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Rosenbauer Concept Fire Truck – Blick in die Zukunft

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Nach einer Tour durch verschiedene europäische Metropolen sowie der Präsentation auf einer Fachmesse, stellte Rosenbauer seinen elektrisch angetriebenen Concept Fire Truck (CFT) jetzt bei einer Deutschlandtour Feuerwehren und der Fachpresse vor.


Erschienen in: FEUERWEHR Ausgabe 5/2019

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Erstmals präsentierte Rosenbauer das Fahrzeug 2016 als überraschendes Highlight zum 150. Jubiläum in Linz (Österreich) den geladenen Gästen (siehe Feuerwehr 11/2016). Damals jedoch nur äußerlich, die Innenräume blieben verschlossen. Jetzt waren Einblicke in die Geräteräume möglich, es wurden einige technische Details genannt und auch die Mannschaftskabine konnte besichtigt und betreten werden. Letztere durfte jedoch nicht fotografiert werden. Noch will der Rosenbauer-Konzern nicht alle Detaillösungen publik machen. Es sei aber verraten, dass zahlreiche völlig neue Wege bei der Mannschaftssitzanordnung (Konferenz-Sitzkonfiguration plus drehbarer Fahrer- und Kommandantensitz) und bei der Bedienung des Fahrzeugs beschritten werden. Dazu gehört auch ein Emergency Driver Cockpit. Es erlaubt z. B. die Bedienung und Steuerung der Sondersignale direkt vom Lenkrad aus. Das Fahrzeug verfügt über keine Außenrückspiegel, diese wurden durch ein Außenkamerasystem ersetzt, welche im Innenbereich an den A-Säulen das Bild auf LCD-Bildschirme übertragen. Optional sind in der Serie später aber auch klassische Lkw-Außenspiegel möglich.

Rasante Testfahrt

Bei dem vorgestellten Fahrzeug handelt es sich um eine Konzeptstudie für zukünftige Rosenbauer-Löschfahrzeuge mit elektrischem Antrieb. Das Fahrzeug ist somit derzeit löschtechnisch noch nicht voll einsatzfähig und die Geräteräume sind daher innen nicht vollständig ausgerüstet und fertiggestellt.

Bei der Veranstaltung am 26. März 2019 am Frankfurter Flughafen wurden der Fachpresse u. a. Probefahrten angeboten. Teilnehmer konnten auch selbst am Steuer Platz nehmen und mit dem Fahrzeug ein paar Runden drehen. Es überzeugten hier die starke Beschleunigung, hohe Kurvengeschwindigkeiten durch den tiefen Schwerpunkt ohne große Seitenneigung und der kleine Wendekreis.

Für den Antrieb steht an jeder Achse ein Elektromotor von Volvo Penta zur Verfügung, die über je ein Differenzialgetriebe für Vortrieb sorgen. Es handelt sich somit um einen 4 x 4-Antrieb (im Allradantrieb mit ESP). Insgesamt verfügt das Fahrzeug über bis zu 350 kW (475 PS) Motorleistung. Als Spitzenleistung können pro Motor kurzzeitig sogar 180 kW (245 PS) abgerufen werden. Dies sorgt für eine enorme Beschleunigung beim Anfahren, wie man sie sonst nur von hochmotorisierten Sportwagen kennt. Bei den Probefahrten wurde man beim Beschleunigen regelrecht in die Sitzlehnen gepresst. Das Konzeptfahrzeug wird bei einer Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h elektronisch abgeriegelt.

Zur Stromversorgung wurde ein 60-kWh-Lithium-Ionen-Akku von Volvo Penta im Fahrgestellrahmen eingebaut. Es handelt sich hier um Serienteile, die auch in der Volvo-Lkw-Baureihe FL Electric und den Elektrobussen eingebaut werden. Das Fahrgestell stellt eine komplett neue Eigenentwicklung von Rosenbauer, abgestimmt auf die Verwendung für den E-Antrieb, dar.

Auch Dieselmotor an Bord

Nach Angaben von Rosenbauer soll es künftig möglich sein, mit dem Fahrzeug 80 – 90 % der Einsätze rein elektrisch abzuwickeln. Dazu gehört neben der An- und Abfahrt auch ein Pumpenbetrieb von mindestens 30 min. Auswertungen ergaben, dass der größte Teil der Löscheinsätze mit Pumpenbetrieb in diesem Zeitfenster erledigt werden kann. Sollte dies nicht ausreichen, steht ein Range Extender (Reichweitenverlängerer) für den Endlosbetrieb zur Verfügung. Dabei handelt es sich um einen 6-Zylinder-Pkw-Dieselmotor mit 3-l-Hubraum und rund
200 kW Motorleistung. Er lädt bei Betrieb die Batterien des Fahrzeugs wieder auf. Hier wird zukünftig eine Ladeleistung von bis zu 100 kW angestrebt. Für den Betrieb des Dieselmotors ist ein 150-l-Kraftstofftank vorhanden.

Bei den verschiedenen Präsentationsterminen wurden inzwischen schon bis zu 170 km Wegstrecke am Stück zurückgelegt, ohne dass der Fahrzeugakku zwischendurch aufgeladen wurde. Diese Distanz sei ursprünglich nicht vorgesehen gewesen, sagte Michael Friedmann, Senior Vizepräsident von Rosenbauer und dort zuständig für Strategie, Innovation und Marketing. Studien und Erhebungen in verschiedenen Städten hätten ergeben, dass Löschfahrzeuge bei rund 90 % aller Einsatzfahrten höchstens 10 km zurücklegen. In rund 80 % aller Fälle vergehe zwischen den einzelnen Einsätzen mindestens eine Stunde. Zeit, die bei den Serienfahrzeugen zukünftig zum Stromtanken auf den Wachen für den nächsten Einsatz ausreichen soll.

Variable Bodenfreiheit

Zu den weiteren Fahrzeughighlights gehören ein sehr niedriger Schwerpunkt, ein höhenverstellbares, pneumatisches (luftgefedertes) Fahrwerk mit Einzelradaufhängung und eine optimale Achslastverteilung von nahezu 50:50. Das Fahrwerk bietet mehrere unterschiedlich wählbare Fahrmodi mit verschiedenen Bodenfreiheiten. So gibt es z. B. einen Power- und Silentmodus mit 250 mm Bodenfreiheit, einen Offroadmodus mit 350 mm und einen Modus zum Überwinden von Hindernissen mit 500 mm Bodenfreiheit. Angekommen an der Einsatzstelle, kann das Fahrzeug dann bis auf 150 mm Bodenfreiheit abgesenkt werden. Dies ermöglicht sehr geringe Entnahmehöhen für die feuerwehrtechnische Beladung und erlaubt den völligen Verzicht auf seitliche Auftrittsklappen. Das mindert die Gefahr von Arbeitsunfällen durch Abrutschen oder Umknicken beim Betreten und Verlassen der Auftritte und der Mannschaftskabine.

Die Wendigkeit des Fahrzeugs wird durch eine Allradlenkung und kompakte Fahrzeugabmessungen erhöht. Der Wendekreis des Fahrzeugs beträgt 15 m, mit aktivierter Hinterachszusatzlenkung sogar nur 12 m.

Außerdem erwähnenswert sind eine hohe Geräuschdämmung der Kabine, die einfache Fahrzeugbedienung (One Button Operation), ein Tablet mit integrierter Rosenbauer-Emerec-Anwendung, WLAN, ein großer Zentralbildschirm vorn in der Kabine sowie Fahrassistenzsysteme und Kurvenlicht.

Roboter im Heck

Als Feuerlöschpumpe wurde in dem CFT eine Normal- und Hochdruckeinbaupumpe Typ NH35 mittig vor dem Löschwassertank eingebaut. Sie leistet im Normaldruckbetrieb 3.000 l/min bei 10 bar oder im Hochdruckbetrieb 250 l/min bei 40 bar. Der Pumpenbedienstand und die Schlauchdruckabgänge sind über der Hinterachse auf der rechten Aufbauseite untergebracht. Weitere Schlauchdruckabgänge sind mittig auf der gegenüberliegenden Aufbauseite und zwei C-Druckabgänge an der Fahrzeugfront untergebracht.

Durch diese Bauform ist heckseitig ein großer freier Geräteraum entstanden. Er verfügt beim CFT-Prototyp über einen absenkbaren Ladeboden mit 2 t Tragkraft, der fast auf Bodenniveau abgesenkt werden kann. Dort war ein funkfernsteuerbarer „Raupenmanipulator“ (so der offizielle Rosenbauer-Produktname) mit einem darauf montierten, ebenfalls fernsteuerbaren Werfer verladen. Dieser kleine Raupentransporter kann auch zum Materialtransport mit einer Nutzlast von bis zu 750 kg verwendet werden.

Alternativ können im Fahrzeugheck aber auch Rollcontainer verladen oder ein normaler Geräteraum eingebaut werden. Durch eine flexible Fahrzeugarchitektur sind in den Geräteräumen mehr Platz (+ 1 m³) und eine höhere Nutzlast (+ 1 t) gegenüber vergleichbaren Fahrzeugen möglich geworden.

Alle Geräteraumjalousien öffnen und schließen elektrisch per Knopfdruck, wie man dies von Rosenbauer bereits von den Compactline-Aufbauten (CL-Line) aus dem Hause Rosenbauer her kennt.

Der Löschwassertank fasst 1.200 l und ist vor der Hinterachse eingebaut. Später können stärkere oder schwächere Pumpen sowie je nach Kundenwunsch andere Löschwassertankgrößen optional verbaut werden.

Auf dem Fahrzeugdach sind entsprechende Freiräume und Vorbereitungen für Leiterentnahmehilfen und die Lagerung der tragbaren Leitern vorhanden. Ein Begehen des Fahrzeugdachs ist im Einsatzbetrieb nicht vorgesehen. Neue Wege beschritt man bei der Umfeldbeleuchtung. Es wurde eine hellere, aufklappbare und schattenlose LEDHochleistungsumgebungsbeleuchtung eingebaut. Sie soll 20 Mal heller sein als die bisher von den AT-Baureihen bekannte Umfeldbeleuchtung und macht in vielen Fällen einen Lichtmastgebrauch an Einsatzstellen entbehrlich. Optional kann ein Lichtmast aber selbstverständlich eingebaut werden.

Zur Höhe der Anschaffungskosten des Fahrzeugs konnten bei der Pressevorstellung noch keine Angaben gemacht werden. Michael Friedmann hob hervor, dass es im regulären Alltagsbetrieb größere Einsparungen durch geringere Wartungskosten des Elektroantriebs geben werde. Darüber hinaus seien über die Nutzungsdauer des EFahrzeugs durch günstigere Stromkosten und den geringeren Kraftstoffverbrauch niedrigere Betriebskosten als bei herkömmlichen Löschfahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu erwarten.

Prototyp ab 2021 im Einsatz

Im November 2018 vereinbarten Rosenbauer Deutschland und die Berliner Feuerwehr eine Innovationspartnerschaft (siehe Feuerwehr 1-2/2019). Unter dem Namen „eLHF“ (elektrisches Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug) wird Anfang 2021 ein elektrisch betriebenes Löschfahrzeug in einen einjährigen Probebetrieb bei der Berliner Feuerwehr gehen. Das Projektbudget beläuft sich auf rund 1,8 Mio. Euro. Davon stammen 90 % als Fördermittel aus dem Berliner Programm „Nachhaltige Entwicklung“, das wiederum der Europäische Fonds für regionale Entwicklung und das Land speisen, der Rest sind eigene Haushaltsmittel der Berliner Feuerwehr. Der CFT von Rosenbauer bildet die technologische Basis für das eLHF.

Michael Friedmann wollte bei der Pressevorstellung weder bestätigen noch dementieren, dass dieses Fahrzeug möglicherweise bereits zur nächsten Interschutz im Juni 2020 in Hannover am Rosenbauer-Stand zu sehen sein wird.

Ausblick

Rosenbauer schätzt den weltweiten Markt für die CFT-Technologie bis 2030 auf rund 3.200 Fahrzeuge. Allein in Europa könnten 2025 bereits 700 bis 800 Fahrzeuge im Einsatz sein, sagte Dieter Siegel, CEO Rosenbauer, kürzlich in einer Presseinformation. Bereits bei der CFT-Präsentationstour zeichnete sich Interesse aus zahlreichen Großstädten weltweit ab. Dazu gehören in Europa z. B. Oslo, Amsterdam, London und Madrid. Global zeigen sich Toronto, Tokio, Dubai, Singapur und Auckland interessiert. Konkrete Beschaffungspläne bestehen derzeit aber nicht.

Hans-Jürgen Stiehl

 

Foto (Beitragsübersicht): © Hans-Jürgen Stiehl

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