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Kuh in Güllegrube: Nachholbedarf bei der Großtierrettung

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Viele Feuerwehren sind nicht ausreichend für Einsätze zur Technischen Großtierrettung geschult, obwohl diese immer häufiger vorkommen und ganz eigene Herausforderungen und Risiken bergen. Im Landkreis Aschaffenburg (BY) ist das anders – zum siebten Mal fand dort ein entsprechendes Spezialtraining statt.

Feuerwehrkräfte üben mit einem Rettungsdummy, die Rettung und Bergung eines Großtiers
Rettung und Bergung eines Großtiers – das übten die Einsatzkräfte der Feuerwehr Alzenau. Foto: Ralf Hettler

Viele Großtierrettungen, wenig Spezialausbildungen

Nicht nur Menschen können in Notlage geraten, in denen sie auf Hilfe angewiesen sind. Dieses Schicksal kann auch Tieren ereilen. Seien es Verkehrsunfälle mit Pferdeanhängern, Kühe oder Pferde in Güllegruben oder Esel, die in einem Graben festsitzen: Die Leitstellen nehmen täglich entsprechende Großtierrettungs-Einsätze entgegen. Tendenz steigend. In einer solchen Situation vertrauen die Tierbesitzerinnen und -besitzer auf die Feuerwehr. Doch trotzdem sind viele Einsatzkräfte auf die sehr spezifischen Anforderungen und Risiken einer Großtierrettung nicht genügend vorbereitet.

Zwar rückt die technische Großtierrettung zunehmend in das Bewusstsein der Feuerwehren, die sich immer häufiger entscheiden, ihre Einsatzkräfte schulen zu lassen. Allerdings verfügen bisher erst 428 Feuerwehren über entsprechend ausgebildete Einsatzkräfte. Wenn man bedenkt, dass es laut Deutschem Feuerwehrverband rund 22.300 Feuerwehren in Deutschland gibt (FF und BF) ist hier noch viel nachzuholen.

Schulungsmöglichkeiten in Deutschland

Die technische Großtierrettung ist derzeit noch nicht Teil der Standardausbildungspläne in Deutschland – anders als z.B. in England. Dort wurde mittlerweile ein weltweit anerkanntes Standardverfahren für die technische Großtierrettung entwickelt.

Hierzulande gab es bis vor wenigen Jahren keine qualifizierte Ausbildung für Großtierrettungseinsätze. Der bisher einzige zertifizierte Großtierrettungstrainer in Deutschland ist Lutz Hauch (ComCavalo), der das englische Verfahren anwendet. Seit 2021 ist sein Schulungskonzept nach Din ISO 9001 zertifiziert.

Training beim KFV Aschaffenburg

Um in einem solchen Fall gut reagieren zu können, übten zwanzig Feuerwehrangehörige aus dem Kreisfeuerwehrverband (KFV) Aschaffenburg am 15. Juli 2023 die technische Großtierrettung. Der Verband beschaffte zudem zwei Sätze entsprechendes Spezialwerkzeug. Schon seit 2018 setzt der KFV auf Ausbildungen dieser Art – es handelte sich um das siebte entsprechende Training. Damit haben die Aschaffenburger Feuerwehren einen herausragenden Ausbildungsstand in diesem Bereich.

Die Einsatzkräfte versuchen den 200 kg schweren Dummy zum Pferdeanhänger zu transportieren.
Trainer Lutz Hauch brachte seinen lebensgroßen Rettungsdummy „Sam“ mit, um das Training so realistisch wie möglich zu gestalten. Foto: Ralf Hettler

Wichtige Grundlagen

Das Übungs-Szenario war eine Kuh in einer Güllegrube. Der ganze Tag war der Ausbildung gewidmet, beginnend mit theoretischen Grundlagen.

Gut zu wissen
Bei einer Großtierrettung sollten Einsatzkräfte einiges im Hinterkopf behalten, z. B.:

  • Die Einsatzsituation ganzheitlich erfassen: Welche Risiken gehen vom Tier aus, welche von äußeren Umständen wie die Umgebung?
  • Das Tier kann unvorhersehbar reagieren, besonders unter Stress.
  • Auch die Menschen (Tierbesitzer/-innen!) verhalten sich unter Stress anders und müssen ggf. betreut werden.
  • Viele Menschen setzen ihre eigene Gesundheit und Sicherheit aufs Spiel, in Not geratenen Tieren zu helfen

Personalmanagement und Einsatztaktik

Ein Fokus der Schulung lag daher auf einem konsequent auf Sicherheit setzenden Personenmanagement. Dabei sind nicht nur die Einsatzkräfte gemeint, sondern alle anwesende Personen. Die Risikobereitschaft der Halter/-innen und anderer Menschen muss bei jedem Großtierrettungseinsatz Beachtung finden!

Neben diesem Aspekt sprachen die Teilnehmenden über passende Einsatzstrategien, über sicheres und zugleich für das Tier schonende Vorgehensweisen. Als Grundlage für die Diskussion dienten zahlreiche Videobeispiele von Großtierrettungen.

Übung mit „Sam“

Nun galt es, das erlernte im Praxisteil umzusetzen. Dafür hatte Trainer Lutz Hauch ein Gelände angefordert, das die Rettungskräfte vor echte Herausforderungen stellte. „Ideal sind Hänge und Gräben, Wasserläufe, Morast, Unterholz oder auch dichter Baumbestand“, so lehrt es ihn seine Erfahrung.

Mit im Gepäck hatte er den lebensgroßen Rettungsdummy „Sam“, der rund 200 kg auf die Waage bringt und mit beweglichen Gelenken ausgestattet ist, sowie einige Spezialwerkzeuge. Sie wurden so entwickelt, dass die Tiere möglichst schmerzfrei und schonend befreit werden können, ohne ihnen zu nahe kommen zu müssen.

In 90 % der Fälle werden Tierrettungen mit reiner Muskelkraft durchgeführt. So auch hier.
Für eine tierschonende Rettung braucht es Spezialwerkzeug und das richtige Know-How. Foto: Ralf Hettler

Mehrere Szenarien

Die Gruppe übte mehrere praxisnahe Situationen. Darunter etwa die Rettung aus einem verunfallten Transporter und aus einem Graben. Eine große Hausnummer war die Rettung mithilfe eines Hebegeschirrs und eines Krans. Dieser Spezialfall ist allerdings seltener zu erwarten, wie Lutz Hauch berichtet: „90 % aller Großtierrettungen kann man mit reiner Muskelkraft bewältigen.“

Lutz Hauch (ComCavalo),
sma

 

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