Nach der Explosion: Unterstützung für die Feuerwehr Ratingen
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Den 11. Mai 2023 wird man in Ratingen so schnell nicht vergessen. Durch eine Explosion während eines laufenden Einsatzes wurden sieben Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst sowie zwei der Polizei in Ratingen schwer verletzt. Nun unterstützen andere Dienststellen, um die hohen Personalausfälle zu kompensieren.
Der Einsatz in der Berliner Straße vom 11. Mai 2023 wird den Einsatzkräften aus Ratingen definitiv im Gedächtnis bleiben. Bei einer Notfalltüröffnung war es zu einer Explosion gekommen, in der Folge wurden neun Einsatzkräfte zum Teil schwer verletzt, einige befanden sich in Lebensgefahr. Fünf Betroffene lagen zeitweise im künstlichen Koma (mehr dazu siehe unten).
Eine der Folgen des Ereignisses für die Feuerwehr Ratingen (Kreis Mettmann, NRW) sind Personalausfälle. Das betrifft sowohl die direkt verletzten auch psychisch belastete Kolleginnen und Kollegen.
Man hilft sich gegenseitig
Um die Personalausfälle zu kompensieren, erhielt die Feuerwehr Ratingen viele Unterstützungsangebote, für die sie sehr dankbar ist. So unterstützen im gesamten Juni 2023 insgesamt 17 Kolleginnen und Kollegen anderer Dienststellen die Ratinger Feuerwehr, indem sie einen Teil ihrer Dienste dort versehen. So besteht die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr Ratingen uneingeschränkt weiter.
Aus dem Kreis Mettmann kommen zwölf Einsatzkräfte von den Feuerwehren Erkrath, Hilden, Langenfeld, Mettmann und Monheim. Von der Feuerwehr Düsseldorf stammen vier Feuerwehrangehörige und ein aushelfender Kollege ist Angehöriger der Feuerwehr Aachen.
Gerade zu Beginn der Urlaubszeit betrachtet die Feuerwehr Ratingen diese zusätzliche Übernahme von Funktionen bei einer anderen Feuerwehr als alles andere als selbstverständlich.
Der 11. Mai: Attacke auf Einsatzkräfte?
Was genau in der Berliner Straße in Ratingen-West passiert ist, ist Stand Juni 2023 noch Gegenstand von polizeilichen Ermittlungen. Die Feuerwehr selbst spricht von einer gezielten Attacke auf die Einsatzkräfte.
Das ist bisher klar: An diesem Tag ging um 10.37 Uhr ein Routineeinsatz bei der Feuerwehr ein. Gemeldet war eine hilflose Person in einer verschlossenen Wohnung. Doch vor Ort ereignete sich bei der Türöffnung an einer Wohnung im 10. Obergeschoss eine Explosion. Die Folge: fünf Einsatzkräfte (Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst) wurden lebensgefährlich verletzt, drei weitere (Feuerwehr und Rettungsdienst) schwer. 21 weitere Einsatzkräfte erlitten leichte Verletzungen. Auch der Hausmeister sowie der Tatverdächtige zählen zu den Verletzten. Diese Zahlen gab Dietmar Henning, Einsatzleiter der Polizei Düsseldorf, bei einer Pressekonferenz am 12. Mai 2023 bekannt.
Bei dem anschließenden Polizeieinsatz fanden die Beamten eine tote Person in der Wohnung.
Weiterer Einsatzverlauf
Infolge der Explosion wurde um 11.18 Uhr Großalarm ausgelöst. Zu den nachalarmierten Kräften zählten auch der Kreisbrandmeister, der leitende Notarzt des Kreises sowie geschulte Einsatzkräfte der psychosozialen Unterstützung und der Notfallseelsorge.
Alle schwer verletzten Personen kamen in Spezialkrankenhäuser in der gesamten Region. Dazu waren unter anderem fünf Rettungshubschrauber im Einsatz. Der Leiter der Feuerwehr Ratingen René Schubert, der die Einsatzleitung hatte, veranlasste Einsatzabschnitte zur medizinischen Versorgung, Brandbekämpfung und Gefahrenabwehr sowie zur Betreuung von Betroffenen und Einsatzkräften.
Es stand schnell der Verdacht im Raum, die Explosion sei gezielt herbeigeführt worden. Spezialkräfte der Polizei stellten den mutmaßlichen Täter. Daraufhin löschte die Feuerwehr den Brand und belüftete die Wohnung. Bei den Löscharbeiten wurde eine Leiche in der Wohneinheit gefunden.
Insgesamt waren 110 Kräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst aus Ratingen, Düsseldorf und dem Umland im Einsatz.
Bürgermeister Klaus Pesch betonte noch am selben Tag: „Ich hoffe, dass die Polizei so schnell wie möglich herausfindet, was genau passiert ist. Sollte es wirklich eine Falle gewesen sein, ist das an Hinterhältigkeit nicht zu überbieten.“
Schwerverletzte Einsatzkräfte und große Anteilnahme
Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen von Feuerwehr und Rettungsdienst kamen in Spezialkliniken für Brandverletzte in Köln, Duisburg, Dortmund, Düsseldorf und Bochum. Fünf Kollegen hatte man dort ins künstliche Koma versetzt. Die Betroffenen erlitten teilweise Verbrennungen von bis zu 40% der Körperoberfläche.
Bei der Bevölkerung lösten die Ereignisse eine Welle der Anteilnahme aus. Am Bürgerhaus am Marktplatz legten die Bürger/-innen zahlreiche Bilder, Kerzen und bemalte Steine ab. Der Gedenkplatz wurde auf den geschützten Vorplatz von St. Peter und Paul an die Skulptur „Gebeugt sitzende Figur“ verlagert.
Am 4. Juni 2023 veranstalteten die Eishockey-Mannschaften der Feuerwehr („Backdraft Cologne“) und der Polizei („Bull Sharks“) ein Benefiz-Eishockeyspiel in der vollbesetzten Köln-Arena 2. Zu den Gästen zählten Innenminister (NRW) Herbert Reul, Stadtdirektorin (Köln) Andrea Blome, Landrat (Kreis Mettmann) Thomas Hendele, der Kölner Polizeipräsident Falk Schnabel, der Ratinger Feuerwehrleiter René Schubert und der Ratinger Feuerschutz-Dezernenten Harald Filip. Die Einnahmen gingen an die verletzten Einsatzkräfte.
Spendenkonto |
Verein zur Förderung des Feuerschutzes in Ratingen e.V. IBAN: DE81 3345 0000 0042 1116 74 Stichwort „Berliner Straße“ |
Jan Neumann, Stefan Dahlmann und David Marten (Feuerwehr Ratingen),
sma (Redaktion FEUERWEHR)
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