Wo bleibt die Notfallreform? Aufruf zur Verbesserung der Notfallversorgung
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Nach den jüngsten Terrorlagen in Deutschland fordern zwölf medizinische Fachgesellschaften die neue Bundesregierung auf, das NotfallG zur Reform der Notfallversorgung endlich umzusetzen. Mit einem Zehn-Punkte-Plan drängen sie u.a. auf bessere Vorbereitung und Schulung für Krisensituationen und Großschadenlagen.
Nach der Bundestagswahl und den erschütternden Terrorlagen der vergangenen Wochen u.a. in Magdeburg und München, richteten Vertreter/-innen zwölf medizinischer Fachgesellschaften Ende Februar ihre Forderungen an die neuen politischen Entscheidungsträger. Sie fordern, dass das NotfallG, das Gesetz zur Reform der Notfallversorgung, endlich vorangebracht und wie geplant verabschiedet wird. Zudem erwarten Sie dringend, dass das Gesundheitssicherstellungsgesetz (GeSiG) erstellt wird.
Diese Punkte fehlen für eine stabile Krisenversorgung
Im Zuge der Forderungen verschickten die Vertreter/-innen einen Zehn-Punkte-Plan zur Verbesserung der Notfall- und Katastrophenversorgung im deutschen Gesundheitswesen an die neuen Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik. Darin fordern sie die Übernahme von Verantwortlichkeiten, intensive Vorbereitungen auf Großschadenereignisse, regelmäßige Schulungen sowie Übungen von Notfallkonzepten und vor allem länder- und organisationsübergreifende Strukturen für den Ernstfall. Die Federführung bei der Erstellung des Zehn-Punkte-Plans übernahm Professor Felix Walcher, der Past Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Er war unmittelbar an der Patientenversorgung nach der Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt involviert und ist Direktor der Klinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Magdeburg.
Vorbereitung auf zukünftige Herausforderungen
Past Präsident Professor Walcher appelliert mit dem Zehn-Punkte-Plan deutlich an die zukünftige Regierung:
Die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen, die von allen in der Notfall- und Katastrophenmedizin involvierten Fachgesellschaften unterschrieben wurden, ist entscheidend, um auf zukünftige Herausforderungen ausreichend vorbereitet zu sein. […] Wir brauchen jetzt vor allem eine Reform der Notfallversorgung, um auf dem Land wie in der Stadt auch weiterhin tagtäglich Menschen in Not helfen zu können.
(Prof. Felix Walcher, Past Präsident DIVI)
Im Positionspapier warnt Walcher von einer zunehmenden Anzahl terroristischer Zustände und Amoklagen in Deutschland und zählt Magdeburg, München sowie Aschaffenburg als Beispiele auf. Hinzukommen Naturkatastrophen – hier verweist Walcher auf das Ahrtal oder die Sturzflut „Bernd“ in Rheinland-Pfalz. Im Resümee zu den vergangenen Großschadenlagen verdeutlicht er die dringende Notwendigkeit einer verbesserten Notfall- und Katastrophenversorgung. Hinzukommt, dass Deutschland als NATO-Mitglied im Bündnisfall die medizinische Versorgung einer Vielzahl von Patient/-innen gewährleisten muss. Deshalb fokussieren sich die Forderungen der Fachgesellschaften auf den Aufbau einer zivil-militärischen Zusammenarbeit.
Mehr Schulungen und Übungen in der Krisenversorgung benötigt
Die jüngsten Ereignisse in Magdeburg am 20. Dezember 2024 und München am 13. Februar 2025 haben bereits gezeigt, dass intensive Vorbereitungen sowie regelmäßige Schulungen und Übungen von Notfallkonzepten unabdingbar für eine sichere Patientenversorgung in Krisensituationen und Großschadenlagen sind. […] Wir hatten uns in Magdeburg zum Glück bereits fünf Jahre auf diesen Tag X intensiv vorbereitet und müssen beziehungsweise wollen daher Gelerntes aus dieser Situation unbedingt weitergeben.
(Prof. Felix Walcher, Past Präsident DIVI)
Gerade auf regionaler Ebene seien die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Bewältigung von Großschadenereignissen häufig unzureichend koordiniert und sehr unterschiedlich. Hinzukommt der enorme Übungsbedarf für den Katastrophen- oder Kriegsfall, der weder gesichert finanziert noch ausreichend ausgebaut ist. „Im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) wird die kostenintensive Vorbereitung der Krankenhäuser auf den Katastrophen- und Kriegsfall sogar ganz ausgeklammert“, so Walcher über die aktuelle Gesetzeslage und die damit verbundene Notwendigkeit eines Gesundheitssicherstellungsgesetztes (GeSiG).
Die Priorität des Zehn-Punkte-Plans
Die neue Regierung ist noch nicht im Amt. Es gibt viel zu tun und wir sind bei Weitem nicht die Einzigen, die jetzt mit Forderungen kommen. […] Aber ich spreche hier für alle Mitarbeitenden aus dem präklinischen und klinischen Sektor der Notfallmedizin: Diesen Zehn-Punkte-Plan gilt es, jetzt und sofort umzusetzen! Denn wir alle haben in der Corona-Pandemie bereits gesehen, dass ohne Gesundheit nichts mehr geht. Ein gut funktionierendes Gesundheitssystem im Notfall ist eine tragende Säule unserer Gesellschaft.
(Prof. Florian Hoffmann, DIVI-Präsident)
Um das Positionspapier „10 Punkte zur Verbesserung der Notfall- und Katastrophenversorgung im deutschen Gesundheitswesen“ anzuschauen, klicken Sie bitte hier (oder hier zum Download).
Folgende Fachgesellschaften unterzeichneten die Forderung:
- Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands (BAND)
- Deutsche Arbeitsgemeinschaft Krankenhaus Einsatzplanung (DAKEP)
- Sektion Notfallmedizin der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)
- Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
- Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA)
- Deutsche Gesellschaft Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN)
- Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS)
- Deutsche Gesellschaft für Rettungsdienst und präklinische Notfallmedizin (DGRN)
- Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)
- Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)
- Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF)
- Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF)
Quelle
- Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)
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