Automatisierung und KI: Positionspapier „Leitstelle der Zukunft“
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Die Digitalisierung verändert auch das Feuerwehrwesen, unter anderem die Arbeit in den Leitstellen. Diese entwickelt sich immer mehr weg vom reinen Abarbeiten von Notrufen hin zu einem ganzheitlichen Krisenmanagement. Da müssen auch die Mitarbeitenden mitziehen: Ein aktuelles Positionspapier des DFV und der AGBF befasst sich mit den Qualifikationsanforderungen für Disponentinnen und Disponenten – und für die Leitstelle der Zukunft.
Automatisierte Prozesse und sich verändernde Aufgaben sorgen für neue Qualifikationsanforderungen an künftige Disponentinnen und Disponenten. Genau damit beschäftigt sich das Positionspapier „Arbeitsplatz Leitstelle der Zukunft“ des Fachausschusses Leitstellen und Digitalisierung der deutschen Feuerwehren. Dr. Christoph Weltecke, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV), sieht in dem Papier wichtige Hinweise für die Zukunft. Je früher die beschriebenen Abläufe und das Personalmanagement angepasst würden, desto schneller können sich Erfolge einstellen.
Der Fachausschuss Leitstellen und Digitalisierung ist ein gemeinsames Gremium der Arbeitsgemeinschaft der Leiter/-innen deutscher Berufsfeuerwehren und des DFV. Geleitet wird er von Jens Cordes (Leiter der Feuerwehr Bremerhaven). Dieser erklärt, warum das neue Positionspapier notwendig ist: Leitstellen der kommunalen Gefahrenabwehr müssten in Zukunft nicht nur Notrufe und Einsätze bearbeiten, sondern stattdessen ganzheitliches, interdisziplinäres Krisenmanagement betreiben. Daher werde ein effizienterer und differenzierterer Personalansatz nötig. Automatisierte Prozesse seien ein Muss, um die Arbeitsplätze attraktiv zu gestalten und Mitarbeiter/-innen zu binden. Das elfseitige Papier befasst sich mit veränderten Aufgaben, automatisierten Prozessen und personellen Auswirkungen für die Leitstellen. Es orientiert sich an drei Leitthesen.
These 1: Der Wandel zum ganzheitlichen Krisenmanagement
These: „Die Leitstellen der kommunalen Gefahrenabwehr befinden sich in der Transformation weg von der reinen Bearbeitung von Notrufen und Einsätzen hin zu einem ganzheitlichen, interdisziplinären Krisenmanagement.“
Dies ergebe sich daraus, dass gerade für das interdisziplinäre Krisenmanagement einer Kommune ein gemeinsamer Informationsraum notwendig ist, in dem aktuelle, ebenen- und rollenorientierte Lagebilder als Grundlage für die Entscheidungstragenden in der kommunalen Gefahrenabwehr entstehen. Dabei müssen sie alle Lageinformationen bewerten und zu einem gemeinsamen Lagebild zusammenfügen.
Zukünftig werden immer weitere Lageinformationen zu berücksichtigen sein, genannt sind Informationen von:
- privaten Dienstleistern, z. B. Luftbilder und Wetterdaten,
- städtische Betriebe, z. B. ÖPNV und Energieversorger,
- der Industrie, z. B. Störfallbetriebe
Dazu brauche es auch neue Fähigkeiten, etwa die Auswertung von
- Luftbildern,
- Geodaten,
- Social-Media,
- uvm.
These 2: Künstliche Intelligenz und Automatisierung in der Leitstelle
These: „Der Leitstellenbetrieb wird sich deutlich weiter automatisieren. […] Moderne Informations- und Kommunikationstechnologie, wie Geoinformationssysteme oder Künstliche Intelligenz, unterstützen dabei immer mehr die zunehmende Automatisierung im Dispositions- und Alarmierungsprozess.“
Einsatzzahlen steigen seit Jahren, was traditionell mit mehr und besser qualifiziertem Personal gelöst worden ist. Dies reiche aber nicht mehr aus, sondern auch die Prozesse müssen optimiert werden. Automatisierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Leitstelle könnten einige Aufgaben erleichtern, darunter:
- die Auswahl der Einsatzmittel,
- die Selektion der Notrufdringlichkeiten und
- die Steuerung von Einsatzmitteln sowie von einsatzspezifischen Fähigkeiten
Dabei werden Leitstellenmitarbeitende zu „Controllerinnen und Controller“, die in gewissen Situationen einschreiten. Im Papier heißt es, die KI werde diese in komplexen Entscheidungsprozessen unterstützen, um Einsatzereignisse besser und nachhaltiger zu planen und zu steuern.
These 3: Spezialisierte Berufsbilder und Aufgaben
These: „Die Interprofessionalität in der Leitstelle wird deutlich zunehmen. […] Aus den bisherigen „Aufgabenfeldern“ Disponent/-in und Lagedienstführer/
-in entwickeln sich durch notwendige Spezialisierungen neue Professionen.
Die bereits genannten Entwicklungen haben die Konsequenz, dass die heutigen Fähigkeiten der „Einheitsdisponentinnen und Disponenten“ (so die Bezeichnung im Positionspapier) nicht mehr ausreichen, um das veränderte Aufgabenspektrum zu erfüllen. Dies liege einerseits an der Verschiebung der Aufgaben durch die Komplexität der hochdynamischen, interdisziplinär zu führenden Einsatzereignisse, andererseits an den neuen Methoden zur Automatisierung und dem Einsatz von KI.
Positionspapiere des DFV und der AGBF
Redaktion (mz/sma),
Deutscher Feuerwehrverband
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