DGUV: Studie zu Gesundheitsrisiken bei Realbränden
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Die DGUV hat erstmals in einer Studie die Gesundheitsrisiken für Feuerwehrkräfte bei Realbränden untersucht. Untersuchungen aus dem Ausland belegen schon lange eine gesundheitsgefährdende Wirkung des Brandrauchs. Die Ergebnisse der DGUV-Studie belegen die Gefahr.
Für Einsatzkräfte der Feuerwehr bedeutet die Brandbekämpfung, dass sie sich einer Vielzahl krebserregender Gefahrstoffe aussetzen. Entsprechend hat sich die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) zum Ziel gesetzt, mit der Studie „Biomonitoring von Feuerwehreinsatzkräften bei Realbränden“ die Gesundheitsrisiken systematisch zu beleuchten. Damit ist sie die erste Einrichtung in Deutschland, die sich mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Dabei zeigt die Studie, dass die Tätigkeit als Einsatzkraft als sicher angesehen werden kann, wenn die gegenwärtigen Schutzbedingungen eingehalten werden. Allerdings lässt sich die Möglichkeit eines individuell erhöhten Krebsrisikos durch die Brandbekämpfung nicht ausschließen.
Der zentrale Stoff: polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
Je nach Brandort und -art setzt sich der Brandrauch aus unterschiedlichen chemischen Stoffen zusammen. Immer enthalten sind Substanzen, die zur Gruppe der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) gehören. Diese besitzen unterschiedliche krebserzeugende Wirkungen. Außerdem nimmt der Mensch sie hauptsächlich über die Atmung und die Haut in den Körper auf.
Rund 40.000 Hauptamtliche und 1,3 Mio. Ehrenamtliche leisten in Deutschland ihren Dienst bei der Feuerwehr. Zu ihren berühmtesten Einsatzszenarien gehört die Brandbekämpfung, debi der sie potenziell diesen schädlichen PAK ausgesetzt sind. Deshalb starteten das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin (IPA), das Institut für Arbeitsschutz (IFA) und der Fachbereich Feuerwehren, Hilfeleistungen, Brandschutz der DGUV ein Forschungsprojekt bei Feuerwehren in Berlin, Bochum und Hamburg. Ziel ist es, zu ermitteln, wie viele PAK die Einsatzkräfte während der Brandbekämpfung in den Körper aufnehmen.
Für die Studie untersuchten sie rund 220 Einsatzkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr sowie Mitarbeiter/innen der Atemschutz- und Schlauchwerkstätten. Die Untersuchung fand im Zeitraum zwischen 2018 und 2020 statt. In diesem Zeitraum dokumentierte das Forschungsteam insgesamt 70 Brandeinsätze. Die Kontamination der Einsatzkräfte erhoben die Forschenden, indem sie zu jeweils drei Zeitpunkten nach Brandeinsätzen Urinproben der Einsatzkräfte nahmen. Diese untersuchten sie anschließend auf das PAK Pyren.
DGUV präsentiert zentrale Ergebnisse
Die DGUV präsentiert nun die zentralen Ergebnisse der Studie. Diese sind:
- ob PAK in den Körper aufgenommen werden, hängt von vielen Faktoren während eines Einsatzes ab. Die Brandbekämpfung im Gebäudeinneren ist aufgrund der starken Rauchentwicklung und einer bis zum Boden reichenden Rauchschicht i. d. R. mit einer höheren PAK-Aufnahme verbunden als die Brandbekämpfung im Freien. Deshalb stellte das Forschungsteam in Einzelfällen auch eine erhöhte PAK-Aufnahme fest. Allerdings ist anzumerken, dass dies lediglich zeitlich begrenzte Spitzenbelastungen sind. Sie treten nicht kontinuierlich während der gesamten Dienstzeit bei der Feuerwehr auf.
- wird funktionsfähige Schutzkleidung angelegt und ein umluftunabhängiges Atemschutzgerät bedarfsgerecht getragen, verringert sich die Aufnahme von PAK deutlich. Die DGUV Information 205-035 „Hygiene und Kontaminationsvermeidung bei der Feuerwehr“, die im Rahmen des Projektes entstanden ist, gibt Tipps, wie Einsatzkräfte eine Aussetzung gegenüber Gefahrstoffen im Feuerwehrdienst effektiv vermeiden können. Außerdem demonstriert ein Kurzfilm, wie korrekte Hygiene bereits am Einsatzort durchgeführt werden kann.
Studien aus Nordamerika haben bereits Ergebnisse zur PAK-Belastung bei Realbränden vorgelegt. Mittels der Studie der DGUV bestätigen sich deren Ergebnisse.
Stefan Boltz
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
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