die Einsatzmaßnahmen.
Feuerwehrleuten erläutern den Försterinnen und Förstern ihre Maßnahmen. Foto: Domenik Schulz

Drittes Szenario: Verkehrsunfälle

Doch das Drehbuch des zweiten Übungstages hatte damit noch nicht seinen Höhepunkt erreicht: Auf die Spitze getrieben wurde die Anspannung, als umgestürzte Bäume einen PKW unter sich begruben und darüber hinaus im Wald ein Fahrzeug der Feuerwehr verunglückte. Beide angenommenen Verkehrsunfälle erforderten schnelles Reagieren und wurden von den Einsatzkräften professionell abgearbeitet.

Andreas Meyer (l.), Gemeindebrandmeister der Samtgemeinde Elbtalaue, verschafft Landrätin Dagmar Schulz ein Bild von der Lage. Foto: Florian Schulz
Andreas Meyer (l.), Gemeindebrandmeister der Samtgemeinde Elbtalaue, verschafft Landrätin Dagmar Schulz ein Bild von der Lage. Foto: Florian Schulz

Positives Fazit

Die Zentrale Führungseinheit des Landkreises war vom Stabsraum im Kreishaus Lüchow aus ebenfalls an der Übung beteiligt und unterstützte die Einsatzleitungen der Samtgemeinde-Feuerwehren. Unter anderem waren die Pressestelle und die Fernmeldezentrale von Personal der Feuerwehr und der Verwaltung besetzt.

Die Übung endete am Sonntag, den 29. September, gegen 17.00 Uhr. In Dannenberg gab es eine Abschlussbesprechung und ein gemeinsames Abendessen, das erneut vom DRK organisiert worden war.

Landrätin Dagmar Schulz, die an beiden Tagen das Einsatzgebiet besucht hatte, dankte allen beteiligten Feuerwehrleuten. Auch Kreisbrandmeister Henning Peters brachte seine Anerkennung zum Ausdruck und resümierte, dass die Übung nach Plan, wenn auch nicht gänzlich reibungslos, abgelaufen sei. Sein Fazit lautete, man habe einige Schwachstellen erkennen können und werde nun in der Lage sein, diese zu analysieren und in den kommenden Monaten abzustellen.

Kreisfeuerwehr Lüchow-Dannenberg, Heiko Bieniußa 

 

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