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Feuerkrebs – was ist das eigentlich?

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Nahezu allen 1.200.000 Feuerwehrmännern und -frauen in Deutschland sollte dieses Wort ein Begriff sein: Feuerkrebs. Vielleicht haben sich die Einen oder Anderen schon mal selbst darüber informiert oder sogar dessen Folgen miterlebt. Dabei dürfte selbst den Laien der Zusammenhang zwischen giftigen Gasen, Rauch und möglichen Krebserkrankungen einleuchten.

Gefährlicher Brandrauch: Gerade im Innenangriff sind Einsatzkräfte einem großen Risiko durch die im Rauch enthaltenen Giftstoffe (wie PAK) ausgesetzt (Symbolbild). Foto: (c) Michael Stifter – stock-adobe.com

Geforscht wird an Feuerkrebs schon länger. Nun hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) eine bedeutende Entscheidung getroffen und ihre frühere Einschätzung revidiert: Seit dem 15. Juni 2022 wird die Arbeit von Feuerwehrleuten als höchst krebserregend eingestuft. Zuvor hatte die IARC – seit 2007 – die Feuerwehrtätigkeit lediglich als „möglicherweise krebserzeugend für den Menschen“ eingestuft.
Wie gefährlich ist der Beruf? Welche Schutzmaßnahmen vor Feuerkrebs gibt es? In diesem Beitrag meint „Feuerkrebs“ jegliche Krebserkrankung, die in Zusammenhang mit dem Feuerwehrdienst steht oder im Verdacht steht, dies zu tun.

Inhaltsverzeichnis

1. Wie wird gerade zu Feuerkrebs geforscht?
2. Feuerkrebs und Hygieneschutzmaßnahmen
3. Rettet die Retter…
4. Fazit

Wie wird gerade zu Feuerkrebs geforscht?

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat zur Jahresmitte 2021 ihre Biomonitoring-Studie mit dem Titel „Humanbiomonitoring von Feuerwehreinsatzkräften bei Realbränden“ abgeschlossen. Analysegegenstand waren dabei die krebserzeugenden polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) und deren Aufnahme über die Haut von Feuerwehrleuten. Die Ergebnisse zeigten/ließen feststellen, dass auch über die Haut PAK aufgenommen werden können – ein Befund, der sich mit einigen Schwesterstudien z. B. aus den USA deckt und eine häufige weitere Ursache für Feuerkrebs verdeutlicht.
Diese Studie war Teil des DGUV-Forschungsprojekts „Krebsrisiko für Feuerwehreinsatzkräfte: Strategien zur Expositionsvermeidung und –erfassung“ (2018-2020). Weitere Informationen finden sie hier.
Neben der Bedrohung durch PAK enthält besonders der Brandrauch unterschiedliche gesundheitsgefährdende Schadstoffe, die zu Feuerkrebs führen können (Auswahl):

  • Ruß
  • Asbest
  • Aluminiumsilikat aus technischen Geräten

Grundsätzlich muss bei Brandeinsätzen von einer Vielzahl an Gefahrstoffen ausgegangen werden. Neben den bereits erwähnten Schadstoffen treten am Einsatzort auch oft Kohlenmonoxid, Blausäure oder Salzsäure auf. Obgleich letztgenannte zwar nicht per se zu den krebserregenden Stoffen gehören, stellen sie dennoch eine große Gefahr für die Gesundheit der Einsatzkräfte dar.

Prävention

Eine Seite ist potenziell tödlich: PSA muss nach jedem Einsatz gründlich gereinigt und dekontaminiert werden! Fund von der Interschutz. Foto: Stefan Wagner

Mit der richtigen Schulung und moderner Schutzkleidung (PSA) sowie Atemschutz lässt sich das Risiko des Kontakts oder der Aufnahme von krebserregenden Stoffen und der Erkrankung an den unterschiedlichen Arten von Feuerkrebs jedoch deutlich reduzieren. Dabei spielt die Einsatzstellenhygiene eine entscheidende Rolle (Schwarz/Weiß-Trennung).

Krebsrisiko bei Feuerwehrleuten

Dennoch besteht selbst bei Ergreifen von umfassenden Hygienekonzepten ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko für Feuerwehrleute gegenüber der Restbevölkerung. Nach neuesten Studien erkranken Feuerwehrleute an bestimmten Krebsarten 30% häufiger als Nicht-Feuerwehrleute.
Das liegt z.T. daran, dass Gefahrstoffe über unterschiedliche Expositionswege in den Körper von Feuerwehrfrauen und -männern gelangen können. Bei der sog. Inkorporation können gefährliche Substanzen über Körperöffnungen wie Augen, Mund und Nase oder über verletzte und gesunde Haut in den menschlichen Kreislauf gelangen.
Werden die Giftstoffe nicht direkt in den Körper aufgenommen, könnten sie dennoch durch eine Verunreinigung der PSA, Oberflächen oder Gegenständen zu einem späteren Zeitpunkt zur Gefahr werden – nicht nur für die Feuerwehrleute selbst, sondern auch für deren Freunde und Verwandte (durch Kontaminationsverschleppung).

 

Feuerkrebs und Hygieneschutzmaßnahmen

Hygienekonzepte haben sich im Kampf gegen den Feuerkrebs bewährt. So lässt sich das Krebsrisiko bereits durch rudimentäre Hygienemaßnahmen stark verringern. Das Schlüsselwort hierbei lautet: Dekontamination. Denn nicht nur während des Einsatzes besteht für die Feuerwehrleute ein Risiko, sondern auch anschließend durch verunreinigte Schutzkleidung, verschmutzte Atemschutzgeräte oder Werkzeuge.
In zusätzlichen Sicherheitsunterweisungen sollte zudem auf das richtige Verhalten am Einsatzort hingewiesen werden: Zwar sind sich die meisten Feuerwehrleute des Risikos der Aufnahme von Schadstoffen über die Atemwege oder die Haut bereits bewusst; dass aber auch der Verdauungstrakt eine Risikoquelle darstellt, gerät oft in Vergessenheit. So sollte ohne Reinigung und Dekontamination auf Essen und Trinken oder Rauchen am Einsatzort verzichtet werden.

Die Feuerkrebs-Schleife ist von der gUG „FeuerKrebs“ eigens entwickelt worden. Quelle: FeuerKrebs

Rettet die Retter…

so könnte ein Slogan des gemeinnützigen Unternehmens „FeuerKrebs“ heißen. Seit 2016 arbeitet die Hilfsorganisation von Feuerwehrleuten für Feuerwehrleute unter der Leitung von Marcus Bätge daran, Einsatzkräfte zu unterstützen. „Wir wollen den Kolleginnen und Kollegen sowie ihren Familien unbürokratisch helfen und sie in ihrem Schicksal nicht alleine stehen lassen…“, so Bätge über die Motivation und das Credo von „FeuerKrebs“.
Wie das praktisch aussieht, zeigt sich anhand des „FeuerKrebs“-Drei-Säulen-Modells:

Zuerst Danach Zuletzt
Förderung und Verbesserung der Arbeits- und Gesundheitsbedingungen Vernetzung und Austausch der Betroffenen mit Fachleuten und Vermittlung von Hilfsangeboten Finanzielle, juristische und psychologische Unterstützung der Betroffenen

Laut Bätge sind das die wichtigsten Aspekte der Arbeit von „FeuerKrebs“. Das Ziel jedoch muss sein, dass es letztendlich zu einer gesetzlich geregelten Unterstützung durch den Staat kommt. Und dem sind wir durch die Einordnung der Arbeit von Feuerwehrleuten als höchst krebserregend durch die IARC einen großen Schritt nähergekommen.

Besonderer Moment: Marcus Bätge (2. v. r.) nimmt von KBM Norbert Rieger (2. v. l.) den Fahrzeugschlüssel für das neue FeuerKrebs-Spendenfahrzeug entgegen. Foto: Stefan Wagner

Fazit

Feuerwehrleute stellen sich täglich Gefahren, um anderen Menschen zu helfen. Aber wer kümmert sich um sie? Wie können sie vor allem im Falle einer Krebserkrankung unterstützt werden? Die Antwort kann nur gemeinschaftlich ausfallen. Sowohl die Feuerwehren selbst, als auch die Gesellschaft müssen weiter informiert und aufgeklärt und den Betroffenen muss geholfen werden. Solange es noch keine staatliche Unterstützung speziell für an Feuerkrebs erkrankte Feuerwehrleute gibt, müssen private und gemeinnützige Unternehmen wie FeuerKrebs aushelfen.

Johannes Morelli,
Redaktion

Quellen:

  • DGUV Information 205-035 „Hygiene und Kontaminationsvermeidung bei der Feuerwehr“
  • www.feuerkrebs.de
  • Fachzeitschrift FEUERWEHR Retten · Löschen · Bergen 10/2017, 6/2019 und 10/2022

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4 Gedanken zu „Feuerkrebs – was ist das eigentlich?

  • 24. September 2024 um 17:19
    Permalink

    Hallo,
    ich frage mich wie jegliche krebserregende Substanzen überhaupt über Körperöffnungen wie Nase, Mund, Ohren, Haut etc. in den Körper gelangen. Die meisten Feuerwehren, vor allem die Berufsfeuerwehren, haben mittlerweile weit fortgeschrittene Ausrüstung. Vor allem haben sie absolut dicht abschließende Atemmasken, also wie sollen da Substanzen ins bzw. ans Gesicht kommen ?
    Würde mich sehr interessieren.
    Lg

    Antwort
    • 26. September 2024 um 13:25
      Permalink

      Hallo Herr Neumann,

      es stimmt, dass die Kleidung und Schutzausrüstung heutzutage sehr gut sind. Sofern die richtig gewartet und vor allem richtig angewandt werden, lässt sich eine Inkorporation zumindest weitgehend verhindern.

      Allerdings gibt es immer ein Restrisiko. Die getragene und nach dem Einsatz kontaminierte Kleidung muss transportiert Partikel auf kontaminierter Kleidung können beispielsweise auch beim Ausziehen und Verpacken als Schwebstoffe in der Umgebungsluft landen – schlecht, wenn z.B. später jemand den Raum ohne Atemschutz betritt.

      Die größte Gefahr liegt aber in bspw. Unachtsamkeiten, Anwendungsfehlern oder – das sollte aber selten passieren – unbemerkten Schäden an der Kleidung oder den Einmalhandschuhen. Bei der Dekontamination und beim Entkleiden sowie beim Handling der getragenen PSA ist höchste Sorgfalt geboten – sonst kann es aus Versehen zu einer Kontaminationsverschleppung kommen. Moderne Feuerwehren sind in der Regel sehr gut ausgerüstet und auch gut ausgebildet, aber ein gewisses Risiko besteht auch in der heutigen Zeit noch.

      sma
      (Redaktion)

      Antwort
  • 10. Juni 2023 um 19:39
    Permalink

    Schade, dass man hier mal wieder Mut Halbwahrheiten Stimmung macht.
    Feuerkrebs.de schreibt, die Gefahr für Krebs steigt auf 30%. Danach sollte wohl jeder zur Krebsvorbeugung Feuerwehrfrau-/mann werden. Dann würde man sein Krebsrisiko von 43%(w) oder 51%(m) auf 30% senken(Quelle: RKI, http://www.krebsdaten.de).

    Antwort
    • 12. Juni 2023 um 9:04
      Permalink

      Hallo Simon,
      Danke für Ihren Kommentar und den Link zu den RKI-Zahlen. Zu Ihrer Kritik erlaube ich mir eine kleine Richtigstellung: Die Rede ist nicht davon, dass das Krebsrisiko für Feuerwehrangehörige auf 30 % steigt, sondern es ist für Feuerwehrangehörige 30% höher als für Menschen, die nicht Feuerwehr-Einsatzkräfte sind: „Nach neuesten Studien erkranken Feuerwehrleute an bestimmten Krebsarten 30% häufiger als Nicht-Feuerwehrleute.“ Während die übrige Bevölkerung das vom RKI veröffentlichte Krebsrisiko trägt, liegen Feuerwehrangehörige also noch einmal zusätzlich 30 % über diesem Wert (bei bestimmten Krebsarten).
      sma

      Antwort

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