Silvester 2024: Eine Bilanz der Feuerwehren
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Die Feuerwehren bundesweit erlebten eine einsatzreiche Silvesternacht, die traditionell eine der arbeitsintensivsten des Jahres ist. Von Berlin bis München, von Gelsenkirchen bis Pinneberg – überall waren Einsatzkräfte gefordert, Brände zu löschen, Rettungsdiensteinsätze zu bewältigen und Technische Hilfe zu leisten. Dabei gab es nicht nur kleinere Vorfälle wie Mülltonnenbrände, sondern auch schwere Unfälle durch Pyrotechnik und vereinzelte Angriffe auf Einsatzkräfte. Trotz technischer Herausforderungen und hoher Einsatzbelastung bewältigten die Feuerwehrleute ihre Aufgaben mit großer Professionalität. Dennoch bleibt die Diskussion um den Umgang mit Feuerwerk ein zentraler Punkt der Nachbetrachtung.
Feuerwehreinsätze in Ballungsgebieten
Die Berliner Feuerwehr bereitete sich umfassend auf die Silvesternacht vor, die traditionell als einsatzreichste Nacht des Jahres gilt. Über 1.500 Einsatzkräfte standen bereit – dreimal so viele wie im Regelbetrieb. Neben den 500 regulären Kräften der Berufsfeuerwehr unterstützten mehr als 500 Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehren, Hilfsorganisationen, die Bundeswehr und das Technische Hilfswerk die Einsätze. Im Fokus standen die Bewältigung eines erhöhten Aufkommens an Notfallrettungen und Bränden. Während die Feuerwehr an normalen Tagen rund 1.450 Einsätze bearbeitet, wurden in der Silvesternacht zwischen 19.00 und 6.00 Uhr 1.892 Einsätze registriert. Darunter fielen 825 gemeldete Brände, 847 Rettungsdiensteinsätze und 220 Technische Hilfeleistungen sowie weitere Einsätze. Gegen 1.40 Uhr kam es durch das hohe Notrufaufkommen zu technischen Problemen beim Notruf 112. Trotz einer schnellen Umstellung auf ein Redundanzsystem verlängerten sich die Annahmezeiten. Die Leitstelle der Berliner Feuerwehr blieb jedoch durchgängig einsatzbereit, nahm Notrufe entgegen und koordinierte zuverlässig die Einsätze.
Die Feuerwehr Essen (NRW) hatte in der Silvesternacht alle Hände voll zu tun: Insgesamt rückten Rettungsdienst und Feuerwehr zu 283 Einsätzen aus. Die Bilanz der Nacht umfasst 107 Brandereignisse und 176 Rettungsdiensteinsätze. Darunter fielen 98 Kleinbrände und 7 mittlere Brände. In kurzem Abstand standen drei Balkons in Essen an verschiedenen Standorten in Flammen. Die Einsatzfahrzeuge trafen schnell ein und löschten die Brände ab, sodass niemand zu Schaden kam. Ein Wohnzimmer nahm Schaden, in den anderen zwei Fällen wurde ein Übergreifen des Brandes auf die Wohnung verhindert.
In München (BY) kam es in der Silvesternacht zu 190 Feuerwehreinsätzen (Vorjahr: 183), 128 Notarzteinsätzen und 402 Rettungsdiensteinsätzen. Ähnlich wie im Vorjahr waren die freiwillige Feuerwehr und die Berufsfeuerwehr München gut aufgestellt. Wie auch in anderen Städten brannten in der bayerischen Hauptstadt zahlreiche Mülltonnen, Container und Mülltonnenhäuser. Zum Teil standen hier ganze Einhausungen mit mehreren Großraumtonnen in Vollbrand. Auch in München kam es zu einem massiven Balkonbrand, der sich auf die umliegenden Balkons ausbreitete und auf die Wohnungen übergriff. Mit Drehleiter und mehreren Rohren führten die Einsatzkräfte einen umfangreichen Löschangriff durch. Der Einsatz dauerte knapp zwei Stunden.
Neben den zahlreichen Bränden verursachte Pyrotechnik auch schwere Unglücksfälle. In Hamburg kam es im Stadtteil Ochsenwerder kurz nach Mitternacht zu einem Böllerunfall, bei dem ein junger Mann (20) durch die Explosion seiner Pyrotechnik tödlich verunglückte. Die Ermittlungen zum Unfallhergang übernahm die Polizei Hamburg.
In Dresden (SN) rückte die Feuerwehr zu 88 Einsätzen (Vorjahr: 85) mit Schwerpunkt brennender Müllcontainer aus. Unterstützt wurde die Feuerwehr wie in jedem Jahr vom THW. Erstmalig waren die Ehrenamtlichen an der Feuer- und Rettungswache 4 in Dresden-Löbtau stationiert. Sie übernahmen Aufgaben wie die Absicherung von Einsatzstellen, Technische Hilfeleistungen und die Sicherstellung der Löschwasserversorgung.
Die Feuerwehr Frankfurt am Main (HE) traf sorgfältige Vorbereitungen für die Silvesternacht. Dank einer vorausschauenden Planung konnte trotz der zahlreihen Einsatzstellen und Notrufe überall schnell und professionell geholfen werden. Bereits im Vorfeld wurden zusätzliche Ressourcen im Brandschutz und Rettungsdienst bereitgestellt. Gegen 1.00 Uhr lag die größte Anzahl zeitgleicher Rettungseinsätze vor.
In anderen Städten wie Bremen (HB) oder Celle (NI) kam es zwar zu einem hohen Einsatzaufkommen, aber keinen großen Störungen. Die besondere Wettersituation mit starkem Wind erweiterte zwar das Einsatzspektrum in Niedersachsen, verursachte aber keine größeren Schäden. Brennende Müllbehälter oder Pkw hielten die Einsatzkräfte auf Trapp. Eine genaue Zahl wie viele Pkw in der Silvesternacht gebrannt haben, ist nicht bekannt. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schätzt, dass an Silvester bis zu 1000 Pkw in Brand geraten, so viele wie sonst in einem ganzen Monat.
In Dortmund (NRW) rückte die Feuerwehr zu 70 Brandeinsätzen aus. Ein größerer Brand ereignete sich in der Innenstadt gegen 0.20 Uhr, als eine Rakete durch ein geschlossenes Fenster schoss und in einer Wohnung explodierte, was einen Wohnungsbrand auslöste. Als die ersten Einsatzkräfte eintrafen, stand die Ein-Zimmer-Wohnung im zweiten Obergeschoss bereits in Flammen. Dank der zügigen Löschmaßnahmen konnte ein Übergreifen des Feuers auf angrenzende Wohneinheiten verhindert werden. Etwa eine Stunde später waren die Arbeiten der Feuerwehr abgeschlossen und die nicht mehr bewohnbare Wohnung wurde für die Ermittlungen an die Polizei übergeben.
Während in vielen Städten ab 3 Uhr die Zahl der Notrufe abnahm, kam es in Bonn (NRW) um 3.30 Uhr zu einem Einsatz im Betriebshof Beuel, der nichts mit Pyrotechnik zu tun hatte: Hier war eine Straßenbahn mit dem Drehgestell aus den Schienen gesprungen. Die Rüsteinheit konnte die Bahn anheben, verschieben und anschließend wieder auf den Schienen eingleisen. Gegen 5.10 Uhr waren die Maßnahmen beendet.
Feuerwehreinsätze in ländlichen Gebieten
Nicht nur in Großstädten gab es Einsätze zur Silvesternacht. Auch in kleineren Gemeinden war die Nacht ereignisreich. Die Feuerwehren im Kreis Rendsburg-Eckernförde (SH) waren am Silvesterabend und in der darauffolgenden Nacht stark gefordert: Zwischen 19.00 Uhr und 6.30 Uhr registrierte die Regionalleitstelle Mitte in Kiel insgesamt 19 Brandeinsätze und sieben Technische Hilfeleistungen. Die Bandbreite der Brandeinsätze reichte von brennenden Mülltonnen und Buschbränden über ein Gartenhaus bis hin zu einem Großfeuer in Reesdorf.
In Pinneberg (SH) war die Nacht mit 53 Einsätzen (Vorjahr: 47) herausfordernder. Ein Großfeuer in Halstenbek, verursacht durch den Brand zweier Carports, forderte über 100 Einsatzkräfte für mehrere Stunden. Schleswig-Holstein verzeichnete insgesamt eine hohe Einsatzbilanz mit 478 Einsätzen – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 310 Einsätzen im Vorjahr.
Die Silvesternacht verlief in Xanten (NRW) ruhig, mit nur drei Einsätzen der Feuerwehr, bei denen Müll- und Altkleidercontainer brannten.
In Menden (NRW) kam es nicht zu einem außergewöhnlichen hohen Einsatzaufkommen, trotzdem forderten einige Kleinbrände vom Containern und Hecken die örtliche Feuerwehr. Größere Sachschäden oder Personenschäden blieben glücklicherweise aus.
In Neuss (NRW) kam es zu weniger Einsätzen als in den Vorjahren. Dieses Jahr an Silvester kam es zu 19 Einsätzen, im Vorjahr (2023/24) waren es 24 Einsätze, und 2022/2023 sogar 34 Einsätze. Resümierend ist zu sagen, dass es zu einer ruhigen Nacht ohne Übergriffe auf Einsatzkräfte der Feuerwehr kam. Im Gegenteil: An allen Einsatzstellen verhielten sich die Umstehenden erneut vorbildlich, unterstützten teils durch das eigenständige Löschen kleinerer Brände und zündeten ihr Feuerwerk sicher und verantwortungsvoll.
Dass Feuerwerkskörper zu gefährlichen Verletzungen führen können, musste eine Person aus dem Landkreis Stade (NI) am eigenen Leib erfahren. Gegen 21.25 Uhr kam es in Drochtersen zu einem Einsatz mit einer durch Pyrotechnik schwer verletzten Person. Ein 21-jähriger Mann zündete einen mitgebrachten Feuerwerkskörper in einem Kunststoffrohr, das sofort explodierte. Dabei erlitt ein 23-Jähriger schwerste Gesichtsverletzungen, während der 21-Jährige leichte Verletzungen am Hinterkopf davontrug. Nach einer Erstversorgung durch Notarzt und Rettungsdienst wurde der Schwerverletzte mit zunächst lebensgefährlichen Verletzungen ins Stader Elbeklinikum gebracht und anschließend per Rettungshubschrauber in eine Hamburger Klinik verlegt. Laut den Ärzten besteht derzeit keine Lebensgefahr mehr. Die Herkunft des Feuerwerkskörpers ist bislang ungeklärt, und die Polizei nahm entsprechende Ermittlungen auf.
Gewalt gegen Einsatzkräfte
In Gelsenkirchen (NRW) kam es in der Silvesternacht zu einem bedauerlichen Vorfall, bei dem Einsatzkräfte beim Eintreffen an der Einsatzstelle mit Raketen beschossen wurden. Glücklicherweise blieb es bei Sachbeschädigungen, und niemand wurde verletzt. Ein ähnlicher Angriff ereignete sich in Pforzheim: Dort wurde ein Löschfahrzeug mit Feuerwerkskörpern und einem Stein beworfen, was einen Sachschaden in Höhe von mehreren tausend Euro verursachte. Auch hier gab es glücklicherweise keine Verletzte.
„Die Angriffe auf unsere Einsatzkräfte und die Beschädigung von Einsatzfahrzeugen sind völlig inakzeptabel. Ich verurteile dieses Verhalten auf das Schärfste. Wir werden diese Vorfälle in enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung konsequent zur Anzeige bringen. Wer uns angreift, nimmt in Kauf, dass wir später oder gar nicht helfen können.“, so
der Amtsleiter der Feuerwehr Pforzheim Sebastian Fischer.
Kein Bundesland blieb von einem erhöhten Notrufaufkommen in der Silvesternacht verschont. Klar zeichnet sich ab, dass in Ballungsgebieten mehr Brandeinsätze aufkommen als in ländlichen Gebieten. Aber auch kleinere Gemeinden hatten viel zu tun. Die Beispiele aus den einzelnen Städten zeigten auf, dass Müllcontainer- oder Heckenbrände flächendeckend entstanden sind. Wie in jedem Jahr gibt es zahlreiche Verletzte und leider auch 5 Tote wegen unsachgemäßem Gebrauch mit Pyrotechnik. Die Diskussion um ein Verbot von Feuerwerkskörpern ist auch in diesem Jahr erneut Thema.
Quellen
- Feuerwehr Berlin
- Feuerwehr Bochum
- Feuerwehr Bremen
- Feuerwehr Celle
- Feuerwehr Dortmund
- Feuerwehr Dresden
- Feuerwehr Essen
- Feuerwehr Frankfurt am Main
- Feuerwehr Gelsenkirchen
- Feuerwehr Hamburg
- Feuerwehr Kamen
- Feuerwehr München
- Feuerwehr Neuss
- Feuerwehr Pforzheim
- Feuerwehr und Rettungsdienst Bonn
- Feuerwehr Xanten
- Freiwillige Feuerwehr Menden
- Freiwillige Feuerwehr Springe
- GDV | Kathrin Jarosch
- Kreisfeuerwehrverband Pinneberg
- Kreisfeuerwehrverband Rendsburg-Eckernförde
- Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein
- Landratsamt Esslingen
- Polizeiinspektion Stade
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