Superbanner_Vergaberecht_KW44
Skyscraper_Kalender_KW44

Gase und Dämpfe niederschlagen

2024_7-8

Mehr aktuelle Beiträge und Einsatzberichte finden Sie in:
FEUERWEHR | RETTEN – LÖSCHEN – BERGEN
Deutschlands große Feuerwehrzeitschrift
JETZT LESER/-IN WERDEN

Es gibt verschiedene Methoden, austretende Gase oder Dämpfe mit einem Wasserschleier nieder­zuschlagen. Düsenschläuche sind für diesen Einsatzzweck ideal geeignet.

Mit Düsenschläuchen können Wurfhöhen von bis zu 15 m erreicht werden. Im Bild sind Schläuche mit 6-mm-Einlochdüsen zu sehen. (Foto: Flourchemie Dohna)

Gefahrstoffausbrüche können schnell eine Gefahr für die Bevölkerung und für Sachwerte darstellen. Je nach chemischem Stoff eine eher sichtbare oder aber eine unsichtbare Gefahr. In jedem Fall ist ein schnelles, wirksames Handeln der Feuerwehr gefragt, um die Ausbreitung einer Schadstoffwolke zu unterbinden. Das bedeutet einen großflächigen Wasserschleier anzulegen, um Gase/Dämpfe einzugrenzen und niederzuschlagen. Neben der Rettung von Menschenleben ist diese Maßnahme von zweitgrößter Priorität, um das Schadenausmaß gering zu halten und die Bevölkerung zu schützen.

Wenig Personal – hohe Flexibilität

In der Anfangsphase von Gefahrguteinsätzen steht meist nur eine begrenzte Anzahl an Einsatzkräften einer relativ umfassenden und komplexen Situation gegenüber. Neben der Lageerkundung und Menschenrettung muss jede weitere Maßnahme mit möglichst wenig Personal durchführbar sein. Dazu zählt auch das Bekämpfen von Gefahrstoffwolken.

In der Regel nutzen die Feuerwehren hierzu drei Einsatzmittel: Monitore/Wasserwerfer, Hydroschilder und Düsenschläuche.

Fahrzeugmonitore sind sehr schnell betriebs­bereit und binden nur eine Einsatzkraft. Monitore und Wasserwerfer sind zum Eingrenzen jedoch eher weniger geeignet, da sie nur punktuell von oben wirksam werden. Ihr Einsatz sollte gerade bei leicht flüchtigen und wasserlöslichen Stoffen unterstützend zu weiteren Maßnahmen erfolgen, um eine Gefahrstoffwolke im gewissen Maß nieder­zuschlagen. Bleiben Hydroschilder und Düsenschläuche.

Der Hydroschild kann 5 min mit dem Wassertank eines TLF 4000 betrieben werden, sichert aber nur in eine Himelsrichtung ab. Es müssten somit mehrere in Stellung gebracht werden. (LüP – Länge über Puffer) (Grafik: Ramón Arnold)

Hydroschilder werfen Wasser bis zu 31  m in die Breite und 10  m in die Höhe, lassen sich schnell in Stellung bringen, sichern aber nur in eine Himmelsrichtung ab. Hydroschilder bieten nur einen vertikalen Auswurf und weisen den großen Nachteil auf, dass sie ein nicht gleichmäßiges Sprühbild in Form eines Halbkreises bilden. Die maximale Auswurfhöhe nimmt vom Mittelpunkt nach außen hin proportional ab.

Düsenschläuche hingegen können flexibel so verlegt werden, dass die Gefahrstoffwolke komplett eingekreist wird. Dabei spielen der Untergrund sowie die Objekt- oder Anlagenbeschaffenheit keine Rolle. Egal ob Unebenheiten, Mauern oder dazwischenliegende Anlagenteile – die Düsenschläuche werden einfach angepasst in Stellung gebracht und können die Hindernisse überbrücken. Mit bis zu 25 wechselbaren Einzeldüsen je 20  m Schlauch gewährleisten sie einen durchgehenden Wasserschleier in gleichbleibender Qualität. Weiterhin sind sie drehbar, sodass nicht nur vertikale, sondern auch horizontale Sprühbilder erzeugbar sind. Schnell kann so eine Fläche von bis zu 300  m² benetzt werden. Die von der Fa. Iconos (Düsseldorf, NRW) entwickelten Düsenschläuche halten eine gleichbleibende Höhe der Wasserwand von bis zu 15  m, je nach verwendeter Düsenart und Druck.

Einsatzbeispiel

Nimmt man einen Chlorgasausbruch an einem Kesselwagen an (oder einem auf Lkw transportierten Druckgasbehälter für den Gebrauch in Schwimmbädern), so bildet sich eine schnell ausdehnende und optisch erkennbare Gaswolke. Da Chlorgas schwerer als Luft ist, bleibt dieses am Boden und zieht nicht nach oben ab. Die weitere Ausbreitung und Vergrößerung der betroffenen Fläche ist durch Eingrenzen schnellstmöglich zu verhindern.

Mit der Besatzung und Technik eines TLF  4000 (Wassertankvolumen 4.000 l) könnten zwei C52-Düsenschläuche (ausgerüstet mit Dreilochdüsen) 5  min aus dem Fahrzeugtank betrieben werden, insgesamt eine Wasserabgabe von ca. 800  l/min bei 4  bar. Jede der 25 Düsen pro Schlauch teilt das Wasser dreistrahlig, somit wird eine hohe mechanische Wirkung erzeugt. Dies bewirkt, dass die Chlorgaswolke verdünnt und aufgehalten oder umgeleitet wird.

Für betriebliche Feuerwehren interessant: Über die Düsenschläuche kann auch Wasser mit zugesetztem Natriumthiosulfat (Na2S2O3) großflächig abgegeben werden. Damit wird eine weitaus höhere Effizienz beim Niederschlagen von Chlor erreicht (siehe Grafiken oben).

Zwei C-Düsenschläuche sichern bei gleicher Wasserabgabemenge den gesamten Bereich um den havarierten Kesselwagen ab und schließt diesen mit dem Wasserschleier ein. (Grafik: Ramón Arnold)

Acht verschiedene Düsenarten

Spezialisiert auf ein definiertes Anwendungsgebiet oder universell einsetzbar stehen acht verschiedene Edelstahl-Düsenarten zur Auswahl. Sie bieten unterschiedliche Lochdurchmesser und Strahlbilder mit einem, zwei, drei oder fünf Wasserstrahlen. Damit lässt sich die Wasserabgabemenge je Schlauch begrenzen. Eine Dreilochdüse mit hohem Wasserdurchgang ist wie oben beschrieben ideal für das Eingrenzen und Niederschlagen von Schwergasen. Für die Flä­chen­brand­bekämpfung liegt die Prämisse hingegen auf dem geringen Wasserverbrauch. Mit einer Einlochdüse von geringem Lochdurchmesser (kleinster Durchmesser 2  mm) wird diese Anforderung realisiert. Die Anzahl sowie der Düsenabstand können vom Beschaffer selbst festlegt werden (maximal 25 Stück). Alle sind auswechselbar in den Schlauch eingeschraubt. Im Bedarfsfall können einzelne auch blind gesetzt werden. Insbesondere für Werk- und Betriebsfeuerwehren ist diese Flexibilität ein wichtiger Faktor, um Einsatzmittel exakt entsprechend den betrieblichen Anforderungen auszuwählen.

Wählbarer Schlauchdurchmesser

Innen- und außengummierte DIN-Feuerlöschschläuche vom Typ Synthetik Polydur stellen die Basis dar. Die 20  m langen Schläuche erfüllen die Anforderungen der Klasse  3 nach DIN  14811 und zeichnen sich durch hervorragende mechanische Eigenschaften, Kältebeständigkeit bis – 35  °C sowie hohe Resistenz gegen Laugen, Säuren und Erdölprodukte aus. Düsenschläuche sind in verschiedenen Farben und Durchmessern von D bis F verfügbar.

Mit nur maximal 60  l/min Wasserdurchsatz sind D-Schläuche sehr sparsam und ideal für die Vegetationsbrandbekämpfung und die Dekontamination von Personen geeignet.

Die C- und B-Düsenschläuche stellen die „Allroundermodelle“ dar. Die Abgabemengen von bis zu 1.300  l/min lassen sich mittels gängiger Löschfahrzeugpumpen speisen. Gut und zügig können sie von einer Einsatzkraft verlegt werden. B-Schläuche weisen den Vorteil auf, dass mehrere hintereinander gekuppelt werden können. Aufgrund des geringeren Durchflusses können in der Größe C maximal zwei Düsenschläuche in Reihe eingesetzt werden. Neben den bereits beschriebenen Einsatzmöglichkeiten eignen sich die beiden Schlauchgrößen für die Dekontamination von Fahrzeugen und Geräten, wie es beispielsweise bei der Tierseuchenbekämpfung notwendig ist (Fahrzeugschleuse).

Speziell ausgelegt auf sehr hohe Förderströme und Wasserabgaben sind A- und F-Schlauchgrößen. Der große Durchmesser sorgt für geringe Reibungsverluste und ermöglicht eine weitreichende Schlauchstrecke. Mit kleinen Düsen ausgerüstet, können A-Schläuche auch als lange Wassergasse bei der Vegetationsbrandbekämpfung wertvolle Anwendung finden. In der Größe  F (bekannt vom niederländischen Hytrans-Fire-System HFS) werden Wasserdurchsatzmengen von über 8.000  l/min erreicht, die zur Raffinerie- und Industriebrandbekämpfung notwendig sind. Werk- und Betriebsfeuerwehren der chemischen sowie petrochemischen Industrie betreiben diese mit vorgehaltener Sondertechnik (u.  a. FPN > 10-6000, HFS, Werkwassernetze).

Vielseitig nutzbar

Ein Schlauch für viele Anwendungsmöglichkeiten. Die verschiedenen Düsenarten eröffnen der Feuerwehr die Möglichkeit, auf den jeweiligen Einsatzzweck zu reagieren und die passenden Düsen einzuschrauben. Es ist nicht notwendig, unterschiedliche Schläuche, sondern einzig die benötigten Düsenarten vorzuhalten. Das spart Platz und Aufwand bei der Prüfung der Schläuche. Düsenschläuche sind bei Weitem nicht nur für das Eingrenzen und Niederschlagen von Gefahrstoffdämpfen bestens geeignet. Unterschiedliche Schlauchdurchmesser machen sie zum wertvollen Einsatzmittel, auch bei der Dekontamination und der Brandbekämpfung. In Riegelstellungen, bei der Kühlung von Behältern und zum thermischen Schutz von Anlagen können sie schnell und flexibel zur Objekt-/Geländestruktur eingesetzt werden. Im Rahmen der gemeinsamen Gefahrenabwehrplanung kann die zuständige Feuerwehr beispielsweise den Betreiber chemischer Anlagen über die vielseitigen Vorteile der Düsenschläuche informieren und Vorführungen organisieren. Die Fa. Iconos bietet hierzu den Service einer technischen Demonstration für Feuerwehren, Behörden und Betriebe kostenfrei an.

Ramón Arnold

www.iconos-system.com/duesenschlauch.html

Mehr Infos

Sie wollen regelmäßig aktuelle Einsatzberichte, Techniknews und Fahrzeuginfos der FEUERWEHR erhalten? Dann melden Sie sich jetzt für unseren kostenlosen E-Mail-Newsletter an!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert