Schwarz/Weiß-Trennung: Von der Einsatzstelle bis zum Feuerwehrhaus
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Feuerwehrleute sehen schwarz: was tun nach einem erfolgreichen Einsatz? Dringend wünscht man sich gerade nach einem längeren Einsatz erst einmal eine Pause im Einsatzfahrzeug – Essen, Trinken und eventuell die Zigarette danach inbegriffen. Doch dabei gerät die Einsatzstellenhygiene in Vergessenheit und Feuerwehrleute gehen unnötigerweise ein erhöhtes Risiko ein, Schadstoffe in ihren Körper aufzunehmen.
Abhilfe für das Gesundheitsrisiko durch die Kontamination im Einsatz kann das Prinzip der Schwarz/Weiß-Trennung schaffen. Alle Personen, die bei ihrer Arbeit mit Gefahrstoffen in Berührung kommen, müssen sich an bestimmte Dekontaminationsregeln halten: Sowohl die Einsatzstelle als auch das Feuerwehrhaus werden dabei in weiße (saubere) und schwarze (verschmutze bzw. kontaminierte und damit potenziell gefährliche) Bereiche unterteilt. Welche unterschiedlichen Möglichkeiten der Einsatzhygiene gibt es und wie lässt sich ein Schwarz/Weiß-Konzept in der Praxis durchsetzen?
Inhaltsverzeichnis
1. Der Dekontaminationsplatz
2. Beispiele der Schwarz/Weiß-Trennung und Einsatzstellenhygiene aus der Praxis
3. Einsatzstellenhygiene mittels GW-Logistik
4. Fazit: Das Prinzip der Schwarz/Weiß-Trennung endet nicht an der Feuerwache
Der Dekontaminationsplatz
Um die Verschleppung und den unnötigen Kontakt mit Schadstoffen einzuschränken, bzw. von Anfang an zu vermeiden, greifen Feuerwehren auf sog. Dekontaminationsbereiche oder Dekon-Bereiche am Einsatzort zurück. Je nach Gefahrenlage variiert deren Umfang. So beinhaltet der Dekontaminationsplatz bei Bränden ohne besondere Schadstoffbeteiligung weniger Stationen als beim Umgang mit ABC-Gefahrstoffen und dem Einsatz von CSA (Chemikalienschutzanzügen).
Beispiele der Schwarz/Weiß-Trennung und Einsatzstellenhygiene aus der Praxis
Bereits einige Wehren haben in Anlehnung an die Feuerwehr-Dienstvorschrift 500 (FwDV 500) Hygienekonzepte formuliert und in Standard-Einsatzregeln (SER) gegossen, mit deren Hilfe die Umsetzung der Schwarz/Weiß-Trennung am Einsatzort und im Feuerwehrhaus erleichtert wird:
Dabei wird zu allererst der Gefahrenbereich in einem bestimmten Radius abgesperrt. Dabei beträgt der Gefahrenbereich an der kürzesten Stelle 50 m vom Gefahrobjekt, der Absperrbereich 100 m. Innerhalb des Absperrbereichs findet anschließend auch die Schwarz/Weiß-Trennung statt. Der Dekon-Platz muss auf der windzugewandten Seite liegen, also so eingerichtet werden, dass der Wind keine Schadstoffe von der Einsatzstelle hineinwehen kann. Dadurch wird eine erneute/zusätzliche Verschmutzung verhindert. Bei der Dekontamination selbst wird schließlich unterschieden in die Dekontamination betroffener Personen (Dekon-P) und verunreinigter Geräte (Dekon-G) unterteilt.
Der Dekon-Bereich kann beispielsweise durch eine Wanne aus B-Schläuchen und schwarzer (Silo-)Folie eingegrenzt, bzw. unterlegt werden. Dabei können die Abmessungen grundsätzlich variieren, wobei stets ausreichend Platz vorhanden sein sollte, um eine zusätzliche Dekontamination eines Einsatzfahrzeugs, wie z. B. eines TLF 16/25, zu ermöglichen. Innerhalb dieser Wanne, bzw. des Dekon-Bereichs, muss strikt in unsaubere („schwarze“) und saubere („weiße“) Bereiche unterteilt werden:
- Duschwanne (Schwarzer Bereich)
- Übergang von Duschwanne zum Schnelleinsatzzelt (SEZ – grauer Bereich)
- SEZ am Ende des Dekon-Platzes (weißer Bereich)
Einige Feuerwehren nutzen auch rote (für den schwarzen Bereich), gelbe (grauer Bereich) und grüne (weißer Bereich) Planen zur Kennzeichnung der Abschnitte des Dekon-Platzes.
Wichtig: Die verschmutze PSA wird erst innerhalb des SEZ und in einen Auskleidesack abgelegt.
Immer beliebter bei unterschiedlichen Dekontaminationskonzepten wird es, den Waschplatz nicht zwischen dem Auskleideplatz (Schwarzbereich) und dem Ankleideplatz (Weißbereich), sondern direkt am Beginn des kontaminierten Bereichs zu legen. Dadurch wird versucht, das Risiko einer geringfügigen Verschleppung trotz Dekontamination nochmals zu verringern.
Grundsätzlich gilt bei der Durchführung von Einsatz-Hygienemaßnahmen, dass auch die Feuerwehrleute, die die Dekontamination und Reinigung durchführen (Dekon-Staffel), ausreichend geschützt sein müssen. D. h. je nach Einsatzart ist mindestens das Tragen von FFP-2 Masken und Latex- oder Nitrilhandschuhen sowie Schutzbrillen Pflicht. Bei ABC-Gefährdung muss nach Strahlenschutzverordnung, Biostoffverordnung und Arbeitsmedizinischer Vorsorge geschultes ärztliches Personal anwesend sein.
Einsatzstellenhygiene mittels GW-Logistik
Wie bei einem Dekontaminationsplatz wird auch hier ein eigener Einsatzabschnitt gebildet. Die FF Falkensee (LK Havelland, BB) greift dabei zur Schwarz/Weiß-Trennung auf einen eigenen Gerätewagen Logistik (GW-L1) zurück, der einerseits alle wichtigen Dekontaminationseinheiten mitbringt und andererseits selbst als Ort der Dekontamination dienen kann.
Bei der Dekontamination und Schwarz/Weiß-Trennung durchlaufen die Einsatzkräfte mehrere Stationen, die sich am besten anhand einer Checkliste nachvollziehen lassen:
⊗ | Feuerwehrleute werden nach dem Einsatz mit dem D-Rohr abgespült |
⊗ | Auskleidung am GW-Logistik |
⊗ | Kontaminierte Kleidung kommt in Waschbeutel (am besten wasserlöslich – dann können sie direkt in die Waschmaschine) |
⊗ | Gesicht, Nacken, Arme und Hände waschen (z. B. am Hygieneboard oder mit speziellen Wischtüchern) |
⊗ | Erste (grobe) Reinigung von Helmen und Geräten sowie deren Verwahrung in Rollcontainern zur weiteren Behandlung auf der Feuerwache – wichtig: Trennung nach Schutzkleidung und Atemschutzgeräten) |
⊗ | Einkleiden mit frischer Wechselkleidung im GW-L |
Die FF Bad Segeberg (Kreis Segeberg, SH) hat ein ähnliches, sehr ausgearbeitetes Hygienekonzept mit einem anderen Fahrzeug eingeführt: das Wechselladerfahrzeug 2 (WLF 2) des Typs MAN TGL 10.220 hält zusätzlich unterschiedliche Behälter für kontaminierte Einsatzkleidung und Ausrüstung bereit. Eine Besonderheit ist die mobile Waschstation des WLF2, durch die sich die Einsatzkräfte direkt vor Ort reinigen können. Mit zur Sonderausstattung des Wechselladers gehört auch ein zusätzliches Versorgungszelt, dass unter hygienischen Bedingungen Snacks und Getränke bereithält und bei den Feuerwehrleuten besonders gut ankommt. Die FF Bad Segeberg hat auch einen eigenen Beauftragten für die Schwarz/Weiß-Trennung. Einen Bericht zur Wehr und ihrem Hygienekonzept finden Sie hier.
Fazit: Das Prinzip der Schwarz/Weiß-Trennung endet nicht an der Feuerwache
Die Einsatzhygienekonzepte der FF Falkensee und der FF Bad Segeberg enden aber nicht mit dem Umkleiden am Einsatzort, sondern verlangen auch innerhalb der Wache eine strikte Schwarz/Weiß-Trennung. Dementsprechend sollen die Einsatzkräfte, wenn möglich, auch direkt nach der Rückkehr duschen. Und zwar nicht auf beliebige Art und Weise, sondern zuerst mit kaltem und anschließend warmem Wasser. Der Hintergedanke dabei ist, dass das kalte Wasser die noch auf der Haut verbliebenen Schmutzpartikel entfernt und das warme Wasser die bereits in die Poren gelangten Schadstoffe ausschwemmt. Häufig war ein Grund, warum Feuerwehrleute nach Einsätzen trotz Verschmutzungen nicht die Duschen im Feuerwehrhaus verwendeten, dass keine persönliche Ersatzkleidung und Hygieneartikel vorhanden waren. Hier bietet es sich an, Duschtaschen mit den wichtigsten Gegenständen für die persönliche Sauberkeit zu nutzen.
Im Gebäude selbst wird darauf geachtet, dass keine im Einsatz verwendete PSA in die weißen Bereiche, wie Umkleide oder Aufenthaltsraum, gelangen. Anstelle dessen werden die Geräte verpackt und bleiben in der Waschhalle mit anschließender Dekontamination in den Werkstätten. Alternativ können die Schutzkleidung und die Atemgeräte auch sicher verpackt in die Spezialreinigung gegeben werden. In der Praxis haben aber kleinere Kreisfeuerwehren meist keine geeignete Reinigungsanlage, sodass es gang und gäbe ist, dass FF ihre kontaminierte Ausrüstung an größere BF zur Reinigung abgeben.
Johannes Morelli,
Redaktion
Quellen
- FEUERWEHR UB 6/2019, 5/2021 und 4/2022
- Feuerwehr-Dienstvorschrift (FwDV) 500
- www.einsatzhygiene.info
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