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Fire Feedback: Zum Nutzen aller

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Mit Fire Feedback schufen das IdF NRW und die Universität Münster einen direkten Draht zu den Feuerwehren vor Ort. Auf dieser Plattform können sich alle Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und Rettungsdienst registrieren, die Forschungsprojekte unterstützen möchten und ihre Meinung einbringen wollen.

Verbesserung der Ausbildung: Sie zahlt sich im Einsatz aus und soll durch Fire Feedback erleichtert werden. Foto: Stefan Röseler

Bereits seit 2015 kooperiert das Institut der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen (IdF NRW) mit der Universität Münster, mit dem Ziel, die Führungskräfteausbildung am IdF NRW zu evaluieren. Evaluation ist ein wichtiger Bestandteil der Qualitätssicherung. Dabei entstand eine Toolbox mit unterschiedlichen Evaluationsfragebogen für alle Ebenen der feuerwehrtechnischen Ausbildung, der frei verfügbar ist. Teilnehmende können damit direkt im Anschluss an Ausbildungsveranstaltungen Feedback geben.

Dies ist jedoch nur die halbe Miete. Denn wie gut eine Ausbildung war, zeigt sich erst in der Praxis. Für die Führungsausbildung heißt das: Erst wenn die frisch ausgebildete Führungskraft tatsächlich einige Einsätze selbst geleitet hat, zeigt sich, was die Ausbildung gebracht hat – oder was möglicherweise fehlt. Auch andere Punkte werden erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand deutlich: Gibt es hinderliche Faktoren, die eine Umsetzung des Gelernten erschweren, z. B. ein Klima der Resignation oder Ablehnung von Neuerungen?

Um all diese Punkte untersuchen zu können und in die Gestaltung der Ausbildung einfließen zu lassen, entstand die Befragungsplattform Fire Feedback. Führungskräfte werden bei ihrer Registrierung gebeten, den Zeitpunkt ihrer Führungsausbildung anzugeben. Ein, zwei oder auch fünf Jahre nach ihrer Ausbildung kann sie die IdF NRW gezielt fragen: Wie läuft es? Was war richtig gut in deiner Ausbildung? Was hättest du dir aus heutiger Sicht noch gewünscht? Auf Grundlage dieser Rückmeldungen kann die Führungsausbildung weiterentwickelt werden.

Fachliche Rückkopplung

Doch das ist nicht das Einzige, was Fire Feedback kann. Ein Beispiel: Die Sommer 2018, 2019 und 2020 waren von extremer Trockenheit und Dürre geprägt. Vielerorts kam es zu Wald- oder Flächenbränden. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels ist es wahrscheinlich, dass solche Ereignisse in den kommenden Jahren zunehmen und die Feuerwehren zusehends vor Herausforderungen stellen werden. Das IdF NRW fragte sich, wie die Feuerwehren eigentlich damit umgehen. Deshalb erstellte es eine Umfrage und lud die Mitglieder von Fire Feedback zum Mitmachen ein. Bereits die ersten Zahlen überraschten: Von 331 Teilnehmenden hatten 53,5 % bereits einen Waldbrand und ganze 91,2 % einen Flächenbrand bekämpft. Bei der genutzten Ausrüstung ergab sich folgendes Bild: Sehr viele Feuerwehren waren dabei mit sehr viel Ausrüstung unterwegs. Das ist jedoch gar nicht immer nötig. Beispielsweise ist die für den Innenangriff eingesetzte Bekleidung bei der Bekämpfung von Vegetationsbränden im Regelfall nicht erforderlich. Oft reicht eine leichte Schutzbekleidung aus, die keine isolierende Wirkung hat, sondern durch ihre Atmungsaktivität einem Wärmestau vorbeugt. So werden die Einsatzkräfte nicht noch zusätzlich durch ihre Kleidung belastet. Selbstverständlich kann man hier keine pauschalen Aussagen treffen, da verschiedene Arten von Vegetationsbränden unterschiedlich bekämpft werden müssen. Weitere Informationen zum Thema Vegetationsbrände finden sich im Lernkompass, weitere folgen in Kürze.

Umgang mit Flächenbränden: Die Auswertung der Umfrage zeigt, dass oft unnötige Ausrüstung zum Einsatzort mitgenommen wird. Quelle: Stefan Röseler

Themen, die bewegen

Neben fachlichen Fragen lassen sich über Fire Feedback auch andere aktuelle Themen untersuchen, die die Feuerwehren mindestens genauso betreffen. Zum Beispiel: Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Ehrenamtlichen in den Freiwilligen Feuerwehren ausgewirkt? Insgesamt 603 Personen haben an einer Umfrage teilgenommen, in der dieser Frage nachgegangen wurde. Fast alle haben gemeinsame Übungsabende schmerzlich vermisst, mehr noch als die gemeinsamen Treffen außerhalb davon. Der Grund ist offensichtlich: Während der Austausch von Informationen digital recht gut funktionierte, litt die Kameradschaftspflege stark. Fast 80 % aller Befragten gaben an, dass während des Kontaktverbots aufgrund der Covid-19-Pandemie Übungsabende in digitalem Format durchgeführt wurden. Und auch auf fachlicher Ebene haben die Einschränkungen durch die Pandemie Spuren hinterlassen. Während die Ausrückzeit gleich blieb, gaben die Teilnehmenden an, dass sich ihre Kenntnisse bezüglich der Beladung der Fahrzeuge und der Abläufe im Einsatz verschlechtert haben. In ähnlichem Ausmaß ist auch die Motivation der Feuerwehrleute gesunken. Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass nicht nur die fehlende Kameradschaftspflege und der Wegfall von Übungsabenden zum Sinken der Motivation beigetragen haben. Auch schlechte Kommunikation durch die Führung oder ineffiziente Abläufe innerhalb der Wehr trugen dazu bei. Manche Feuerwehrleute gaben an, sich abgehängt zu fühlen und den Eindruck zu haben, kaum noch mitgestalten zu können. Alles in allem kann man von einer starken Zäsur für die Freiwilligen Feuerwehren durch die Corona-Pandemie sprechen.

Auswirkungen der Pandemie: Hier wird deutlich, dass auch die persönlichen Treffen außerhalb der Übungsabende für Feuerwehren wichtig sind. Quelle: Stefan Röseler

Auswertung der Umfrage

Die genannten Punkte werfen die Frage auf, ob die Corona-Lage die alleinige Ursache für auftretende Probleme war oder ob sie teilweise nur offengelegt hat, was auch vorher schon im Argen lag. Aber wird alles gut, wenn wieder Übungsabende stattfinden? Immerhin gab jeder/jede Achte in der Umfrage an, durch neue Hobbys mittlerweile weniger Zeit für die Feuerwehr zu haben. Wie viele werden ihr früher oder später den Rücken zukehren? Und welche Auswirkungen hat es auf die Kameradschaft, wenn einigen die Feuerwehr nicht mehr so wichtig ist? Erfreulicherweise denken 91,5 % der Befragten nicht darüber nach, in der nächsten Zeit aus der Freiwilligen Feuerwehr auszutreten. Die Umfrageergebnisse zeigen jedoch, dass im Kontext Feuerwehr an vielen Stellen ein tieferes Verständnis (zwischen-)menschlicher Prozesse notwendig ist. Welche Empfehlungen lassen sich vor diesem Hintergrund Führungskräften geben, die vor Ort die Einsatzbereitschaft ihrer Feuerwehr sicherstellen müssen?

Digitale Übungsabende: Hierunter litt und leidet vor allem die Kameradschaftspflege. Quelle: Stefan Röseler

Forschung

Fire Feedback kommt auch als Instrument der Forschung zum Einsatz. Die Organisations- und Wirtschaftspsychologinnen und -psychologen der Universität Münster haben bereits vor Jahren das PsyWeb, ein eigenes Online-Panel, aufgebaut. Dort können sich Interessierte anmelden und erhalten daraufhin Einladungen zu wissenschaftlichen Studien. Fire Feedback baut auf dieser Plattform auf, teilt die hohen Datenschutzstandards und richtet sich dabei speziell an Mitglieder von Feuerwehren, THW und Hilfsorganisationen. Die Psychologinnen und Psychologen nutzen Fire Feedback, um zu Teamarbeit und Führung in Hochrisiko-Kontexten zu forschen. Bei der Entwicklung von Forschungsfragen steht die enge Abstimmung mit dem IdF NRW im Mittelpunkt – denn was nutzt die beste Forschung, wenn sie in der Praxis niemanden interessiert?

Studie: Führung in der Feuerwehr

Hier ein Beispiel für eine aktuelle Studie: Bereits seit Längerem läuft eine Studienreihe zu den langfristigen Auswirkungen von Führung in der Feuerwehr. Nach der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 hat sich das IdF NRW entschieden, den Fokus auszuweiten und auch das THW in den Blick zu nehmen, mit dem die Feuerwehr eng zusammenarbeitet. Auf der einen Seite werden nun Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Führung in Feuerwehr und THW untersucht. Diese Erkenntnisse können als Grundlage für gemeinsame Übungen und Ausbildungsveranstaltungen genutzt werden. Auf der anderen Seite bietet die besonders breite Datenbasis wertvolle Einblicke in die Auswirkungen von Führung auf die Gesundheit und die Motivation der Einsatzkräfte. Diese Erkenntnisse können wiederum genutzt werden, um fundierte Antworten auf die oben aufgeworfene Frage zu geben, wie Führungskräfte die Einsatzbereitschaft ihrer Feuerwehr sicherstellen können. Man darf auf die Ergebnisse gespannt sein!

Verschlechterung: Der Kenntnisstand zur Beladung der Fahrzeuge und zu den Einsatzabläufen wurde schlechter als vor Pandemiebeginn eingeschätzt. Quelle: Stefan Röseler

Fazit

Von Fire Feedback profitieren alle! Angehende Führungskräfte werden besser auf den Ernst des Feuerwehrlebens vorbereitet, Erfahrungswissen der Feuerwehren vor Ort wird gebündelt. Aktuelle Themen, die Feuerwehren bewegen, kommen auf den Tisch. Und Forschung bringt Licht ins Dunkle. Das Motto von Fire Feedback lautet „Ihre Meinung zählt“ – deshalb würden wir uns sehr über Ihre Anmeldung freuen!

Stefan Röseler, Sarah Weber, Meinald T. Thielsch

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