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Medizinische Task Force

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Man kennt sie: die KTW und GW-San des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Weit weniger bekannt ist das taktische Konzept dahinter. Wir stellen die Medizinische Task Force (MTF) des Bundes vor.


Erschienen in: FEUERWEHR Ausgabe 12/2020

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Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ist eine dem Innenministerium unterstellte Bundesoberbehörde mit Sitz in Bonn. Sie organisiert die Bundesaufgaben im Bereich des Bevölkerungsschutzes und der Katastrophenhilfe. Dazu zählt als Aufgabengebiet auch der Schutz der Gesundheit. Grundlage ist das am 24. August 2016 von der Bundesregierung beschlossene „Konzept Zivile Verteidigung KZV“. Darin werden vier Aufgabenbereiche der Zivilen Verteidigung definiert:

  • Aufrechterhaltung der Staats- und Regierungsfunktionen
  • Zivilschutz
  • (Not-)Versorgung der Bevölkerung
  • Unterstützung der Streitkräfte

Auf dieser Grundlage unterstützt der Bund (in Form des BBK) den Sanitätsdienst der Länder durch Ausstattung und Ausbildung.

So soll eine interoperable, bundesweit einheitliche Sanitätseinheit für Zwecke des Zivilschutzes aufgebaut werden. Die vom Bund zur Verfügung gestellte Ausstattung steht darüber hinaus auch für Aufgaben des Katastrophenschutzes bereit: Eine Doppelnutzung ist also zulässig und sogar gewünscht. Als Kernkomponente ist dabei die Medizinische Task Force (MTF) definiert, von der bundesweit 61 Einheiten aufgebaut werden sollen.

Einheiten der MTF

Die MTF setzt sich aus fünf Teileinheiten zusammen, die so ausgestattet sind, dass sie je nach Lage entweder als eigenständige Teileinheit oder gemeinsam mit anderen Teileinheiten zu einem Einsatz angefordert werden können. „Die Teileinheiten der Medizinischen Task Force ermöglichen es, vielfältige Einsatzoptionen sowie Fähigkeitsschwerpunkte abzudecken, die zur Bewältigung einer spezifischen katastrophenmedizinischen Lage benötigt werden“, so das BBK.

Im Einzelnen handelt es sich um folgende Teileinheiten:

  • Führungsgruppe FüGr (Stärke 5/1/3/9)
  • Patiententransportgruppe PtGr (Stärke 0/2/10/12)
  • Behandlungsbereitschaft BeB (Stärke 13/19/34/66)
  • Dekontaminationszug für Verletzte Dekon V Z (Stärke 3/5/28/36)
  • Logistikzug Log Z (Stärke 2/4/9/15)

Führungsgruppe (FüGr)
Die FüGr besetzt einen Kommandowagen (KdoW) und einen Führungskraftwagen (FüKW) mit insgesamt neun Einsatzkräften. Ihre Aufgabe ist vornehmlich die Führung der eingesetzten Teileinheiten gemäß den vom Stab oder der Einsatzleitung (TEL, ÖEL) vorgegebenen Aufgaben.

Patiententransportgruppe (PtGr)
Aufgabe dieser Teileinheit ist der Transport
von Verletzten im Falle einer katastrophenmedizinischen Schadenlage. Die Patiententransportgruppe setzt sich daher aus sechs Krankentransportwagen des Typs KTW B zusammen. Die Aufgaben dieser Teileinheit sind laut dem Rahmenkonzept Medizinische Task Force die Durchführung lebensrettender Sofortmaßnahmen, sanitätsdienstliche Maßnahmen bei mehreren verletzten Personen gleichzeitig und der notfallmäßige Transport von bis zu zwölf Verletzten liegend (oder sechs Verletzten sitzend und sechs liegend) unter medizinischer Beobachtung.

Behandlungsbereitschaft (BeB)
Die Behandlungsbereitschaft setzt sich aus zwei Mannschaftstransportwagen (MTW), sieben Gerätewagen Sanität (GW-San) und einem Gerätewagen Behandlung (GW-Beh) zusammen. In Summe besteht die BeB aus 66 Einsatzkräften.

Sie stellt die Patientenversorgung in einer katastrophenmedizinischen Schadenlage im Spannungs- und Verteidigungsfall und in der bundeslandübergreifenden Katastrophenhilfe (Versorgungsstufe 4) sicher. Dazu wird ein sog. Behandlungsplatz MTF aufgebaut und betrieben. Zu diesem Zweck werden insgesamt 50 parallel betriebene Versorgungsplätze für die diversen Sichtungskategorien vorgehalten.

Mit dem mitgeführten Material können entweder bis zu 100 Verletzte mit traumatisch/thermischen Verletzungsmustern bei kontinuierlichem Durchlauf oder 50 Verletzte mit traumatisch/thermischen Verletzungsmustern über einen Zeitraum bis zu 48 Stunden bei fehlender Transportmöglichkeit medizinisch versorgt werden. Allerdings sind diese Zahlen abhängig von der jeweiligen Einsatzlage. Daher ist „die Anzahl der Verletztenversorgung pro Stunde lage- und szenarienabhängig. Mit der Bereitstellung von 50 parallel betriebenen Versorgungsplätzen kann eine hohe stündliche Verletztenversorgung ermöglicht werden, sofern die Materialnachführung und ggf. der Personalwechsel gewährleistet sind“, so die Planungen des Bundesamts. Zudem kann ereignisunabhängig eine Notfallversorgung für akut Erkrankte erfolgen.

Dekontaminationszug für Verletzte (Dekon V Z)
Wie der Name dieser Teileinheit sagt, besteht deren Aufgabe darin, Verletzte zu dekontaminieren. Des Weiteren können Behandlungseinrichtungen für kontaminierte Personen errichtet und betrieben werden. Dadurch sind eine Sichtung in Patientenablagen sowie eine Erstversorgung im Schwarzbereich möglich. Hierfür wird ein Dekontaminationsplatz (in Anlehnung an FwDV 500) aufgebaut und betrieben. Der Standardaufbau erfolgt mit zwei Dekonlinien liegend. Hier können bis zu 20 liegende Verletzte pro Stunde dekontaminiert werden.

Daneben werden auch weitere Varianten vorgehalten: Durch die vorgehaltene Dekonlinie gehend können zudem bis zu 60 gehfähige Verletzte dekontaminiert werden.

Beim Aufbau einer Dekonlinie liegend können bis zu zehn liegende und 90 gehfähige Verletzte dekontaminiert werden. Bei Wegfall der Dekonlinien liegend können bis zu 120 gehfähige Verletzte mit dem mitgeführten Material dekontaminiert werden.

Der Dekontaminationszug für Verletzte umfasst je einen Mannschaftstransportwagen Führung Dekon V, Mannschaftstransportwagen Dekon V, Gerätewagen Dekontamination Erstversorgung, Gerätewagen Dekontamination Verletzter und Gerätewagen Dekontamination Personal MTF.

Logistikzug (Log Z)
Die fünfte Teileinheit der Medizinischen Task Force ist der Logistikzug. Seine Aufgabe ist die Versorgung der MTF (bzw. ihrer Teileinheiten) während der Verlegung der MTF sowie im Einsatzraum. Das umfasst die Beschaffung bzw. Organisation der Beschaffung von Verbrauchsmaterial, die Versorgung und Verteilung mit diesem sowie die spätere Abfallbeseitigung. Hierunter fallen u. a. Verpflegung und Getränke, Trinkwasser, Sanitär- und Hygieneartikel sowie -anlagen und Betriebsstoffe. Außerdem die Unterstützung von kleiner technischer Hilfe. Für diese Aufgaben sind dem Logistikzug je ein Gerätewagen Logistik Betreuung, Gerätewagen Logistik Versorgung Verbrauchsmaterial und Gerätewagen Logistik Versorgung Einsatzkräfte zugeordnet.

Schlagkräftig

In Summe besteht eine Medizinische Task Force also aus 26 Einsatzfahrzeugen und 138 ehrenamtlichen Einsatzkräften. Bundesweit sind 61 Einheiten vorgesehen. Die MTF sollen 60 bis 90 Minuten nach Alarmierung an einem Sammelpunkt auf Standortebene einsatzbereit sein. Allerdings muss eine MTF nicht grundsätzlich als vollständige Einheit alarmiert werden. Je nach vorliegender Einsatzlage ist auch der Einsatz von Teileinheiten möglich. Da die MTF durch ehrenamtliche Kräfte betrieben werden, sind die entsprechenden Fahrzeuge bei unterschiedlichen Blaulichtorganisationen stationiert, welche diese auf Anforderung zum Einsatz bringen. Hierzu zählen natürlich die bekannten Hilfsorganisationen DRK/BRK, Malteser, Arbeiter-Samariter-Bund und Johanniter. Aber auch andere Akteure sind bei der Medizinischen Task Force engagiert. So hält die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Bezirk Stuttgart einen Gerätewagen Sanität und einen Krankenwagen am Standort Stuttgart Hofen für die 45. Medizinische Task Force vor. Die Berliner Feuerwehr hält auf der Feuerwache Tempelhof (FW 4300) einen Gerätewagen Sanität vor.

Egal, welcher Blaulichtorganisation und welchem Standort in Deutschland angehörend – die Aufgabe ist dieselbe: Menschenleben retten, gerade dann, wenn der Regelrettungsdienst mit seinen Ressourcen an die Grenzen und darüber hinaus kommt.

Urs Weber / Bild: BBK/Beissel

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