Sturmtief Sabine blieb hinter den Befürchtungen zurück
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Die Feuerwehren im Bundesgebiet sowie der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) vermelden, dass das Sturmtief Sabine insgesamt glimpflicher ablief, als im Vorfeld zu befürchten war. Dabei waren die Feuerwehren deutschlandweit gut vorbereitet, wie Hermann Schreck (DFV-Vizepräsident) resümiert. Eine Bilanz.
Viel Wind um Sturmtief Sabine
Generell meldeten die Feuerwehren durchweg erhöhte Einsatzzahlen. Zu den Spitzenreitern zählt dabei die Feuerwehr München mit 222 sturmbedingten Einsätzen. Insgesamt 1.300 Anrufer wählten dort allein am 10. Februar 2020 zwischen 0.01 Uhr und 16 Uhr die 112. Dabei kam es lediglich zu Sachschäden, jedoch nicht zu Verletzten.
Die Feuerwehr Düsseldorf verzeichnete 95 wetterbedingte Einsätze bis zum 10. Februar um 16 Uhr. Die Kollegen von der Feuerwehr Bonn rückten (bis Montag, 10. Februar um 18 Uhr) zu 117 Einsätzen aus, darunter ein besonderer Einsatz um 9.12 Uhr am 10. Februar. Dabei lösten sich auf einer Baustelle im ehemaligen Regierungsviertel im zwölften und 15. Obergeschoss Fassadenteile aus Glas und stürzten zu Boden. In Essen hatte die Feuerwehr von Sonntag, 9. Februar, 12 Uhr, bis Montag, 10. Februar, 15 Uhr 155 Einsätze mit dem Stichwort „Sturm“. Im Vergleich mit dem Pfingststurm Ela im Jahr 2014 ist diese Bilanz jedoch gering: Ela bescherte der Feuerwehr über 4.000 Einsätze mit deutlich größeren Schäden.
Andere Feuerwehren meldeten ebenfalls erhöhte Einsatzzahlen, etwa die Feuerwehr Norderstedt. Sie zählte 35 Einsätze bis zum 10. Februar um 13 Uhr. Davon fanden 20 Einsätze bis Sonntag, 19.30 Uhr, statt. Erhöhte, aber nicht dramatische Einsatzzahlen melden unter anderem auch die Feuerwehren Sankt Augustin (12 witterungsbedingte Einsätze bis 10. Februar, 16.00 Uhr), Ratingen (23 sturmbedingte Einsätze bis 10. Februar 2020 um 4 Uhr), Detmold (rund 40 Einsätze in 24 Stunden) und Sprockhövel (30 sturmbedingte Einsätze bis 20 Uhr am Montag).
Nur wenige Verletzte
Verletzte gab es glücklicherweise kaum. In Düsseldorf wurde um 10.05 Uhr eine 52 Jahre alte Frau in der Schadowstraße durch einen Bauzaun verletzt, den der Wind umgeworfen hatte. Notfallsanitäter der Feuerwehr leisteten eine medizinische Erstversorgung. Anschließend transportierten sie die Verletzte mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus.
In Essen-Heisingen wurde am Sonntag, 9. Februar, eine 47-Jährige durch eine herabstürzende Schieferplatte leicht verletzt. Auch sie kam in ein Krankenhaus.
Hermann Schreck (DFV-Vizepräsident) blickt positiv auf die Einsatzleistung der Feuerwehren zurück: „Die flächendeckende Einsatzbereitschaft ist ein eindrücklicher Beweis für die Leistungsfähigkeit der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kräfte“, urteilt er und dankt allen Einsatzkräften.
Gesamtbilanz der Versicherer
Ab dem 18. Februar 2020 lag den Versicherern die gesamte Schadenbilanz von Sabine vor. Das Sturmtief hat demnach 540.000 versicherte Schäden verursacht. Dabei belief sich die Schadenshöhe auf 675 Millionen Euro. Davon entfielen 600 Millionen und Euro für 500.000 beschädigte Häuser, Hausrat sowie Gewerbe- und Industriebetriebe. Für die Kfz-Versicherer galt es, rund 40.000 Schäden in Höhe von 75 Millionen Euro zu begleichen. Damit belegt Sabine den sechsten Platz in der Rangfolge der schwersten Winterstürme in Deutschland seit dem Jahr 2002. Diese Liste wird seit dem Jahr 2007 von Kyrill angeführt, der über drei Milliarden Euro Schadenssumme verursachte. Darauf folgen Jeanette im Jahr 2002 (1,3 Milliarden Euro) und Friederike im Jahr 2018 (einer Milliarde Euro).
Einsatzbilanz aus Franken
Die Kreis-Einsatzzentrale im Landratsamt Aschaffenburg (BY) und die ILS Bayerischer Untermain (Sitz Aschaffenburg) waren ebenfalls gut vorbereitet und hatte ihr Personal verstärkt. Auch hier lag der Einsatzschwerpunkt auf der Beseitigung umgestürzter Bäume. Vereinzelt kam es außerdem in einigen Gemeinden zu Stromausfällen. Bis in die Morgenstunden arbeiteten 27 Feuerwehren mit 350 Einsatzkräften rund 90 Einsätze ab. Dramatische Szenen spielten sich währenddessen in Würzburg ab. Denn dort rückten der Wasserrettungszug der BF Würzburg, Einheiten der FF Würzburg, DLRG und Wasserwacht zu einer Wasserrettung aus. Denn in Höhe der Einmündung Neubaustraße trieb eine Frau auf der von Sturmböen verstärkten Strömung im Main trieb. Gemeinsam mit Beamten der Wasserschutzpolizei konnten die Einsatzkräfte die Person aus dem Main retten.
Die ILS der Metropolregion Nürnberg verzeichnete von 0.00 Uhr bis 12.00 Uhr 180 Einsätze, darunter allein 85 Einsätze im Nürnberger Stadtgebiet. Der Stadtteil Nürnberg-Katzwang war von den Sturmeinsätzen am meisten betroffen. In den Städten Fürth, Erlangen und den Landkreisen Nürnberg-Land, Fürth und Erlangen-Höchstadt waren zusammen die gleiche Anzahl von Sturmeinsätzen zu verzeichnen. In der Einsatzzentrale der Polizei Mittelfranken gingen rund 300 Meldungen über Sturmschäden ein. Insgesamt kam es zu drei leicht und einer schwer verletzten Person. Dabei handelte es sich um einen Fußgänger, der durch einen von einer Sturmböe umgekippten Pkw-Anhänger getroffen wurde.
Sturmeinsätze der Feuerwehr Nürnberg
Für die Nürnberger Feuerwehr prägte Sturmtief Sabine einen arbeitsreichen 10. Februar 2020. Glücklicherweise blieb es jedoch bei wettertypischen Ereignissen wie losen Dachziegeln, losgerissenen Dachblechteilen und umgestürzten Bäumen. Dabei kam es teilweise auch zur Beschädigung von Fahrzeugen.
Die Nürnberger Feuerwehr war gut vorbereitet: Die Integrierte Leitstelle wurde personell verstärkt und die Freiwilligen Feuerwehren warteten ebenfalls einsatzbereit in den Gerätehäusern. Sie bewältigten das Einsatzgeschehen mit dem Schwerpunkt im Süden der Stadt. Die fünf Wachen der Berufsfeuerwehr bearbeiteten noch Einsätze durch ausgelöste Brandmeldeanlagen in Firmen sowie Kleinbrände im Innenstadtbereich. Sie besetzte außerdem drei zusätzliche Drehleitern, womit insgesamt acht Drehleitern im Einsatz waren. Zusammen mit den Löschgruppenfahrzeugen der Freiwilligen Feuerwehr konnten somit zielgerichtet Gefahren an beschädigten Dächern und umgestürzten Bäumen abgewehrt werden. Weil der Wind zwischenzeitlich orkanartig war, war die Drehleiter allerdings nicht immer einsetzbar.
Das Sturmtief wehte zudem etliche Dachziegel des Spittlertorturms auf die Ludwigstraße. Aufgrund des heftigen Winds konnten die Feuerwehr-Einsatzkräfte nicht über die Drehleiter auf das Dach steigen, um die Ziegel abzutragen. Deshalb entschied man sich in Abstimmung mit der Polizei, die Ludwigstraße zu sperren. Als die Wetterlage schließlich einen Einsatz auf dem Turmdach zuließ, räumte die Feuerwehr die Ziegel ab.
Weitere Einsätze und Gesamtbilanz in Nürnberg
Fassungslos waren die Einsatzkräfte jedoch nach einer Alarmierung um 19.16 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt waren sie bereits über 12 Stunden im Sturmeinsatz, als aus dem Norden Nürnbergs noch eine Explosion in einer Wohnung gemeldet wurde. In dem betroffenen Wohnhaus waren 15 Personen gemeldet. Deshalb rückten 11 Fahrzeuge der Feuerwehr, mehrere Streifenwagen der Polizei und sieben Fahrzeuge des Rettungsdienstes losgeschickt. Beim Eintreffen mussten die Einsatzkräfte allerdings feststellen, dass es sich um einen böswilligen Alarm gehandelt hatte.
Die ILS Nürnberg disponierte am 10. Februar 2020 in der Zeit von 0.00 Uhr bis 21.00 Uhr insgesamt 384 Einsätze zur Technischen Hilfeleistung. Dabei entfielen allein 45% (170) der Einsätze auf das Stadtgebiet Nürnberg. Ähnlich war es zuletzt beim Sturmtief „Eberhard“ vom 11. März 2019, wo es ebenfalls zu 150 Einsätze im Stadtgebiet kam. Somit sind die beiden Sturmlagen bezüglich der Einsatzzahlen auf Augenhöhe. Insgesamt gingen allerdings 2.350 Anrufe (Notruf 112, medizinische und technische Hilferufe) in der ILS ein.
Stefan Zink (Feuerwehr Stadt Nürnberg)
Thomas Birkner
Deutscher Feuerwehrverband (DFV)
sco (Feuerwehr München)
Niels Philip Kögler (Feuerwehr Norderstedt)
Jan Neumann (Feuerwehr Ratingen)
Sascha Lienesch (Freiwillige Feuerwehr Sankt Augustin)
Christopher Schuster (Feuerwehr Düsseldorf)
Jörg Schneider (Rettungsdienst und Feuerwehr Bonn)
Ulrich Sprenger (Feuerwehr Detmold)
Mike Filzen (Feuerwehr Essen)
Max Blasius (Feuerwehr Sprockhövel)
Kathrin Jarosch (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.)
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