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Feuerwehr-Grundwissen: Massenanfall von Verletzten (MANV)

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„MANV“ bedeutet „Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten“ und wird als Einsatzstichwort genutzt, wenn eine größere Zahl verletzter oder betreuungsbedürftiger Personen bei einer Schadenlage zu erwarten ist. Klassische MANV-Lagen sind etwa Zugunfälle, Verkehrsunfälle mit vielen beteiligten Fahrzeugen oder Brände mit vielen Betroffenen, aber auch Terror- und Katastrophenlagen. Doch wann ist der MANV ein MANV? Womit müssen Einsatzkräfte bei diesem Stichwort rechnen? 

ManV-Symbolbild verletzte Person
Patientenbetreuung: Bei einem MANV gibt es sehr viele Patinnen und Patienten (Symbolbild). Foto: ©Lazy_Bear – stock.adobe.com

Was ist ein MANV?

Ein MANV ist definiert in der Norm DIN 13050:2021-10 und beschreibt eine Situation, bei der die Anzahl der Verletzten oder Erkrankten so groß ist, dass die regulären Ressourcen des Rettungsdienstes und der Krankenhäuser überfordert werden. Der MANV ist von der Katastrophe abgegrenzt, die sich über eine teilweise oder vollständige Zerstörung der Infrastruktur auszeichnet und vom Landkreis ausgerufen werden muss. Ein MANV ist eine spezifische, oft kurzfristige medizinische Notlage. Eine Katastrophenlage hingegen beschreibt eine Bedrohung, die viele Bereiche des öffentlichen Lebens betrifft und koordinierte Maßnahmen auf breiterer Ebene erfordert.

Bei einem MANV müssen Rettungskräfte nicht ausschließlich mit „Verletzten“ rechnen, ebenso können erkrankte oder beispielsweise durch die Schadenlage betroffene, betreuungsbedürftige Personen gemeint sein. Teilweise wird MANV daher auch als „Massenanfall an Versorgungs- und Hilfebedürftigen“ verstanden.

Bei einer MANV-Lage können ggf. besondere Unterstützungseinheiten, etwa von der Medizinischen Task Force des Bundes, hinzugezogen werden.

Symbolbild Eisenbahnunglück
Eisenbahnunglück: Unfälle mit Personenzügen sind ein beispielhaftes Szenario für MANV-Lagen (Symbolbild). Foto: ©Rechitan Sorin – stock.adobe.com

Mit welchen Belastungen müssen Einsatzkräfte rechnen?

Ein MANV verlangt Einsatz- und speziell Rettungskräften einiges ab. Die Anforderungen sind dabei vielfältig, beispielsweise können solche Großschadenlagen medizinisch, organisatorisch und psychisch herausfordernd sein. Im Folgenden einige Beispiele.

Gesteigerte „Chaos-Phase“

Jeder Einsatz beginnt bekanntermaßen mit einer (umgangssprachlichen) Chaos-Phase. In der Regel sind neben dem Einsatzstichwort nur Angaben bekannt, die die Leitstelle beim Notruf von den Anrufenden erhalten hat. Sprich: Die Einsatzkräfte wissen wenig über die tatsächliche Lage vor Ort und müssen sich zunächst einmal ein Bild machen. Die ersteintreffenden Kräfte sind zudem bis zum eintreffen weiterer Einheiten auf sich gestellt und können damit nur punktuell agieren. Das gilt für jeden Einsatz, ist aber bei einer Großschaden- und bzw. MANV-Lage besonders gravierend. Ersteintreffende Retter/-innen müssen gerade anfangs mit einem gewissen Maß an Überforderung rechnen, da die Lage ihre Kapazitäten und Möglichkeiten übersteigen kann. Das müssen Gruppenführer/-innen bei der Verteilung von Aufgaben ebenso berücksichtigen wie es jede Einsatzkraft für sich im Bewusstsein haben – und aushalten können muss.

Notfallseelsorger
Trostspender: Notfallseelsorger/-innen, PSNV-Fachkräfte und KIT-Teams sind bei MANV-Lagen wichtig (Symbolbild). Foto: ©benjaminnolte – stock.adobe.com

Menschliches Leid

Einsatzkräfte müssen damit rechnen, bei einem MANV mit großem Leid konfrontiert zu sein, speziell in Lagen, bei denen nicht „nur“ viele, sondern auch schwer Verletzte zu erwarten sind. Solche Einsätze können sich in das Gedächtnis einbrennen und zu erheblichen Belastungen bis hin zur drohenden Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen. Hier sollte den Einsatzkräften dringend vor Ort oder spätestens im Nachgang Unterstützung durch ein professionelles PSNV-Team oder eine ähnliche Struktur erhalten.

Schwierige Entscheidungen

MANV-Lagen können die Einsatzleitung vor schwer fällbare Entscheidungen stellen, etwa, wenn ein naheliegender oder eigentlich effizienter Einsatzbefehl aufgrund von zu großer Gefahren für die eigenen Einsatzkräfte ausscheidet oder, wenn die Kapazitäten vor Ort (noch) begrenzt sind und genau abzuwägen ist, welche Maßnahmen bis zum Eintreffen von Verstärkung warten müssen.

ERST-Schema für Erstmaßnahmen bei einem MANV
Einsatzleiterinnen und Einsatzleiter können in den ersten Minuten einer MANV-Lage folges Schema zu Hilfe ziehen:

  • Erstversorgung
  • Raumordnung und Fahrzeugaufstellung (z.B. Patientenablage, Bereitstellungsraum, Versorgungsplatz, ggf. Dekontaminationsplatz, ggf. Hubschrauberlandeplatz etc.)
  • Sichtung
  • Transportorganisation

Die Triage-Kategorien 

Sind sehr viele Betroffene zu versorgen, kann eine Triage notwendig sein, die das ärztliche Personal des Rettungsdienstes durchführt und dabei die Patientinnen und Patienten je nach Schweregrad der Verletzungen in verschiedene Kategorien einteilt. Hierfür haben die Ärztinnen und Ärzte Regelungen und Vorgaben, es kann aber dennoch menschlich herausfordernd sein, die Verletzten „sachlich“ einzuteilen und vor allem nicht direkt mit ihrer Behandlung zu beginnen, ehe die Triage nicht abgeschlossen ist.

Patientinnen und Patienten werden in folgende Sichtungskategorien (SK) eingeordnet:

  • Rot (SK I): Vitale Bedrohung, sofortige Behandlung notwendig, um das Überleben zu sichern
  • Gelb (SK II): Schwer verletzt bzw. erkrankt mit dringendem Behandlungsbedarf
  • Grün (SK III): Leicht verletzt oder erkrankt
  • Blau (SK IV): Ohne Überlebenschance, palliativer Behandlungsbedarf
  • Schwarz: Verstorben

Die Sichtungskategorien, der Prozess und weitere Regelungen zur Triage werden in den Sichtungs-Konsensus-Konferenzen festgelegt.

Sanitätszelt
Sanitätszelt: Behandlungsräume können etwa in solchen mobilen Zelten situiert sein (Symbolbild). Foto: ©fabrus – stock.adobe.com

Einsatzabschnitte

Um einen MANV gut abarbeiten zu können, empfehlen sich wie bei anderen Großschadenlagen auch eine Standardisierung der taktischen Abläufe. In der Regel legt man dazu spezifische Einsatzabschnitte und Einsatzeinheiten fest. Hierfür gibt es meist von den Ländern erarbeitete MANV-Konzepte. So sieht beispielsweise das Baden-Württemberger Konzept folgende Einsatzabschnitte vor:

  • Patientenbehandlung
  • Betreuung
  • Bereitstellung

Außerdem definiert es Einsatzeinheiten nach verschiedenen Aufgabenbereichen:

  • Führung
  • Sanität
  • Transport
  • Betreuung/Versorgung, Logistik und Technik

Sarah Altendorfer

Quellen

 

 

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