Sturmtief Ignatz: Besondere Belastung für deutsche Feuerwehren
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Am 21. und 22. Oktober 2021 befanden sich viele Feuerwehren in einer Notsituation: Aufgrund des Sturmtiefs waren die Feuerwehren des Landes besonders gefragt. Stark betroffen von diesem Unwetter war vor allem der Norden Deutschlands, wie auch der NDR berichtete. Im Folgenden werden vor allem die Auswirkungen für die Berliner Feuerwehr, die Feuerwehren des Kreis Soest und der Feuerwehr Velbert beschrieben. Doch auch in Bayern und vielen anderen Teilen Deutschlands erschwerte Mutter Natur den Alltag der Einsatzkräfte.
Berliner Feuerwehr ruft wetterbedingten Ausnahmezustand aus
Bereits am Morgen des 21. Oktober 2021 zog der Sturm über Deutschland und führte in Berlin zu vermehrten Einsätzen. Aufgrund der Häufung von wetterbedingten Hilfegesuchen wurde um 9.52 Uhr der wetterbedingte Ausnahmezustand ausgerufen. Aufgenommene Einsätze wurden in der Feuerwehrleitstelle priorisiert und mehrere Erkunderfahrzeuge in Dienst genommen. Zur Unterstützung der Kräfte der Berufsfeuerwehr wurden zudem zahlreiche Freiwillige Feuerwehren in den Dienst gerufen, die ebenfalls zu einer Vielzahl der Einsätze ausrückte.
Die Mehrheit der Einsätze lag im Bereich umgestürzter Bäume oder herabgestürzter Äste sowie loser Bauteile an Gebäuden, die abzustürzen drohten. Am späten Nachmittag beruhigte sich die Wetterlage, so dass kurz nach 19 Uhr der Ausnahmezustand beendet werden konnte. Im genannten Zeitraum wurden insgesamt 372 wetterbedingte Einsätze durch die Leitstelle der Berliner Feuerwehr aufgenommen und von den Einsatzkräften im Stadtgebiet erfolgreich abgearbeitet.
Besonders erwähnenswerte Einsätze des Tages waren dabei ein Einsatz der Höhenrettung in Tempelhof, bei dem Dachteile gesichert werden mussten. Im Einsatz waren ein Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug, ein Drehleiterfahrzeug, zwei Einsatzleitwägen und ein Sonderfahrzeug. Die Höhenrettung war bei mehreren Einsätzen beteiligt. So auch in Pankow. Dort stürzten circa 20 m hohe Bäume mit einem Durchmesser von jeweils 1 m auf ein Stromverteilergebäude und gegen eine Hauswand. Die Bäume wurden mit Hilfe des Technischen Dienstes und der Höhenrettungsgruppe beseitigt. Im Einsatz waren 3 LHF, 1 DLK, 1 Führungsdienst, 4 Sonderfahrzeuge und der Pressedienst.
Im Bezirk Prenzlauer Berg wurde eine Person von einem herabstürzenden Ast getroffen und leicht verletzt. Die Person wurde vom Rettungsdienst behandelt und in ein Krankenhaus transportiert. Im Einsatz waren 1 LHF, 1 RTW und 1 NEF. Bei einem Einsatz in Friedrichshain drohte ein circa 15 m hoher Baum auf mehrere geparkte Pkw zu stürzen. Im Einsatz waren 1 LHF, 1 DLK, 1 Führungsdienst und 2 Sonderfahrzeuge. Ein weiterer besonderer Einsatz fand auf der Köpenicker Landstraße statt. Dort wurden 100 m² Dachpappe abgenommen, um ein mögliches Einstürzen zu verhindern. Im Einsatz waren 2 LHF, 1 DLK, 1 Führungsdienst, 1 Sonderfahrzeug.
Berliner Feuerwehr
Sicherung eines vom Sturm abgetrennten Stegs im Kreis Soest (NRW)
51741 (Soest)
Sturm Ignatz sorgte auch im Kreis Soest ab dem Morgen und den ganzen Tag über für insgesamt 49 Einsätze der Feuerwehren. Meistens handelte es sich dabei um umgestürzte Bäume. Die Einsätze waren über fast das gesamte Kreisgebiet verteilt. In Rüthen fiel morgens ein Baum auf eine Stromleitung. Infolgedessen kam es zu einem Flächenbrand und in einigen Teilen der Stadt Rüthen sowie in umliegenden Ortschaften fiel der Strom aus. Durch das schnelle Eingreifen des Energie-Versorgers sei die Alarmierung der Energie-Einheiten des Kreis Soest nicht erforderlich gewesen, so Kreisbrandmeister Thomas Wienecke. Mitglieder der Energie-Gruppe des Kreises Soest sind als Elektrofachkräfte ausgebildete Mitglieder von THW und Feuerwehr.
Gegen Mittag löste sich an einem Anleger auf dem Möhnesee in Wamel (Kreis Soest, NRW) durch die Böen ein Steg. Dabei stießen mehrere Boote zusammen. Die Feuerwehr unterstützte bei der Sicherung der Steganlage und der Boote unter anderem mit einem Boot. In Soest lösten sich am Morgen Teile einer Dachverkleidung einer Tankstelle. Ein Schwerpunkt der Einsätze bildete die Stadt Warstein.
Insgesamt waren 210 Einsatzkräfte ab den frühen Morgenstunden bis zum Abend immer wieder im Einsatz, um Einsätze im Zusammenhang mit Sturm Ignatz abzuarbeiten. Um auf die steigende Zahl der Notrufe reagieren zu können, wurde zwischenzeitlich die Kreisleitstelle im Rettungszentrum personell hochgefahren. Diese hat zusammen mit dem Kreisbrandmeister die Lage immer neu bewertet. Eine Alarmierung des Einsatzstabes war diesmal nicht erforderlich. „Der Kreis Soest ist glimpflich davongekommen“ so Kreisbrandmeister des Kreises Soest Thomas Wienecke abschließend.
Feuerwehren des Kreises Soest, Marc Schlunz
Unruhige Schicht für die Feuerwehr Velbert (NRW)
51773 (Velbert)
Am 21. Oktober 2021, wurde auch das Velberter Stadtgebiet (Kreis Mettmann, NRW) von dem ersten Herbststurm des Jahres getroffen. Windböen mit teilweise über 100 km/h sorgen für eine arbeitsreiche Schicht der hauptamtlichen Wache. Insgesamt wurden innerhalb eines Tages 19 unwetterbedingte Einsätze gezählt. In den meisten Fällen handelte es sich um lose Äste, die durch den Sturm auf öffentliche Verkehrsflächen geweht wurden.
Am Ziegeleiweg hingegen stürzten zwei ca. 20 m lange Bäume auf zwei geparkte Fahrzeuge und versperrten die Straße. Während die Bäume mittels Kettensäge zerkleinert wurden, konnten abgebrochene Baumkronen an benachbarten Bäumen gesichtet werden, die im weiteren Verlauf mit Unterstützung einer Drehleiter entfernt wurden. Am frühen Abend des 21. Oktobers 2021 erreichte die Feuerwehr dann die Meldung über einen umgestürzten Stromkasten mit offenliegenden Kabeln. Bei Eintreffen der Einsatzkräfte konnte jedoch schnell festgestellt werden, dass von dem Kasten keine Gefahr ausging, da es sich um eine Verteilerstation der Telekom handelte. Abgerundet wurde die Schicht durch einen Brandmeldealarm in der Sporthalle Birth, eine Türöffnung für den Rettungsdienst in Velbert-Mitte sowie Nachlöscharbeiten an einem Bus nach Motorbrand auf der Bonsfelder Straße am Morgen des 22. Oktober 2021.
Bei den vom Sturm ausgelösten Einsätzen waren neben der hauptamtliche Wache zwei weitere Fahrzeuge der Löschzüge Velbert-Mitte im Einsatz, die Nachlöscharbeiten am Bus wurden durch Kräfte aus den Löschzügen Langenberg übernommen.
Marcel Borowski, Feuerwehr Velbert
Auch der Süden bleibt vom Sturm nicht verschont
51761 (Birkner/Bayern)
Am 21. Oktober 2021 waren auch in Bayern viele Feuerwehren im Einsatz, um die von Sturmtief Ignatz ausgelösten Schäden des Sturms zu beheben.
Zu 80 sturmbedingten Alarmen rückten in München Berufs- und Freiwillige Feuerwehr aus. In den meisten Fällen mussten Äste oder Bäume, die eine Gefahr darstellten, beseitigt werden. Bei der Sicherung von instabilen Gerüsten oder beschädigten Dächer kam auch die Höhenrettungsgruppe zum Einsatz. Bäume in der Oberleitung sorgten für Behinderungen im S-Bahn-Verkehr. An einem Dachstuhl, der nach einem Brand am 14. Oktober 2021 bereits gesichert war, beschädigten Windböen das Notdach. Es war so also ein Folgeeinsatz für mehrere Einheiten nötig.
Die Integrierte Leitstelle Nürnberg disponierte für die Gebietskörperschaften Nürnberg, Fürth, Erlangen und den dazugehörigen Landkreisen 200 insgesamt Einsätze. Zu einem besonderen Vorfall kam es in der städtischen Kläranlage in Nürnberg. Große Teile eines Baumes fielen in ein Reinigungsbecken und blockierten einen sogenannten Räumer. Kräfte der Feuerwehr und Mitarbeiter des Klärwerkes konnten mit vereinten Kräften das Hindernis entfernen, um den Betrieb der Anlage sicherzustellen. Da auch Oberleitungen der Straßenbahn im Stadtgebiet beschädigt wurden, kam es zu Verzögerungen im ÖPNV. Zur Bewältigung der Einsatzlage waren Berufs- und Freiwillige Feuerwehr im Einsatz.
Im Landkreis Aschaffenburg wurden 90 Einsatzstellen abgearbeitet. Auf der B 469 zwischen den Anschlussstellen Niedernberg und Großostheim geriet der Anhänger eines LKW durch eine Sturmböe in eine Leitplanke. Der Abschleppdienst barg das Fahrzeug. Auch in Würzburg waren Berufs- und Freiwillige Feuerwehr im Dauereinsatz. Unter anderem galt es, ein umgestürztes Baugerüst abzusichern.
Nach aktuellem Kenntnisstand wurde durch den Sturm niemand verletzt. Am späten Nachmittag des 22. Oktobers entspannte sich die Einsatzlage.
Thomas Birkner
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