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Fehlfarbe am Main

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Kein Grund zur Sorge. Sie sind weder farbenblind noch wurde hier ein Bildbearbeitungsprogramm farbverändernd genutzt. Das hier vorgestellte Feuerwehrfahrzeug hat wirklich eine besondere Lackierung. Und zwar eine grüne, genauer gesagt eine minzgrüne.

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Gerätewagen Licht der Feuerwehr Eibelstadt in ungewöhnlicher Farbgebung (Foto: P. Schneider)

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Durch den kurzen Radstand braucht der ehemalige LiMaKw wenig Platz zum Rangieren. (Foto: P. Schneider)

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Das charakteristische Armaturenbrett der Kurzhauber-Baureihe: Umfangreich, aber noch überschaubar. (Foto: P. Schneider)

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Gepolsterte Sitzbank ohne Schnörkel. Die Griffstange ist besonders bei Kurvenfahrten durchaus sinnvoll. (Foto: P. Schneider)

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Das Fahrzeugwerk Bückeburg (FAKA) fertigte die Mannschaftskabine für eine Besatzung von sechs Personen. (Foto: P. Schneider)

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Kommandant Marco Seynstahl (links) und sein Stellvertreter Achim Rügemer trennen sich nur ungern von dem Kurzhauber. (Foto: P. Schneider)

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Dieser Gerätewagen-Licht (GW-Licht) steht trotz der ungewöhnlichen Farbgestaltung bei der Freiwilligen Feuerwehr Eibelstadt im bayerischen Landkreis Würzburg im Dienst. 1994 wurde das Fahrzeug auf Initiative des damaligen Feuerwehrchefs von der Gemeinde Eibelstadt aus dem Bundesbestand ersteigert.

Der Kaufpreis hielt sich für das damals „erst“ 21 Jahre alte, ehemalige Polizeifahrzeug in überschaubaren Grenzen. Vor diesem Hintergrund entschloss sich der heutige Ehrenkommandant trotz gegensätzlicher Ansichten dazu, den Lichtmastkraftwagen (LiMaKw) in der typischen Polizeilackierung zu belassen. Denn die Kosten für eine Umlackierung in Feuerrot wären vermutlich höher als der Kaufpreis gewesen: Somit startete der Kurzhauber mit einer „Fehlfarbe“ in sein zweites Leben. Lediglich die beiden kleinen, original verbauten Aufsteckblaulichter auf dem Fahrerhausdach wurden zu Gunsten von mehr Aufmerksamkeit im Straßenverkehr durch größere Rundumkennleuchten ersetzt und für die entsprechende Akustik mit einer Martin-Anlage samt vier Schallbechern auf der rundlichen Motorhaube ergänzt. Der Funkrufname des Sonderfahrzeuges lautet heute „Florian Eibelstadt 63/1“.

Einst beim BGS im Einsatz

Der LiMaKw stammt aus einer Serie für den ehemaligen Bundesgrenzschutz (BGS) – der heutigen Bundespolizei. Anfang der 1970er Jahre wurden diese Fahrzeuge von der Firma Polyma Maschinenbau in Kassel auf Kurzhauber-Fahrgestellen vom Typ MB LA 911/36B (Radstand 3.600  mm) aufgebaut. Als Antriebsaggregat dient ein 6-Zylinder-Diesel „OM352“ von Daimler-Benz mit einer Leistung von 110  PS bei 2.900  U/min und einem Hubraum von 5.675  cm3. Das Fahrzeugwerk Bückeburg (FAKA) fertigte die Mannschaftskabinen (mit Standheizung) für eine Besatzung von insgesamt sechs Personen. Die Fahrzeuge verfügten über einen Polyma-Generator (PL  16/9) mit einer Leistung von 20 kVA, der von einem (gedrosselten) VW-Industriemotor vom Typ 122/2 (4-Zylinder-Ottomotor) mit 27,5  PS und einem Hubraum von 1.192  cm3 angetrieben wird. Diese Einheit ist samt der abnehmbaren Haube auf dem offenen Aufbau vor dem Mast montiert.

Lichtmast mit Besonderheit

Der Lichtmast kann samt zwei Personen auf 9,87 m ausgefahren werden.

Der auf dem Rahmen montierte Lichtmast kann elektrisch-hydraulisch auf fast zehn Meter (9,87 m) ausgefahren werden. Dies kann wahlweise vom Bedienpult am Mastfuß oder über einen Fußschalter im Korb erfolgen. Der Mast hat eine maximale Tragkraft von 180  kg (max. zwei Personen) und kann bis zu einer Windgeschwindigkeit von 35  m/s betrieben werden. An der Spitze des Mastes (Höhe in Transportstellung 3,31  m) befindet sich ein umklappbarer Korb samt einer Lichtbrücke, auf der fünf Halogen-Scheinwerfer (jeweils 2.000  W) fest montiert sind. Diese ist nicht endlos drehbar, sondern nur um etwa 160 Grad beidseitig zu schwenken: Daher muss der Maschinist das Fahrzeug immer zwingend in Richtung zur Einsatzstelle positionieren. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, auf einem separaten Zapfen einen weiteren Suchscheinwerfer zu befestigen. Dazu ist am Korb eine zusätzliche Steckdose vorhanden. Der Aufstieg auf das Podium erfolgt über ein klappbares Podest am Fahrzeugheck. Direkt hinter der Kabine war im Auslieferungszustand ein Halter mit dem Reserverad montiert. Auf diesem Platz hat die Feuerwehr stattdessen einen Gerätekasten angebracht.

Kurz vor Weihnachten, genau am 20.  Dezember 1973, ist dieser LiMaKw erstmals zugelassen worden. Ursprünglich war er im BGS-typischen Tannengrün (RAL 6009) lackiert – der komplette Innen­raum im Fahrerhaus ist noch in diesem Farbton gehalten. Später ist der vermutlich zuletzt zur BPol Nürnberg gehörende LiMaKw mal passend zum aktuellen Farbschema in Minzgrün (RAL 6029) umgestaltet worden. Ende der 1970er-Jahre kam eine weitere Serie der LiMaKw auf gleichem Fahrgestell zur Auslieferung – dabei aber mit einer Kabine von Voll (Würzburg). Ähnliche Fahrzeuge wurden Anfang der 1990er-Jahre noch auf dem LN2-Fahrgestell (MB 917AF) mit großer Serienkabine, einem Aufbau von Boddenberg (heute WAS-Wietmarschen) und einem Generator der Finsterwalder Maschinen- und Anlagen GmbH (FIMAG) für die Technischen Einsatzeinheiten (TEE) der Bundespolizei (BPol) beschafft.

Beladung

  • Abschleppseil
  • Flutlichstrahler
  • sechs Flutlichstrahler (montiert auf Mast)
  • Generator mit 20 kVA
  • zwei HRT
  • MRT
  • Kennzeichnungsweste Gruppenführer
  • Leitungstrommel
  • Starkstromleitungstrommel
  • Wagenheber

Die FF Eibelstadt greift insbesondere bei Hochwasserlagen gerne auf den fest eingebauten Generator für den Betrieb der großen Tauchpumpen zurück. Außerdem dient der Kurzhauber als Zugfahrzeug für den schweren Bootsanhänger. Denn mit seiner Einzelbereifung (11.00-R20) samt (abschaltbarem) Allradantrieb und Differenzialsperre an der Hinterachse ist der betagte Kurzhauber für Einsätze am Mainufer immer noch gut gerüstet. Dazu kommen natürlich noch die klassischen Einsätze zum Ausleuchten von Einsatzstellen – ins­besondere bei den zahlreichen Unfällen an dem Eibelstädter Einsatzabschnitt auf der nahegelegenen Autobahn A  3.

Doch heutzutage sind nahezu alle Löschfahrzeuge oder auch die Rüst- und Gerätewagen mit einem Lichtmast und einem tragbaren Stromaggregat ausgestattet. Daher sind die Einsätze des GW-Licht im Laufe der Jahre immer weiter zurückgegangen. Dazu kommt das inzwischen hohe Alter des MB-Kurzhauber – schon seit 2003 könnte das Fahrzeug locker mit einem H-Kennzeichen unterwegs sein. Für den Einsatz bei der Feuerwehr ist der GW-Licht von seiner ehemals zulässigen Gesamtmasse (7,8  t) auf 7,5  t abgelastet worden. Damit darf das Einsatzfahrzeug mit der alten Führerschein-Klasse  3 oder mit dem heutigen Feuerwehr-Führerschein bewegt werden, so Kommandant Marco Seynstahl.

Museum oder Wohnmobil?

Aktuell wurde die Beschaffung eines neuen Gerätewagen-Logistik (GW-L) beschlossen – das Fahrzeug ist inzwischen schon bestellt. Daher soll der alte LiMaKw verkauft werden. Ein baugleicher Fahrzeugtyp hat es schon in das Bayerische Militärmuseum nach Ingolstadt geschafft. Bleibt nur zu hoffen, dass der geländegängige Kurzhauber aus Eibelstadt sein drittes Leben nicht unbedingt als Wohnmobil in sandreichen Gebieten fristen muss.

Peter Schneider

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