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Spontanhelfende der Flutkatastrophe 2021: Weit gereist, schnell vor Ort

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An einer bundesweiten durchgeführten Umfrage unter Spontanhelfenden der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen (2021) haben über 2.500 Personen teilgenommen. Ziel war ein detaillierter Einblick in verschiedene Bereiche der Spontanhilfe während der Hochwasserkatastrophe. Nun sind erste Ergebnisse veröffentlicht. 

Spontanhelfende leisteten einen wichtigen Beitrag bei der Flutkatastrophe 2021. Foto: Kreisbrandinspektion Aschaffenburg
Spontanhelfende leisteten einen wichtigen Beitrag bei der Flutkatastrophe 2021. Foto: Kreisbrandinspektion Aschaffenburg

im Zeitraum vom 28. Oktober bis zum 12. Dezember 2021fand eine groß angelegte Befragung von Spontanhelfenden der Flutkatastrophe 2021 statt (wir berichteten). Die vollständigen Ergebnisse liegen bisher (Juli 2023) nicht vor, aber einige Vorergebnisse sind bereits veröffentlicht worden.

Viele Fragen

Zu den Aspekten, über die Aufschluss geben sollen, zählen z. B.

  • die Motivation der Helfenden,
  • die Information und Kommunikation untereinander,
  • die Sicherheit vor und während der Einsätze,
  • die Zusammenarbeit mit etablierten Einsatzorganisationen,
  • die erlebte Solidarität und Hilfsbereitschaft,
  • die Grundhaltungen der Helfenden und ihr gesellschaftliches Engagement sowie
  • Verbesserungsmöglichkeiten der Spontanhilfe.

In einem interdisziplinären Team arbeiten drei Hochschulen an der Auswertung der Daten. Danach sollen die gewonnenen Erkenntnisse mit Entscheiderinnen und Entscheidern aus Katastrophenschutz und -vorsorge diskutiert und auch mit der Bevölkerung geteilt werden.

Spontanhelfende sind schnell

Abbildung 1: Erste Aktivität von Spontanhelfenden nach der Flutkatastrophe (Quelle: Eigene Darstellung) Aber auch im weiteren zeitlichen Verlauf wurden Spontanhelfende aktiv. So zeigt sich mit rund 16 Prozent (345) aller Antworten der zweithöchste Wert für die erste Aktivität in der Bewältigung der Flutkatastrophe nach 2-3 Wochen. Sogar nach zwei Monaten wurden weitere Spontanhelfende zum ersten Mal aktiv, wie knapp 10 Prozent (205) der Befragten angaben. Eine Interpretation dieser Zahlen erfordert die Beachtung einer Vielzahl von Einflussbedingungen (z.B. die Nutzung der sozialen Medien als Mobilisierungstreiber), die erst durch sorgfältige Auswertung und Einbindung weiteren Fach-und Kontextwissens erfolgen kann. Jedoch weisen die Antworten darauf hin, dass eine Mobilisierung einer großen Zahl von Spontanhelfenden innerhalb kurzer Zeit erfolgt ist. Diese Beobachtung deckt sich mit Erfahrungen aus vergangenen Einsätzen von Spontanhelfenden, wie z. B. beim Starkregenereignis 2014 in Münster (Fathi et al. 2017) 1 und ist für die weitere Betrachtung von großer Bedeutung.
Quelle: „Erste Ergebnisse der Umfrage unter Spontanhelfenden der Flutkatastrophe 2021“, DOI:10.13140/RG.2.2.13686.47687

Unter den bereits veröffentlichten Erkenntnissen waren Antworten auf die Frage, wann die Helfenden das erste Mal bei oder nach der Flutkatastrophe aktiv wurden. Mit beeindruckendem Ergebnis: Die Spontanhelfenden waren schnell aktiv: bereits am Tag bzw. in der Nacht des Ereignisses waren es 6,82 %  (147 Personen), mit knapp 20 %  (426 Personen) waren die meisten zwei bis drei Tage nach der Katastrophe vor Ort. Sogar noch ein bzw. zwei Monate nach der Flutkatastrophe wurden weitere Spontanhelfende zum ersten Mal aktiv, wie jeweils knapp 10 % (205 Personen) der Befragten angaben.

Um diese Zahlen interpretieren zu können, müssen viele Einflussbedingungen berücksichtigt werden, z.B. die Nutzung der Sozialen Medien als „Mobilisierungstreiber“. Das kann erst durch sorgfältige Auswertung und Einbindung weiteren Fach- und Kontextwissens erfolgen. Allerdings belegen die Zahlen, dass viele Spontanhelfende innerhalb kurzer Zeit mobilisiert wurden. Die Hälfte aller Befragten half innerhalb der ersten sieben Tage nach dem Katastrophenereignis zum ersten Mal.

Sie helfen unterschiedlich lang

Sehr unterschiedlich war die Zeitspanne, über die hinweg geholfen wurde. Auf die Frage, wie viele Tage sie aktiv waren, antworteten die Helfenden mit Angaben  zwischen einem Tag (rund 7% aller Befragten) bis zu mehr als sieben Wochen (ca. 9% bzw. 181 Personen). Diese Zahlen können lediglich andeuten, wie viele Tage bzw. Stunden an spontanem, freiwilligem und unbezahltem Einsatz Spontanhelfende für die Bewältigung der Flutkatastrophe 2021 insgesamt geleistet haben.

  • Mehr als 17 % (356 Personen) waren zwei oder drei Tage tätig,
  • 20 % (509 Personen) zwischen vier und sieben Tagen,
  • fast 20 % zwischen einer und zwei Wochen,
  • über 15 % drei bis vier Wochen und
  • Ca. 9 %, also 180 Menschen, mehr als sieben Wochen.

Sie reisen weit an

Dass Spontanhelfende nicht nur bereit sind, Zeit zu investieren, sondern auch längere Distanzen zu überwinden, zeigt sich in den Ergebnissen zur Frage: „Wie weit ist ihr Wohnort von der Region entfernt, in der Sie überwiegend geholfen haben?“. Über ein Drittel der Befragten kamen aus einem Umkreis von 50 km. Fast die Hälfte (46% bzw. 890 Personen) nahm eine Distanz von 50 bis 250 km auf sich. Insgesamt nahmen die Helfenden Distanzen von bis zu 800 km auf sich, um helfen zu können/um ihre Hilfe anbieten zu können. Damit liegt der Mittelwert aller Antworten bei knapp 170 km Anreisedistanz.

Weitere Ergebnisse folgen 

Weitere Fragen, wie beispielsweise, welche Faktoren dazu beigetragen haben, dass die Spontanhelfenden zu einem so hohen Einsatz eigener Ressourcen bereit waren, und welche Erfahrungen sie dabei gesammelt haben. Diese sowie weitere Aspekte sollen in den weiteren Auswertungen der Ergebnisse herausgearbeitet werden. Eine umfassende Publikation zu den Ergebnissen der Umfrage ist geplant.

Bettina Schmid, Redaktion

 

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