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Tief Ronson: Heftige Unwetter hielten Einsatzkräfte in Atem

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In der Nacht auf den 12. Juli 2023 kam es in weiten Teilen Deutschlands zu heftigen Gewittern, Regenschauern und Sturmböen. Herabgefallene Äste und Bäume, Überschwemmungen und mehr waren die Folge. Mit einer Spur der Verwüstung bescherte Tief Ronson auch vielen Feuerwehren eine schlaflose Nacht.

Einsatzstelle der Feuerwehr München, die einen durch Tief Ronson gestürzten Baum von der Straße räumt.
Einsatzstelle der Feuerwehr München, die einen durch Tief Ronson gestürzten Baum von der Straße räumt. Foto: Einsatzfoto der Berufsfeuerwehr.

Das war Tief Ronson

Tief „Ronson“ traf besonders den Süden Deutschlands. Eine schwülheiße subtropische Luftmasse traf auf eine flache Tiefdruckrinne – mit heftigen Folgen. Erste Gewitter entwickelten sich bereits am Nachmittag in der südlichen Schwäbischen Alb beziehungsweise im Donautal. Dabei hagelte es Körner von bis zu 4 cm Größe. Richtig Fahrt nahm das Gewitter in den Abendstunden auf. Erst traf es das Saarland und die südliche Rheinland-Pfalz, später erreichte die Gewitterlinie Baden-Württemberg und den Süden Bayerns mit schweren Sturm- bis Orkanböen. Gebietsweise regnete es mehrere Stunden lang, vielerorts ziemlich stark mit bis zu 25 l/m².
Auch im Norden Deutschlands sorgte eine Kaltfront für schauerartige, gewittrige Niederschläge. In einem Streifen vom Niederrhein bis ins südliche Schleswig-Holstein sowie entlang der Ostseeküste fielen in 12 Stunden zwischen 10 und 30 l Regen pro m².

Einsatzstelle stürzendes Gerüst
Gefährlich: Teile dieses Baugerüstes haben sich gelöst. Foto: Einsatzfoto der BF München

München: 400 Einsätze in einer Nacht

In der bayerischen Landeshauptstadt hatten die Feuerwehrkräfte (Berufs und Freiwillige Feuerwehr) in dieser Nacht rund 400 Einsätze abzuarbeiten. Als die ersten Sturmböen über das Stadtgebiet fegten, stockte die Führung der Leitstelle auf 41 (Statt sechs) Mitarbeitende auf und versetzte vorsorglich die komplette Freiwillige Feuerwehr München in Alarmbereitschaft. Deren Einsatzkräfte mussten sich umgehend in den Gerätehäusern einfinden, um so die Ausrückezeit zu minimieren.

Wenig später gingen die Anrufe bereits im Minutentakt in der Leitstelle ein. Die Feuerwehrangehörigen räumten Bäume und Äste von Straßen und Wegen. Auch Autos waren von umgefallenen Bäumen und Ästen getroffen worden. Lose gewordene Fassadenteile mussten befestigt und umliegende Bereiche aus Sicherheitsgründen gesperrt werden.

In der Guardinistraße drohte ein Gerüst umzufallen. Die Feuerwehrleute mussten bei Ankunft kurz nach Mitternacht feststellen, dass bereits mehrere Bestandteile nach außen hingen. Nach rund zwei Stunden hatten sie diese wieder so befestigen können, dass keine Gefahr mehr bestand. Weitere Einsatzkräfte wurden zu einem Ast in der Trambahnoberleitung gerufen. Mithilfe von MVG-Mitarbeitenden konnte dieser jedoch schnell entfernt werden. Mehrere Personen erlitten Verletzungen durch herunterfallende und herumwehende Äste. Dies waren meist leichte Schnitt- und Kopfverletzungen (Platzwunden).

Lagezentrum der Feuerwehr Ravensburg zum Abarbeiten der Einsätze bei Tief Ronson.
Lagezentrum: Es wurde im Feuerwehrgerätehaus der Abteilung Stadt eingerichtet. Foto: Feuerwehr Ravensburg

Ravensburg: Schwerer Verkehrsunfall

Auch im Raum Ravensburg warfen die starken Winde zahlreiche Bäume um und brachen Äste ab. In den Landkreisen Sigmaringen, Ravensburg und dem Bodenseekreis sorgte dies für blockierte Straßen, Beschädigungen und Unfälle mit teils hohen Schadensummen. Vielerorts kam es infolge des Sturmes zu Stromausfällen. Auf der Landstraße L 260 zwischen den Orten Aitrach und Aichstetten verunglückte ein Dreirad-Roller gegen 23.15 Uhr schwer. Der 53-jährige Fahrer hatte einen auf der Straße liegenden Baum zu spät erkannt und war mit diesem zusammengeprallt. Bei dem Sturz wurde er schwer von einem in die Höhe ragenden Ast verletzt und schwebte in Lebensgefahr. Während des Einsatzes musste die Landesstraße komplett gesperrt werden.

Ebenso blieb die Bundesstraße B30 zwischen den Abfahrten Ravensburg-Nord und -Süd von 23.00 Uhr bis 2.30 Uhr komplett gesperrt. Dort war eine Stromleitung abgerissen und musste von der Fahrbahn entfernt werden. Auch die Stromleitung an der Bahnstrecke Hergatz-Kißlegg war von einem umgestürzten Baum mitgerissen worden. Viele Blockaden und Schäden wurden erst am nächsten Morgen bei Tageslicht entdeckt. In der Innenstadt retteten Feuerwehrangehörige eine Person aus ihrem Auto, nachdem dieses komplett unter einem Baum eingeschlossen worden ist.

Um die Sturmlage zu meistern gab es auch in Ravensburg einen Vollalarm für die Gesamtfeuerwehr Ravensburg mit allen Standorten. Die Einsatzkräfte besetzen daher sämtliche Gerätehäuser. Im Gerätehaus der Abteilung Stadt richtete man ein Lagezentrum ein. Dort priorisierte die Führungsgruppe der Feuerwehr Ravensburg alle eingehenden Einsätze und teilte sie zu, zudem kümmerte sie sich um die Dokumentation. Insgesamt arbeitete die Feuerwehr Ravensburg 84 unwetterbedingte Einsätze an allen Standorten ab, davon 80 bis ca. 5:00 Uhr morgens.

TEilweise abgedecktes Dach in Konstanz.
Konstanz: (Teils) abgedeckte Dächer gehörten ebenfalls zu den häufigeren Schäden nach Tief Ronson. Foto: Feuerwehr Konstanz

Konstanz: Bis zu 180 parallele Einsätze

Im Zuständigkeitsbereich der Polizei Konstanz gingen am späten Abend über 370 Notrufe im Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums ein, darunter eine Vielzahl an Meldungen zu umgestürzten Bäumen und heruntergefallenen Ästen. Bis zu 180 Einsätze gleichzeitig eröffneten die Mitarbeitenden in Spitzenzeiten.

Die Folge des Sturms waren hier häufig Verkehrsbeeinträchtigungen und Straßensperrungen. Beispielsweise auf der B 33 in Konstanz aufgrund von Aufräum- und Reinigungsarbeiten in den frühen Morgenstunden. Die am Tunnel Waldsiedlung neu errichtete Lärmschutzwand musste wegen Unwetterschäden von der Straßenmeisterei gesichert werden. Fallende Bäume und Äste beschädigten mehrere Pkw teils stark. Es kam auch zu witterungsbedingten Verkehrsunfällen mit zwei Verletzten.

Im Bereich Oberndorf und Sulz lösten sich Dachziegel und sogar ganze Dächer. In Furtwangen im Schwarzwald hatte eine 70-köpfige Schülergruppe, am mitten im Wald befindlichen Wanderheim „Stöcklewaldturm“ ihr Zeltlager aufgeschlagen. Die Lage wurde angespannt, als zu ihnen kein Kontakt mehr aufgenommen werden konnte. Doch im Laufe des Abends waren sie wieder erreichbar und alle wohlauf – dort gab es lediglich ein defektes Zelt zu beklagen. In Tuttlingen lies der Veranstalter des „Honbergsommers mit etwa 300 Besucherinnen und Besuchern aus Sicherheitsgründen das Gelände räumen.

In Moos/Iznang stürzte eine 81-Jährige durch den Dachboden, als sie vom Sturm gelöste Ziegel wieder befestigen wollte. Der Rettungsdienst transportiere sie in ein Krankenhaus. Die folgenschwerste Auswirkung des Unwetters ereignete sich auf einem Campingplatz in Allensbach: eine ca. 70 cm starke Eiche fiel dort während des Sturms auf einen Wohnwagen, in dem sich eine dreiköpfige Familie befand. Alle drei Personen sowie eine 30-Jährige, die zu dem Zeitpunkt ebenfalls auf dem Campingplatz unterwegs war, erlitten Verletzungen und mussten zur Behandlung in ein Krankenhaus. Der Bahnverkehr zwischen Konstanz und Radolfzell musste wegen einer beschädigten Oberleitung eingestellt werden.

Beschädigtes Haus in Essen-Holsterhausen.
Unbewohnbar: Dieses Haus in Essen-Holsterhausen ist schwer beschädigt. Foto: Feuerwehr Essen

Essen: S-Bahn-Unfall und zerstörtes Wohnhaus

Ein kurzes, aber heftiges Gewitter mit starken Windböen zog auch über Essen hinweg. Gegen 16:35 Uhr gingen erste Meldungen über umgestürzte Bäume und vollgelaufene Keller bei der Feuerwehrleitstelle ein. Im Minutentakt folgten weitere Anrufe, weshalb zwölf weitere Abfrageplätze in der Leitstelle besetzt wurden.
Straßen und Unterführungen wurden teils so stark überflutet, dass Fahrzeuge nicht mehr durchkamen. In Essen-Holsterhausen wurde ein Baum durch den Sturm entwurzelt und stürzte auf ein Mehrfamilienhaus. Die beiden Bewohner konnten das Gebäude nicht mehr selbstständig verlassen. Die Feuerwehr rettete die ältere Dame und den älteren Herren unverletzt. Da das Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen war, holten die Einsatzkräfte einen Statiker vom Technischen Hilfswerk (THW) dazu. Nach genauerer Untersuchung erklärte er das Gebäude vorerst als unbewohnbar. Die beiden Bewohner kamen in einem Hotel unter.

In Essen-Gerschede prallte in Höhe der Münstermannstraße eine S-Bahn mit einem umgestürzten Baum zusammen, wodurch die Oberleitung abgerissen wurde. Nachdem der Notfallmanager die Leitung geerdet hatte, konnten die 25 Fahrgäste die Bahn verlassen. Verletzt hatte sich dabei niemand. Die Bundespolizei und die Feuerwehr unterstützten bei der Evakuierung. Die Aufräumarbeiten dauerten vielerorts noch den ganzen nächsten Tag. Die Höhe der entstandenen Sachschäden lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.

Bettina Schmid 

Quellen
dwd,
Feuerwehr München,
Polizeipräsidium Ravensburg
Feuerwehr Ravensburg
Katrin Rosenthal (Polizeipräsidium Konstanz)
Feuerwehr Konstanz
Christoph Riße (Feuerwehr Essen)

 

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